Eine Frau in einer Führungsposition beim Männerturnverein: MTV-Präsidentin Ulrike Zeitler Foto: Baumann

Barbara Schneider ist eine Frau der klaren Worte. „Frauen schrecken vor Führungspositionen zurück, weil sie es sich nicht zutrauen oder weil es zeitlich schwer mit der Familie zu vereinbaren ist“, sagt sie bei der Veranstaltungsreihe „Frauen in Führungspositionen“ des Landessportverbandes Baden-Württemberg.

Stuttgart - Barbara Schneider ist eine Frau der klaren Worte. „Frauen schrecken vor Führungspositionen zurück, weil sie es sich nicht zutrauen oder weil es zeitlich schwer mit der Familie zu vereinbaren ist“, sagt Barbara Schneider beim Start der Veranstaltungsreihe „Frauen in Führungspositionen“ des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSV). Sie blickt auf 15 Jahre Führungserfahrung in Unternehmen zurück, arbeitet als Management-Coach und hat zwei Bücher über Frauen im Beruf geschrieben. Ihre Botschaft: besser vernetzen, den Sprung ins kalte Wasser wagen, sich selbst vermarkten, dranbleiben. „Blitzkarrieren sind auch bei Männern selten, ein langer Atem zahlt sich aus“, sagt die Autorin.

Der Alltag in der Sportpolitik ist ein anderer. In Baden-Württemberg besetzen derzeit in nur drei Sportfachverbänden Frauen das höchste Amt. Rund ein Drittel der Fachverbände haben überhaupt keine Frau im Präsidium. „Frauen engagieren sich mehr in der Schule, wir brauchen auch im Sport eine andere Willkommenskultur“, sagt der scheidende LSV-Präsident Dieter Schmidt-Volkmar. Als Mutmacherin könnte Hannelore Langer dienen, Landesoberschützenmeisterin beim Württembergischen Schützenverband. „Ich war unzufrieden mit den Zuständen im Verband, und ich wollte das Amt haben“, sagt sie. Basisnähe hat sie sich auf die Agenda geschrieben. Ihr Stil kommt an. Vor zwei Jahren wurde sie mit 96 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Doch die Sportpolitik ist noch immer eine Männerwelt.

Gespalten beim Thema Geschlechterquote

Diese Erfahrung machte auch Ulrike Zeitler, seit Juni 2012 Chefin beim Männerturnverein (MTV) Stuttgart. „Frauen werden in diesen Männerbünden nicht wahrgenommen“, sagt Ulrike Zeitler. Als Verwaltungsrichterin hat sie keine Akzeptanzprobleme bei ihren Kollegen. Auch ohne den oft bemühten Stallgeruch hat sie schon einiges beim MTV bewegt: Das Präsidium wurde verjüngt, und der Verein legt den Fokus wieder aufs Kunstturnen, also auf seine Wurzeln. Von ihrem kollegialen Führungsstil weicht sie nicht ab, auch wenn die Einbindung von Teammitgliedern Frauen oft als Führungsschwäche ausgelegt wird. Sie fährt dabei gerne nach dem Motto: Frauen tut Sport gut, und Frauen tun dem Sport gut.

Gespalten ist sie beim Thema Quote. Der Deutsche Olympische Sportbund hat 2014 eine Geschlechterquote beschlossen. In allen seinen Gremien müssen künftig Frauen und Männer zu jeweils mindestens 30 Prozent vertreten sein. „Ich habe keine abschließende Meinung, die Quote könnte eine Starthilfe sein“, sagt Ulrike Zeitler. Einen anderen Weg ist Michaela Netzer-Voit gegangen, Vizepräsidentin beim Schwäbischen Turnerbund und zuständig für 13 Sportarten.

Sie war aktive Turnerin, dann geschäftsführende Vorsitzende beim SV Vaihingen, bei dem sie noch immer die Turnabteilung leitet. „Ich weiß, wovon ich rede, und denke, dass Frauen in einem Amt die Sache mit Weitblick und pragmatisch angehen“, sagt Michaela Netzer-Voit. Ihr Antrieb war es immer, im Sport etwas zu entwickeln, und sie hatte dabei stets die Rückendeckung der Familie. „Ich kann Frauen nur raten, ihr Potenzial auszuschöpfen und dabei authentisch zu bleiben“, sagt die 51-Jährige. Da würde auch Barbara Schneider nicht widersprechen.