Fußballstars unter sich – an einem spektakulären Abend in Stuttgart waren die Spanier um Nico Williams (re.) aber etwas besser als die Franzosen um Ousmane Démbélé. Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Nach dem Spektakel gegen Spanien trifft das französische Fußball-Nationalteam nun in Stuttgart auf Deutschland. Die Herausforderung für das DFB-Team wird riesig.

Der Mannschaftsbus der Spanier war schon abgefahren, da fuhr jener der Franzosen erst direkt vor dem Ausgang der Katakomben der MHP-Arena vor. Und das passte ganz gut ins Bild am späten Donnerstagabend in Stuttgart.

 

Denn zum einen waren die Europameister aus Spanien auch diesmal dieses kleine bisschen besser, schneller und cleverer gewesen als die Franzosen – wie schon im EM-Halbfinale vor rund einem Jahr. Zum anderen hatte es die Équipe tricolore nun ja auch nicht besonders eilig, aus Stuttgart wegzukommen. Sie darf – oder besser: muss – noch bleiben. Zum Spiel um Platz drei der Nations League am Sonntag (15 Uhr/RTL) gegen die deutschen Gastgeber. Das allerdings, merkte Didier Deschamps an, sei „nicht das wichtigste Spiel für uns“.

Für die deutsche Mannschaft könnte das eine gute Nachricht sein – wenn der Nationaltrainer der Franzosen nicht auch noch gesagt hätte. „Wir werden trotzdem versuchen, es zu gewinnen.“ Denn: Wohin ein solcher Versuch führen kann, hatte man in den Stunden zuvor eindrucksvoll beobachten können.

Da erlebte Stuttgart – banal gesagt – ein Halbfinale in der Nations League. In einem Wettbewerb, den Anfangs keiner so recht mochte. Jedoch muss man ihn lieben, wenn er solche Partien wie am Donnerstagabend ermöglichst. „Das“, sagte der Weltmeister und TV-Experte Bastian Schweinsteiger, „war ein unfassbar schöner Fußballabend.“ Ein hoch spektakulärer. Ein torreicher. Ein hochklassiger. Ein mit Weltstars und Talenten gespickter.

Man könnte schier endlos so weitermachen, um dieses 5:4 von Spanien gegen Frankreich zu beschreiben. „Als wahrer Fußballfan“, sagte gar der spanische Coach Luis de la Fuente, „habe ich dieses Spiel extrem genossen.“ Das begann mit einer französischen Dominanz. Die sich dann drehte, weil ein gewisser Lamine Yamal aufdrehte. Dieser nach wie vor erst 17-jährige Ausnahmekicker vom FC Barcelona sorgte stets für ein Raunen im Publikum, wenn er zum Dribbling ansetzte. Zwar trafen zunächst Mikel Merino und Nico Williams für die Spanier, Yamal wurde am Ende dennoch zum Spieler des Spiel gekürt.

Weil er nach der Pause per Elfmeter auf 3:0 erhöhte – und nachlegte, nachdem erst Pedri das 4:0, dann aber Kylian Mbappé das 1:4 erzielt hatte. 5:1 also führten die Spanier, was für Deschamps Mannschaft aber kein Grund war, das Fußballspielen einzustellen. 2:5 (Rayan Cherki), 3:5 (Eigentor), 4:5 (Randal Kolo Muani) – „am Ende“, sagte der Coach, „hat uns die Zeit gefehlt“. Insgesamt: „Die Effizienz.“

Das mag man daran ablesen können, dass diese qualitativ extrem hochwertige Sturmreihe – bestehend aus Mbappé (Real Madrid), Ousmane Dembélé, Désiré Doué (beide Champions-League-Sieger mit Paris Saint-Germain) und Michael Olise (FC Bayern) – zwar Angriff um Angriff initiierte, bis auf den Star von Real Madrid aber leer ausging. 57 Angriffe und 26 Torchancen hatten die Statistiker am Ende notiert. Aber eben auch ein Tor weniger als auf der Gegenseite. „Wir haben“, sagte Deschamps daher, „viel Potenzial im Angriff.“

Diesmal aber waren die Spanier eben noch zielstrebiger, technisch sauberer und gnadenloser in der Chancenverwertung. „Wir wurden“, konstatierte Deschamps, „bestraft.“ Von einer Mannschaft, die ihre unglaubliche Klasse auch noch mit so viel Jugendlichkeit paart, dass da noch viel mehr kommen kann als der EM-Titel vor einem Jahr und nun der Finaleinzug in der Nations League (Sonntag, 21 Uhr, gegen Portugal).

Doppelpack am Donnerstag: der Spanier Lamine Yamal. Foto: IMAGO/Sven Simon

Trotz des Sieges und der Auszeichnung als bester Mann auf dem Platz meinte Lamine Yamal hinterher: „Frankreich ist eine großartige Mannschaft. Sie lassen einen leiden.“ Weshalb sich das deutsche Team wohl deutlich steigern muss, um zu bestehen gegen die Équipe tricolore. Wobei ja nicht ganz klar ist, in welchem Gewand sich der Weltmeister von 2018 präsentieren wird.

„Wir haben weniger Zeit, uns zu erholen“, führte Deschamps schon mal einen Grund an, weshalb er viel rotieren wird: „Es wird Wechsel geben.“ Welche, darüber wird er im Schlosshotel Monrepos in Ludwigsburg sinnieren bis zum Spiel um Platz drei am kommenden Sonntag. „Es wird“, kündigte er an, „ein ganz anderes Spiel.“ Als jenes 4:5 gegen Spanien.

Was für die Zuschauer wirklich schade ist.