Rosa Rückert stürmt seit diesem Sommer für das Frauenteam des VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Rosa Rückert ist erst 18 Jahre alt – verfolgt aber klar ihre Ziele. Mit den Frauen des VfB Stuttgart spielt sie am Sonntag gegen Turbine Potsdam. Geschieht wieder was „Krasses“?

Die Erinnerung spült auch einige Tage danach noch ein Lächeln auf die Gesichter der Beteiligten – was ja auch kein Wunder ist. 0:4 lagen die Frauen des VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag in der Partie beim 1. FSV Mainz 05 zurück. Als die Partie abgepfiffen wurde, stand es 5:4. „Wir haben“, sagt Rosa Rückert, „etwas Krasses geschafft.“ Woran die Offensivspielerin großen Anteil hatte.

 

In der 76. Minute wurde sie eingewechselt, da war Maximiliane Rall gerade das 3:4 gelungen. Der Trainer Heiko Gerber lobte hinterher „wichtige Ballgewinne“, die Rosa Rückert nach ihrer Einwechslung hatte, die Krönung gab es dann in der Nachspielzeit. Linette Hofmann hatte in Minute 82 ausgeglichen, Rosa Rückert gelang in der 95. Minute der umjubelte Siegtreffer. „Ich glaube“, sagte sie danach, „dieser Sieg schweißt uns noch einmal richtig zusammen und ist eine gute Grundlage für die kommenden Wochen.“

Der Blick also ist längst wieder nach vorn gerichtet. Auch und vor allem bei der jungen Fußballerin – die ja nicht aus irgendeinem Grund nach Stuttgart gekommen ist. Sondern: Um mit dem VfB in die erste Liga aufzusteigen. „Das“, sagt sie ohne zu Zögern, „ist unser mannschaftliches Ziel, darauf arbeiten wir hin.“

Zwar hat im Verein niemand den erneuten Durchmarsch und den sofortigen Sprung in die erste Liga in dieser Saison als Pflicht ausgerufen. Der Ehrgeiz der Spielerinnen ist diesbezüglich aber groß – und nach sieben Spieltagen hat sich das Team auch dort eingereiht, wo die Bundesliga in Sichtweite ist: auf Rang zwei, einem Aufstiegsplatz.

Ob die VfB-Frauen dort auch nach 26 Spieltagen noch stehen? Hängt von vielen Faktoren ab, aber auch ein bisschen von Rosa Rückert. „Sie ist“, sagt Heiko Gerber, „eine sehr talentierte Spielerin.“ Der Chefcoach betont aber auch: „Sie muss noch einige Entwicklungsschritte gehen.“ Einer davon war der Wechsel im vergangenen Sommer zum VfB.

In der vergangenen Saison spielte Rosa Rückert noch für Eintracht Frankfurt II. Foto: IMAGO/Frank Scheuring

Bis dahin spielte die 18-Jährige bei Eintracht Frankfurt II, also ebenfalls in der zweiten Liga und bei einem Club, der auch ein ambitioniertes Erstligateam stellt. Beste Aussichten also für ein Talent – eigentlich. Rosa Rückert hat die Distanz zum Bundesligateam der Eintracht aber als eher groß empfunden. „Ich hätte mir zugetraut, auch gleich bei der ersten Mannschaft dabei zu sein“, sagt sie, Aber man habe ihr lediglich zugesichert, ab und an dort mittrainieren zu dürfen. Das war ihr, trotz ihres noch jungen Alters, zu wenig.

„Für mich stand vor dieser Saison fest, dass ich in eine richtige Frauenmannschaft wechseln möchte“, sagt Rosa Rückert. Das zweite Team der Frankfurterinnen ist eine U-20-Mannschaft, die Entwicklung der Spielerinnen steht im Vordergrund, ein Aufstieg ist nicht möglich. „Aber ich will um etwas spielen“, sagt die Neu-Stuttgarterin.

Rosa Rückert muss nun „erwachsener“ spielen

Beim VfB schätzt sie, dass auf dem Trainingsgelände am Neckarpark alle Teams beisammen sind. Männer, Frauen, Juniorenteams. Bei der Eintracht sei das anders gewesen. Also sagt sie nach ein paar Monaten in Stuttgart: „Es ist noch cooler, als ich es mir vorgestellt habe.“ Und sie bekommt auch auf dem Platz genau das, wonach sie gesucht hat.

Einerseits muss sie sich umgewöhnen, muss „erwachsener“ agieren, wie sie es nennt. Und eben mal nicht dem ersten Gedanken folgen, der ihr gerade in den Kopf schießt. Andererseits soll sie als Offensivspielerin ja auch ihre Unbekümmertheit weiter einbringen. „Es ist meine Art zu spielen, auch mal was Besonderes zu versuchen“, sagt sie. Weil das ganz generell ihrem Naturell entspricht.

So klar die U-19-Nationalspielerin ihre Karriereziele benennt („Ich will mit dem VfB aufsteigen und mich langfristig auch für die Nationalmannschaft empfehlen“), so konsequent handelt sie, um diese Ziele zu erreichen (mit dem Wechsel nach Stuttgart) – so jugendlich frech gibt sich der Lockenkopf rund um das Team, aber auch abseits des Fußballs. „Weniger denken, einfach machen“, sagt sie und lacht, „so bin ich auch außerhalb des Platzes.“

Ein gutes Beispiel nennt sie selbst. Kürzlich habe sie in einem Stuttgarter Café einfach gefragt, ob dort Hilfe benötigt wird – seitdem arbeitet sie zweimal die Woche in dem Laden. Oder sie steht einfach mal unangemeldet bei einer der Teamkolleginnen vor der Tür – zum Beispiel, um dann gemeinsam Fußball zu schauen. Was sie übrigens am liebsten auf der Couch, nicht im Stadion tut.

Die große Bühne ist dennoch das Ziel von Rosa Rückert, die sich fußballerisch gerne am Nationalspieler Florian Wirtz orientiert. Möglichst bald. Und am liebsten mit dem VfB. „Wir haben“, sagt sie, „viel Qualität und noch Luft nach oben.“ Am Sonntag (14 Uhr) gibt’s im Heimspiel gegen den 1. FFC Turbine Potsdam die nächste Chance, das zu beweisen.