Karin Gonser ist seit zwölf Jahren Burgführerin und wird am Freitagabend die Sonderführung leiten. Auf den Gemälden im Hintergrund sind zwei deutsche Kaiserinnen abgebildet, die auch in der Führung eine Rolle spielen werden. Foto: Stern

Kaiser, Könige und Fürsten – Sie standen in ihrer Zeit im Vordergrund. Doch an der Seite der Männer waren immer ihre Frauen. Sie rücken in den Schatten ihrer Gemahlen. Doch manche zogen aus dem Hintergrund die Fäden.

Bisingen - Vom Prinzessin sein träumen viele schon in ihrer Kindheit, doch das Leben einer Adeligen war nicht immer so schön, wie es in den Filmen rund um Sissi gezeigt wird. Durch die Räume der Burg Hohenzollern führt am Freitag, 29. April, Burgführerin Karin Gonser bei einer Sonderführung der VHS Hechingen. Es werden die politischen und familiären Seiten der Frauen auf der Burg beleuchtet. Es wird sich der Frage gestellt, waren sie privilegiert oder heldeninnenhaft?

Doch was definiert einen Helden? In der Mythologie wird ein Held durch große und kühne Taten beschrieben. Es ist ein Mann der adligen Abstammung, der sich besonders in Kampf und Krieg auszeichnet. Heute sprechen wir aber oft von Alltagshelden. "Für mich ist ein Held, jemand der sein eigenes Leben zurückstellt und Mut für andere beweist", doch das war für viele Frauen in der damaligen Zeit nicht möglich, berichtet die Burgführerin.

Frauenrechtlich hat sich wenig getan

Auf elf Frauen, die auf großen Gemälden in den Räumen der Burg hängen, wird Gonser bei der Führung eingehen – fünf von ihnen wird sie genauer vorstellen. "Die Frauen hatten früher wenig zu sagen", doch einige zogen aus dem Hintergrund die Fäden. "Diese Führung soll ihnen ein Gesicht geben", freut sich die Burgführerin schon. Bei der Sonderführung der VHS, die unter dem diesjährigen Schwerpunktthema "Held:innen" läuft, werden viele Zeitalter, von Barock über das Mittelalter bis hin zur wilhelminischen Zeit, durchquert. "Doch wenn wir ehrlich sind, hat sich frauenrechtlich in all diesen Epochen kaum etwas getan." Abhängig waren die Frauen nicht nur von ihren Ehemännern, auch die Väter und Brüder hatten viel Einfluss, erläutert Gonser.

Unter den besagten Frauen befinden sich unteranderem die Königin Luise, die Kaiserin Auguste Viktoria aber auch die Gräfin Henriette die bereits um 1400 rum lebte. "Mit Sicherheit waren diese Frauen alle privilegiert. Das waren sie alleine dadurch, dass sie immer gut versorgt mit Essen aber auch Medizin waren." Auf den Schultern der Frauen lastete aber auch ein unglaublicher Druck, erzählt die Burgführerin. Ihre Aufgabe war es, die Dynastie zu sichern. Der Druck, einen männlichen Erben zur Welt zu bringen, wiegte schwer. Doch zu gleich war es ihr Vorteil. "Eine Macht hatten diese Frauen immer: Sie waren die Mutter des nächsten Königs."

Bildung war der erste Schritt

"Die Frauen schrieben gerne Briefe, daher weiß man auch so viel darüber, wie sie gelebt haben", so schildert die Geschichtsliebhaberin den Alltag der Damen: Der König benutzte häufig seine Frauen, um beim Volk gut anzukommen. Deshalb zählten repräsentative sowie karitative Aufgaben zum Alltag der Gemahlinnen. Bildung hingegen erfuhren die meisten dieser Frauen kaum. "Bildung war schließlich der erste Schritt zum Fortschritt." So wurden vielen Damen am Hof nur Sprachen, Konversation und das Handwerk in Stickereien beigebracht.

Kaiserin Viktoria, dessen Gemälde im Blauen Saal der Burg hängt, hatte vor allem durch ihren Vater eine tolle Ausbildung genossen, führt Gonser aus, dass Viktorias Vater für die damalige Zeit schon einen sehr weiten Blick hatte. Und doch konnte auch sie sich, als intelligente junge Frau, nie ganz der Abhängigkeit der Männer entziehen. "Es gab nur ganz wenige Frauen die was gewagt haben."

"Heldentum liegt oft im Verborgenen", so zog Königin Luise, die Gemahlin von König Friedrich Wilhelm III, oft im Hintergrund politische Fäden und stellte sich sogar Napoleon gegenüber, erklärt Gonser, dass aus der Frau an der Seite des Königs eine politische Beraterin wurde.

Karin Gonser ist mittlerweile schon seit zwölf Jahren Burgführerin. Die Liebe zur Geschichte hat sie von ihrer Oma, wie sie erzählt. "Meine Oma hat als Kind den ersten und als Erwachsene den zweiten Weltkrieg mit erlebt. Sie hat mir als Zeitzeugin immer viel aus dieser Zeit erzählt." Heute hat sich Karin Gonser auf Familien- und Kinderführungen spezialisiert. "Das schöne an meinem Job ist es, den Leuten etwas mit geben zu können", so soll auch bei der Führung am Freitagabend eine offene Runde herrschen in der Platz für viele Fragen ist.

Weitere Informationen:

Die Sonderführung der VHS Hechingen findet am Freitag, 29. April von 18.30 bis 20.30 Uhr statt. Treffpunkt ist um 18.00 Uhr auf dem oberen Parkplatz. Anmeldungen erfolgen über www.vhs-hechingen.de. Da der letzte Pendelbus um 18:30 Uhr fährt, ist der Abstieg nach der Führung nur zu Fuß möglich.