Ping-Pong zwischen Frauenpolitischer Sprecherin des Landesverbands und einer Liedermacherin von Champions-League-Niveau: Der Abend „Frauen in die Kommunalpolitik“ mit den Frauen von Bündnis ’90/Die Grünen war ein Wahlkampfauftakt nach Maß.
„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als sie den Männern alleine zu überlassen“, meint nicht nur Sophie Seng – das meinen alle Frauen, die sich bei Bündnis ’90/Die Grünen, konkret: im Sozialbeirat des Kreisverbands Zollernalb, engagieren. Deshalb wollen sie Lust wecken bei Frauen, sich politisch zu engagieren, und haben dazu ein Ping-Pong-Spiel vorbereitet, das alles andere als eine ernste Sache ist. Denn die Aufschläge macht Liedermacherin Elena Seeger.
Warum ist die Liedermacherin aus dem Killertal eigentlich noch nicht weltberühmt? Verdient hätte sie es, denn sie hat nicht nur eine fantastische Stimme, sondern auch höchst originelle Songs im Gepäck: mit coolen Melodien, knackig gereimten Texten und frechem Witz. Auf Hochdeutsch und Älblerisch besingt sie Themen, die Anna Peters, Frauenpolitische Sprecherin des Grünen-Landesverbandes Baden-Württemberg, aufgreift und aufzeigt, warum Frauen dabei politisch mitreden sollten, um etwas zu verbessern.
Verantwortung beginnt vor Ort
„18 Cent“ etwa beziffert den Lohn, den eine Näherin in Bangladesch für ein ganzes Hemd bekommt, und Peters zeigt Wege wie das Lieferkettengesetz und Maßnahmen vor Ort – etwa Verantwortung als Fair-Trade-Kommune zu übernehmen – auf, um der Globalisierung ihre beißenden Zähne zu ziehen. „Gemischter Salat“ ist das Lied, das Gemüse zum Sprechen bringt, damit es erzählen kann, welche Pestizid- und Wachs-Bäder es durchlaufen muss, um hübsch anzusehen, aber geschmacklos, auf dem Teller zu landen – wieder eine Steilvorlage für Anna Peters. Deren Spezialgebiet freilich ist die Finanzpolitik, damit geht sie in den Wahlkampf um ein Mandat im Europaparlament, und natürlich mit dem „Querschnittsthema Frauenpolitik“, denn diese betrifft alle Bereiche des öffentlichen Lebens.
Silke Edele als Vorbild vor Augen
Das zeigen auch die Frauen des Sozialbeirats in ihren Info-Blocks auf, wollen klar machen, warum es so wichtig ist, sich politisch einzubringen, wie Sophie Seng sagt. Sonja Allgaier berichtet vom Kampf der Grünen für eine Gleichstellungsbeauftragte im Zollernalbkreis und von Silke Edele, inzwischen Bürgermeisterin in Weilen unter den Rinnen, die mit „ viel Power“ dieses Feld bewirtschafte, vom Weltfrauentag und dem Einsatz für das Frauenhaus Balingen.
Sabrina Hipp, Stadträtin in Albstadt, zeigt Beispiele der Kommunalpolitik, bei denen es besonders wichtig sei, dass Frauen sich einbringen: von Barrierefreiheit bis Fahrradständer, von Sicherheitspolitik bis zu öffentlichen Toiletten, von Spielmöglichkeiten bis zu Plätzen für Mädchen. „Je mehr wir werden, desto mehr können wir bewegen“, betont sie.
Weitere Themen in den Infoblöcken sind die Kindergärten und die Chancen auf frühkindliche Bildung und das Ehrenamt als „Motor der Demokratie“.
Vor allem aber soll der Abend der Vernetzung dienen: Bei Getränken und Knabbereien lassen sich die Frauen anstecken von Anna Peters, die „aus Frust Motivation geschöpft“, mit 13 schon – ohne ihre Eltern – gegen Atomkraftwerke demonstriert hat und dafür wirbt, „dass Frauen an der Spitze der Veränderung stehen“ sollten.
Mit der zauberhaften Musik von Elena Seeger, ist es trotz der ernsten Themen sogar ein richtig vergnüglicher Abend, und spätestens nach dem langen Unterhaltungsblock im zweiten Teil fragen sich wohl alle: Warum ist sie eigentlich noch nicht weltberühmt?