An der Hochschule Offenburg gibt es etwa 1200 Studentinnen und 2500 Studenten, weniger als ein Prozent sind divers. Gleichstellungsbeauftragte Simone Braun arbeitet daran, dass junge Frauen sich auch im technischen Bereich mehr zutrauen. Foto: Fichtner

Frauen sind in der Wissenschaft laut Statistik noch immer unterrepräsentiert. Die Hochschule Offenburg stellt keine Ausnahme dar, nur jede sechste Professur ist von einer Frau besetzt. Gleichstellungsbeauftragte Simone Braun setzt sich mit ihrem Team dafür ein, dass sich das ändert – mit Förderung und Vorbildern.

Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am heutigen Dienstag rückt das Thema der Gleichstellung in den Fokus. Laut des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland unter allen Forschern nur etwa 30 Prozent Frauen.

 

Eine Verteilung, wie sie auch auf die Hochschule Offenburg zutrifft: Von den insgesamt rund 3700 Studenten sind nach Angaben der Hochschule 33 Prozent weiblich. Unter den Professoren sind es rund 17 Prozent.

„Frauen bringen andere Herangehens- und Denkweisen mit und stellen oft andere Forschungsfragen. Studien zeigen: Je diverser ein Team, desto besser die Ergebnisse“, erklärt Simone Braun, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Offenburg. Sie berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion mit welchen Herausforderungen Frauen und Mädchen in der Wissenschaft zu kämpfen haben und wie ihnen dabei geholfen wird, sie zu meistern.

Gleichstellungsbeauftragte haben viele Aufgaben

Strukturelle Probleme wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielten eine Rolle dabei, dass wenige Frauen in der Wissenschaft sind, erläutert Braun. Doch auch unbewusste Vorurteile im Umfeld wie „Frauen können mit Technik nicht umgehen“, erschweren oder verhindern den Weg ins technische oder ingenieurwissenschaftliche Studium und die Wissenschaft. Hinzu kommt noch ein weiterer Aspekt, den Braun so formuliert: „Frauen hinterfragen häufiger ihre eigenen Fähigkeiten.“

Die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschule Offenburg – neben Simone Braun als Verantwortliche im Allgemeinen auch Stellvertreter an jeder Fakultät – haben vielfältige Aufgaben. Dazu gehören unter anderem die Arbeit in verschiedenen Gremien, die Beteiligung und Abstimmung in Berufungskommissionen, die Konzeption und Evaluierung der Studiengänge sowie Beratungen. Zusätzlich arbeiten sie an verschiedenen Projekten – sowohl im Verbund mit anderen Institutionen als auch intern an der Hochschule.

Eines davon ist das Programm „Mentoring Future“. Es bietet Studentinnen und Doktorandinnen Unterstützung und bringt sie mit erfolgreichen Frauen aus der Wirtschaft in Kontakt.

Anteil der Frauen in der Wissenschaft steigt

„Es ist wichtig den jungen Frauen und Mädchen weibliche Vorbilder zu zeigen“, sagt Braun. Einige dieser Mentorinnen seien ehemalige Absolventinnen der Hochschule. Die Hochschule erhielt außerdem eine Förderung des „Professorinnenprogramm 2030“. Eine Bund-Länder-Förderung, so Braun, die zusätzliche Maßnahmen zur Gleichstellung ermöglicht. Dazu gehören in Offenburg unter anderem gezielte finanzielle Unterstützung und aktive Ansprache von Frauen für Professuren.

In den vergangenen Jahren habe sich bereits eine positive Entwicklung abgezeichnet, skizziert Braun. Seit 2019 sei der Anteil an weiblichen Studentinnen an der Hochschule Offenburg um vier Prozent gestiegen. Bei den Professorinnen waren es fünf Prozent. „Ideal wäre es, wenn wir nicht mehr über Gleichstellung sprechen müssten, weil sie selbstverständlich gelebt wird“, so Braun.

Hochschule will Mädchen früh für Technik begeistern

Die Hochschule habe einen Fokus auf MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). „Mädchen müssen schon früh dafür begeistert werden, damit diese Richtung dann später auch für ihre Karriere in Frage kommt“, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte. In der Grundschule hätten viele das Interesse noch, es ginge aber oft mit der Zeit verloren.

„Es geht bei Gleichstellung aber nicht nur um Frauen. Auch das Alter, der soziale und kulturelle Hintergrund und weitere Aspekte spielen eine Rolle“, betont Braun. Und nicht nur die Wissenschaft sei wichtig, sondern auch alle anderen Bereiche wie Wirtschaft, Industrie und Politik.

Das sagt das Landeshochschulgesetz

Seit 2005 ist die Gleichstellung im Landeshochschulgesetz verankert. „Die Hochschulen fördern bei der Wahrnehmung aller Aufgaben die tatsächliche Durchsetzung der Chancengleichheit von Frauen und Männern und wirken auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“, heißt es dort.