Während die Meinungen bezüglich Wück gespalten sind, gilt Spanien als klarer Favorit. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/AP und Abbie Parr/AP/dpa

Deutschland startet am Freitag (21 Uhr) mit dem Spiel gegen Polen in die Frauen-Fußball-EM. Unsere Redaktion hat vorab ein paar Prognosen aus dem Nördlichen Schwarzwald eingeholt.

Während die Männer die umstrittene Club-WM spielen, geht es für die Frauen um die Krone im Europäischen Fußball. Anders als früher gilt Rekord-Europameister Deutschland nicht bei jedem als Topfavorit. Für manche ist der amtierende Vize-Europameister nur ein Geheimfavorit.

 

Die deutsche Auswahl ist eine Wundertüte

Matthias Illg, Cheftrainer bei den Damen des SV Musbach, steht der Truppe von Nationaltrainer Christian Wück mit gemischten Gefühlen gegenüber: „Deutschland ist schwer einzuschätzen. Von dem Aus in der Vorrunde bis zum Titel ist alles möglich. Ich glaube aber nicht, dass es weiter als das Halbfinale geht. Im Viertelfinale wartet wahrscheinlich dann ein Gegner aus der Todesgruppe D“.

Sorgen um die Defensive

Sollte Deutschland die Gruppe C überstehen, würde es im Viertelfinale gegen die Niederlande, Frankreich, Wales oder die englischen Titelverteidiger gehen.

Jedes dieser Teams kann der DFB-Auswahl weh tun, ist sich Illg sicher: „Deutschland spielt nach vorne gut, nach hinten hat Wück es aber noch nicht geschafft, sein System komplett zu etablieren und defensiv für alles eine Lösung zu finden. Deutschland ist für mich ein Geheimfavorit, viel mehr aber nicht.“ Eine andere Nation hat es dem SVM-Coach dafür umso mehr angetan – Spanien ist für Illg nämlich das Maß aller Dinge: „Beim Titel führt in meinen Augen kein Weg an Spanien vorbei. Sie sind die beste Mannschaft und amtierender Weltmeister sowie Nations-League-Sieger. Letztere haben sie mit einer beeindruckenden Dominanz gewonnen.“

Gewinnt Spanien den dritten Titel in Folge?

Auch personell sieht der Trainingsleiter die Ibererinnen am stärksten: „Sie haben im Mittelfeld mit Alexia Putellas und vorne mit Mariona Caldentey und der jungen Salma Paralluelo brutale Einzelspieler, sind aber auch als Mannschaft extrem stark.“

Insbesondere Putellas ist für Illg „eine Maschine im Mittelfeld“, der es „Spaß macht, beim Spielen zuzuschauen“. Elena Mansilla, Abteilungsleiterin der TSG Wittershausen, schätzt Spanien ähnlich stark ein, hat aber auch Hoffnung auf einen deutschen Erfolg: „Als stolze Deutsche sag ich natürlich Deutschland gewinnt und kommt ins Finale. Da ich zusätzlich noch spanische Wurzeln habe, glaube ich noch ein bisschen an die Spanierinnen. Die könnten den Deutschen eventuell in die Quere kommen.“ Eine einzelne Spielerin hat Mansilla zwar nicht im Blick, doch dafür umso mehr den Neu-Coach: „Durch den neuen deutschen Trainer kommt neuer Wind in die Mannschaft, was auch gut tut und noch mal viel bewirken kann.“

Für Wittershausens Abteilungsleiterin kommt es bei so einem Turnier aber sowieso nicht unbedingt auf die Taktik an: „Im Fußball kommt es meiner Meinung nach mehr auf die Einstellung und den Willen an. Wenn man fest daran glaubt und möchte, dann kann man das Spiel an sich reißen und den Sieg holen. Die richtige Einstellung ist das Wichtigste.“

Neuer Wind in der Nationalmannschaft

Sonderlob für Giulia Gwinn und Elisa Senß

Für Christina Marquardt, Abteilungsleiterin beim SV Eutingen, stechen zwei deutsche Akteure besonders hervor: „Spielerinnen wie Giulia Gwinn oder Elisa Senß sind zweikampfstark, spielintelligent und haben Führungsqualitäten. International sehe ich Frankreich stark besetzt.“ Allerdings traut Marquardt auch der gesamten deutschen Mannschaft zu, in der Schweiz zu überzeugen: „Die DFB-Frauen haben das Potenzial, mindestens ins Halbfinale zu kommen. Wenn sie als Team geschlossen auftreten, taktisch flexibel bleiben.“

Gewinnt England erneut?

Wenig überraschend sieht auch die SVE-Frau die Favoritenrolle bei den Welt-und Europameistern: „England geht als Titelverteidiger mit breiter Brust ins Turnier und hat die Qualität, erneut ganz vorne zu landen. Aber auch Spanien ist nach dem WM-Titel hoch einzuschätzen.“

Heimvorteil für die Schweiz

Marquardt traut aber auch dem Heimteam zu, ein gutes Turnier zu spielen: „Die Schweiz als Gastgeber hat zwar bisher noch keinen Titel gewonnen, aber die Entwicklung des Frauenfußballs im Land ist positiv und die Mannschaft hat Potenzial.“ Ob es ein Endspiel mit deutschsprachiger Beteiligung geben wird, wird sich dann am 27. Juli (Sonntag, 18 Uhr) in Basel zeigen.