Franz Beckenbauer auf dem Fußball-Olymp: 1974 durfte er als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM den Pokal als erstes in die Luft stemmen. Foto: dpa/Hartmut Reeh

Franz Beckenbauer ist tot. Der „Kaiser“ gilt als bester deutscher Fußballer, seine Erfolge haben ihn geadelt. Woher aber kommt der prägnante Spitzname eigentlich?

Der deutsche Fußball hat eine seiner größten Persönlichkeiten verloren. Franz Beckenbauer ist im Alter von 78 Jahren verstorben. Der gebürtige Giesinger wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, ein Kunststück, das so nur ganz wenigen gelang. Auch auf Vereinsebene gewann er mit dem FC Bayern München eigentlich alles, was es zu gewinnen gibt.

 

Allein seine Erfolge hätten gereicht, um ihn zum Fußball-Kaiser zu adeln. Der Name war Zeit seines Fußballer-Lebens weltweit ein Begriff. Auch in den USA, wo Beckenbauer bei Cosmos New York kickte, war er "The Kaiser". Die englische Zeitung "The Guardian" schrieb nach seinem Tod: "Er hatte einen der besten und unverwechselbarsten Spitznamen aller Zeiten, und wie bei seinem Zeitgenossen, Eddy "The Cannibal" Merckx im Radsport, passte sein Spitzname "Der Kaiser" perfekt zu ihm und diente dazu, ihn im Voraus vorzustellen."

Woher aber kommt der wohl bekannteste Spitzname der Sportwelt? Warum wurde und wird Franz Beckenbauer „Kaiser“ genannt?

Ein Duell mit dem „König“

Selbstverständlich gibt es, wie es sich für eine ordentliche Legendenbildung gehört, mehrere Anekdoten, wie aus dem Franz der Kaiser wurde. Eine Version erzählt der Bild-Journalist Herber Jung in der kürzlich erschienen ARD-Dokumentation „Beckenbauer – Legende des deutschen Fußballs“.

Demnach war das DFB-Pokalfinale 1969 gegen Schalke 04 die Geburtsstunde des „Kaisers“. Auf der Gegenseite dribbelte am 14. Juni der begnadete Reinhard „Stan“ Libuda, der „Dribbel-König“ der Königsblauen. Der Rechtsaußen war im Pott mehr als ein Held. Nachdem die Kirche im Ruhrpott für den Gottesdienstbesuch auf Plakaten mit dem Slogan „An Gott kommt keiner vorbei!“ warb. Ein Fan schrieb darunter: „Außer Stan Libuda.“

Nachdem Beckenbauer im Finale Libuda erst – mit nicht ganz fairen Mitteln – gestoppt hatte und dann kurz vor dem eigenen Strafraum auch noch lässig den Ball jonglierte, hatten ihn die Schalker Fans vollends auf dem Kieker. „Es war die Hölle los. Da ist uns eingefallen: Wenn Monarchie ist, dann ist der König der Schalker der Libuda und dann ist bei Bayern der Beckenbauer der Kaiser“, erinnert sich Jung in der ARD-Doku. Auch der Spielbericht in der „Bild“ war entsprechend überschrieben: „Kaiser Franz zürnte: Ich war ein Gentleman.“ Am Ende gewannen die Bayern übrigens mit 2:1.

Ein Bild mit dem echten Kaiser

Der ehemalige Spielführer, Trainer und Präsident der Bayern selbst, hat die Geschichte immer anders erzählt. Demnach sei er bei einem Freundschaftsspiel in Wien bei einem Sponsorentermin von einem Fotografen neben eine Büste von Kaiser Franz Joseph gestellt worden – wohl „weil es ihm scheinbar langweilig war“, sagte Beckenbauer. Es habe geblitzt, fortan sei er „Kaiser Franz“ gewesen. „So einfach geht das.“

Das Bild existiert tatsächlich, allerdings ist es wohl erst 1971 entstanden, zu einem Zeitpunkt, da der Name in Fußball-Deutschland längst geläufig war.