Bunt, frech und musikalisch: Acht Gruppen sind am Samstagabend durch das Gasthaus „Blume“ und weitere acht Schnurr-Wirtschaften in Hausach getourt und hatten für ihr Publikum nach zwei Jahren Pause wieder viele schöne Schnurrstücke dabei.
Im Lockdown hatten sich die Bürger vermehrt der heimischen Tierwelt zugewandt und damit auch tierischen Schnurrstoff geliefert. Die „Mini-Rocker“ deckten schonungslos einen Fall von Gassi-Geh-Hunde-Leasing auf, bei dem der Vertragsbestandteil „kein Haufi, nur Pipi“ den Leasing-Nehmer am Ende der Gassi-Runde vor arge Probleme gestellt hatte.
Auch die beiden anderen Schnurren endeten für für die Beteiligten tragisch. Mit Violine und E-Piano nahmen die Mini-Rocker ihr Publikum mit auf eine Reise ins Herz von „Mister Baywatch“ Horst Ukat, der sich im Hausacher Fachhandel die Vorzüge seines neuen Kühlschranks auf einem großen Fernseher schildern ließ und bei Lieferung die wahre Größe des Kühlgeräts erkennen musste. Ein schnöder Holzdiebstahl zum Zwecke der Gewinnung von Bastel-Holz fand zudem im Einbach sein jähes Ende mit der Grünschnittabfuhr.
Das Drei-Mann-Trio-Terzett arbeitete sich musikalisch am Schwimmbad-Bauboom unter der Burg ab. Die Variante für den kleinen Geldbeutel („hellblauer Gummi-Pool“) führte dank Undichtigkeiten („ein Loch ist im Pool, ein Loch“) beim Nachbarn zu „Spuren im Sand“. Mit viel Spaß an der Musik verwoben die drei älteren Herren bekannte Gassenhauer zu einer unterhaltsamen Schnurre.
Die „Anonymen Schwarzwälder“ schilderten eindrücklich einen Abend im Einbach, bei der schaurige Notrufe zu später Stunde eine Rettungskette der besonderen Art in Gang setzten. In ihrer zweiten Schnurre erfüllten die beiden ihren öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag zur Schilderung des körperlichen Akts der Arterhaltung beim Homo sapiens („die Lotusblüte öffnet sich, der Kolibri setzt an zum Stich“) und schilderten die selten vorkommende „postsexuelle Amnesie“, die einem Hausacher mehrere Facharztbesuche beschert hatte.
Nachruf auf einen Eber namens Rudi
Die „Kellerkinder 2.0“ wählten für ihre Schnurre im vergleichbaren Kontext das Privatsender-Format und enthüllten, mit welchem Print-Medium der neue Nikolaus versehentlich die Hülle des „Goldenes Buches“ für seinen ersten Auftritt vor Kindern beim Adventsmark befüllt hatte. „Der hat im Goldenen Buch ein Porno-Heft“, twitterten die drei als Nikolaus verkleidet.
Die „Amigos und Bandidos“ und die „Vier Viertele“ nahmen sich in ihren Schnurren Vorgängen in und ums Rathaus an. Die „Vier Viertele“ deckten die Machenschaften der Hausacher Honig-Mafia auf, die in der Corona-Zeit schamlos eine Notlage im Rathaus ausgenutzt und den Honig für die Geburtstagsjubilare gleich zweimal verkauft hatte.
Mit einer wertschätzenden Schnurre formulierten die „Vier Viertele“ einen Nachruf auf Eber Rudi, für den sich im Breitenbach keine Breitenbache gefunden hatte.
Die „Amigos“ stellten genüsslich einen Dreh für den Hausacher Podcast nach, bei dem Hartmut Märtin und Jürgen Cleber den Schwarzwaldguide und Alt-Rentner Alfred Ruf so zugesetzt hatten, dass dieser in bester Loriot-Tradition seinen Text durcheinander brachte.
Zur Mitmach-Schnurre musste Rennrad-Chef Ralf Sum für die Radtour eines Edel-Fußballfans von Fischerbach nach Hausach in die Pedale treten.
Die „Gutacher“ zeigten eine tierische Schnurre, bei der ein von einem wohlmeinenden Hausacher HNO-Facharzt „geretteter“ Athener Straßenkater seine Sicht der Dinge schildern durfte. „Akropolis adieu“ und „ich war der Stecher von Athen“ heulte der Straßentiger.
Die zarte, bisher nur über Instagram geführte Liaison zwischen Cathy Hummels und dem Gutacher Bürgermeister Siegfried Eckert war als Schnurre zur kulturellen Aneignung hier und übertriebener Wache über das Bollenhut-Brauchtum dort natürlich ein Selbstläufer.
Nach 25 Jahren beendeten die „Blättle“ mit einer schönen Schnurre zur Jagd eines Hausachers auf Maulwurf und Marder in der „Blume“ als letzter Schnurrbeiz weit nach Mitternacht ihre Schnurrkarriere.