Dieser Ahorn kann was: Er wird bis zu 15 Meter hoch, seine Stämme können sechs Meter breit werden, im Herbst färben sich die Blätter karminrot – der „Baum der Gleichberechtigung“ schlägt seine Wurzeln beim Eyachbad.
Ausgesucht hat den Ahorn mit dem Namen „Flammender Herbst“ Andreas Schnitzer vom Tiefbauamt Balingen. Seinen ersten Auftritt hatte „Aver freemanii“ beim Weltfrauentag im März, dort noch mit kahlen Ästen und in einen Kübel eingepflanzt. Passanten waren vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aufgerufen, ihre Wünsche und Forderungen aufzuschreiben und an den Baum zu hängen.
„Gleicher Lohn für Frauen und Männer“, „keine Diskriminierung“, „Landrätinnen und Bürgermeisterinnen“ oder „gerechte Aufteilung der Care-Arbeit“ – solche und weitere Forderungen sind zusammen gekommen. Beim offiziellen Pflanztermin flatterten sie an einer Wäscheleine im Wind.
Die Finanzen werden meist von Männern verwaltet
„Gleichberechtigung braucht Pflege und ein besseres Klima“, zog Oberbürgermeister Dirk Abel einen Vergleich zum derzeit grün beblätterten Ahorn. Annegret Lang (Seniorenvertreterin der Gewerkschaft Verdi) verwies auf Artikel 3 des Grundgesetzes: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ wurde vor 75 Jahren festgeschrieben.
Die Baumpflanz-Aktion ist ein Gemeinschaftsprojekt des DGB und des Frauennetzwerks Zollernalb, das sich 2022 gegründet hat. Dessen Vertreterin Sophie Seng stellte die Frage, woran es denn liege, dass deutlich weniger Frauen in Führungspositionen oder in der Politik zu finden seien als Männer. Sie fand ein Beispiel aus den Pflegeberufen: „Die Arbeit am Menschen wird von Frauen gemacht, aber die finanziellen Mittel dafür werden von Männern verwaltet.“
Im Landratsamt setzt man auf Frauenpower
Es tut sich was bei den Verwaltungen. Die Stadt Balingen habe drei Amtsleiter-Posten mit Frauen besetzt, weitere sollen folgen, so Abel. Und auch im Landratsamt setzt man auf Frauenpower, wie Landrat Günther-Martin Pauli sagt. Zwei Drittel der Mitarbeiter seien Frauen, immer mehr würden in Führungspositionen gehen. Für ihn zukunftsweisend, denn: „in meiner Heimatstadt wurden vor 35 Jahren erst Frauen in den Gemeinderat gewählt.“
Muhterem Aras unterstützt die Aktion
Der Baum soll nach Angaben des Frauennetzwerks den Weg zur Gleichberechtigung und Gleichstellung begleiten, erinnern und dazu auffordern, weiter engagiert zu sein.
Von einer Mitarbeiterin des Frauenhauses wurden dem Landrat „Karten zur Beratungsstelle“ überreicht. Elke Börnard hatte Bilder zum 30-jährigen Bestehen der Beratungsstelle „Feuervogel“ dabei.
Koordiniert wurde die Aktion von Salvatore Bertolino (DGB). Bei ihrem Besuch Ende April in Balingen sagte Landtagspräsidentin Muhterem Aras der Aktion „Baum der Gerechtigkeit“ ihre Unterstützung zu.