Ein Bild aus dem Jahr 1990: Franz Beckenbauer (li.) mit Jürgen Klinsmann und Guido Buchwald (re.). Foto: imago/Sportfoto Rudel

In Italien wurde Guido Buchwald 1990 Weltmeister – unter dem Teamchef Franz Beckenbauer. Zum Tod des Fußball-Kaisers äußert sich der Ehrenspielführer des VfB Stuttgart – und verrät, dass dieser nicht nicht für Leichtigkeit und Eleganz stand.

1990 hat Franz Beckenbauer die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Italien zum WM-Titel geführt. Stammkraft im damaligen DFB-Team unter anderem: Guido Buchwald. Der Ehrenspielführer des VfB Stuttgart reagiert am Montagabend mit großer Betroffenheit auf den Tod Beckenbauers.

 

Herr Buchwald, Franz Beckenbauer ist im Alter von 78 Jahren gestorben . . .

. . . und ich empfinde große Traurigkeit, seit ich von dieser Nachricht am frühen Abend während einer Autofahrt erfahren habe.

Wie haben Sie den Kaiser in Erinnerung?

Zunächst einmal als einen der größten Fußballer weltweit. Und als eine großartige Persönlichkeit, die mit ihrer Ausstrahlung und ihrem Charisma unheimlich viel bewegt hat. Daher ist sein Tod vor allem für den Fußball überall auf der Welt eine sehr traurige Nachricht.

Außerdem?

War er für mich persönlich wie ein väterlicher Freund, seit wir 1990 in Italien gemeinsam Weltmeister geworden sind. Erst vor etwas über einem Jahr habe ich ihn noch besucht. Ich bin froh und dankbar, dass ich ihn und seine Art erleben durfte.

Franz Beckenbauer stand immer für eine gewisse Leichtigkeit. Haben Sie ihn ebenfalls so erlebt?

Ja und nein. Einerseits strahlte er tatsächlich immer diese Lockerheit und Leichtigkeit aus. Auch dadurch konnte er Menschen unglaublich gut mitnehmen und begeistern. Andererseits war er aber auch ein akribischer Arbeiter, vor allem in seiner Zeit als Teamchef und Trainer.

Nicht nur leicht und locker, sondern auch harte Arbeit

Sein Leitspruch war doch aber „Geht’s raus und spielt’s Fußball“.

Aber damit allein wirst du noch lange nicht so erfolgreich, wie er als Spieler und Trainer war. Das geht nicht nur mit Lockerheit, da ist schon auch harte Arbeit notwendig. Ich erinnere bis zum Beispiel gut an die WM 1990, da hat er schon in der Nacht im Anschluss an unsere Partien die Videos der nächsten Gegner gesichtet, damit er uns bestmöglich darauf einstellen konnte.

Als Sie selbst noch nicht Nationalspieler, sondern ein junger Fußballer waren. Wie hat der Spieler Franz Beckenbauer Sie inspiriert?

Er war einfach einer, dem man unglaublich gern zugeschaut hat – ganz egal, ob man Fan des FC Bayern war. Er war ein genialer Spieler mit viel Eleganz. Aber: Auch hier ist das nur die eine Seite von Franz Beckenbauer.

Auf der anderen?

War er ein Beißer und Kämpfer. Nehmen Sie die WM 1970, die ich als Kind ganz bewusst wahrgenommen habe. Da hat er trotz einer Schulterverletzung weitergespielt, den Arm mit Klebeband an den Körper fixiert.

Das Weltmeisterteam von 1990 trifft sich einmal im Jahr. War Franz Beckenbauer da auch immer mit dabei?

Im vergangenen Jahr nicht mehr, davor immer. Und dieses Treffen zeigt ja auch ein Qualität von Franz. Natürlich ist es auch der Titel, der uns als Mannschaft zusammengeschweißt hat. Aber es ist auch sein Verdienst, dass diese Gemeinschaft bis heute so gut funktioniert. Er hat es mit seiner Art der Menschenführung geschafft, dass aus guten Kollegen Freunde geworden sind.