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Nach dem Vierfachmord in den französischen Alpen wird weiter mit Hochdruck ermittelt. Es gibt Hinweise auf einen Erbstreit.

Paris - Die Bluttat mit vier Toten in den Alpen gibt den französischen und britischen Fahndern weiter Rätsel auf. Die Justiz in Frankreich geht Hinweisen auf einen Erbstreit nach. Der Bruder des unter rätselhaften Umständen ermordeten Briten wurde aber nicht verdächtigt. Der Mann habe sich spontan bei der britischen Polizei gemeldet, um einen Streit unter Brüdern als Mordmotiv auszuschließen, sagte Staatsanwalt Eric Maillaud am Samstag in Annecy. „Er wird als Zeuge verhört, er ist ein freier Mann.“ Auch französische Fahnder sollten ihn in England befragen.

Jedem Opfer wurde wohl zweimal in den Kopf geschossen

Die Ermittler fanden am Tatort 25 Patronenhülsen. Jedem Opfern sei zweimal in den Kopf geschossen worden. Das habe eine Obduktion der Leichen ergeben, sagte Maillaud weiter. Hinweise zur Tatwaffe oder anderen Details wollten die Ermittler nicht geben. Die Aktion soll nicht länger als 30 Sekunden gedauert haben. Möglicherweise schossen mehrere Täter. Die Umstände haben zu Medienspekulationen über einen Auftragsmord geführt. Die Polizei teilte mit, alles sei möglich von einem Familiendrama über einen missglückten Raubüberfall bis hin zu einer rassistisch motivierten Straftat. Drei der vier Opfer stammen ursprünglich aus dem Irak.

Unterdessen hat eines der beiden überlebenden Mädchen seine Eltern als Opfer identifiziert. Die Tat habe die Vierjährige nicht gesehen, nur gehört. Sie überlebte, weil sie sich über Stunden unter der Leiche ihrer Mutter versteckte. Am Sonntag sollte sie mit zwei Verwandten und einem britischen Sozialarbeiter nach Großbritannien zurückkehren, wie verschiedene französische Medien berichteten. Ihre sieben Jahre alte Schwester lag weiterhin in einem künstlichen Koma. Nach einer zweiten Operation ist sie jedoch nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht mehr in Lebensgefahr. Neben den Eltern war bei dem Verbrechen ein französischer Radfahrer und eine ältere Frau erschossen worden. Zu diesem Opfer - möglicherweise ihre Großmutter mütterlicherseits - habe die jüngere Tochter kaum Angaben machen können, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

Suche nach grünem Auto mit Allradantrieb

Der Augenzeuge, der Verbrechen und Tatort entdeckt hatte, hat laut Staatsanwaltschaft einen grünen Audi mit Allradantrieb in der Gegend gesehen. Ein solches Fahrzeug sei in der bergigen Gegend jedoch keine Seltenheit. Seit Samstag ermitteln auch vier britische Fahnder in Frankreich. Die Familie soll recht plötzlich in den Urlaub aufgebrochen sein. Die britische Tageszeitung „Independent“ zitierte einen Freund der Familie mit den Worten, die Familie sei „Hals über Kopf“ in die Ferien gefahren. Medienberichten zufolge war der Iraker mit britischem Pass erst vor kurzem in seiner alten Heimat, um Immobilien zurückzufordern, die seiner Familie vom Regime Saddam Husseins abgenommen worden waren. Britische Zeitungen schrieben, bei dortigen Geheimdiensten sei der Name des Getöteten schon länger bekannt.