Mario Draghi beim Festakt der EZB in Frankfurt/Main. Foto: dpa

Die Europäische Zentralbank hat ungeachtet der Blockupy-Proteste in Frankfurt am Main den Beubau mit einem Festakt eingeweiht.

Frankfurt/Main - Begleitet von gewalttätigen Protesten hat EZB-Präsident Mario Draghi den Neubau der Europäischen Zentralbank feierlich eröffnet. Während Demonstranten am Mittwoch in Frankfurt vor den weiträumig abgesperrten Glastürmen Mülltonnen und Autos in Brand setzten und mit Steinen warfen, feierte die Notenbank in kleinem Rahmen mit gut 100 geladenen Gästen.

In seiner Eröffnungsrede ging Draghi auch auf die Demonstranten und die vielen unzufriedenen Menschen im Euroraum ein, die in den vergangenen Krisenjahren Einkommen und Wohlstand verloren hätten. Als eine Institution der Europäischen Union, die eine zentrale Rolle in der Krise gespielt hat, sei die EZB in den Fokus der Frustrierten geraten, sagte Draghi. „Möglicherweise ist dieser Vorwurf nicht fair. Denn unser Handeln zielte genau darauf ab, die wirtschaftlichen Schocks abzufedern.“

Doch die EZB müsse auf alle Bürger in allen Euroländern genau hören, nicht nur auf einige Wenige. „Es gibt einige, die wie die Demonstranten heute vor unserer Tür glauben, Europa tue zu wenig.“ Diese Menschen wollten mehr finanzielle Solidarität unter den Nationen. „Aber die Eurozone ist noch keine politische Union, in der einige Länder permanent für andere bezahlen“, betonte Draghi.

Europas oberster Währungshüter räumte ein, dass Solidarität ein zentraler Punkt der europäischen Integration sei und dass einige Länder andere in der Krise unterstützt hätten: „Aber es war immer klar, dass jedes Euroland auf den eigenen Füßen stehen können muss - dass jeder für seine Politik verantwortlich ist.“ Dass einige Länder schwierige Reformen durchführen müssten, sei ihnen nicht von außen vorgeschrieben worden: „Es ist eine Konsequenz ihrer früheren Entscheidungen.“

Ursprünglich hatte die EZB die Eröffnungsfeier mit Staatschefs geplant

Ursprünglich hatte die EZB eine große Eröffnungsfeier mit Staatschefs geplant. Auch wegen der angekündigten Proteste nahm sie davon aber Abstand, zumal dies angesichts der Krise vor allem in Griechenland wohl auch nicht angebracht erschien. Bei der kurzen Zeremonie standen nur Reden von Draghi, Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) auf dem Programm. Draghi betonte: „Dieses Gebäude wird als „Haus des Euro“ berühmt werden. Es ist ein Symbol des Besten, was Europa gemeinsam schaffen kann.“ Es sei auch ein Symbol dafür, dass Europa niemals ein Auseinanderfallen riskieren dürfe.

Schon am Vormittag hatten Demonstranten versucht, das weiträumig abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen. Sie wurden aber von der Polizei gestoppt. Bei den Zusammenstößen gab es Verletzte auf beiden Seiten. Die Polizei berichtete zudem von Festnahmen. Al-Wazir rief den Krawallmachern unter den Demonstranten zu: „Stoppt die Gewalt.“

Auch Feldmann betonte, Gewalt habe keinen Platz in Frankfurt. Der Oberbürgermeister kritisierte gewaltbereite Demonstranten, die aus Griechenland, Italien oder Berlin gekommen seien, nur um das Leben der Frankfurter Bürger mit Krawallen zu stören. Die rund 2600 EZB-Mitarbeiter hatten die 165 und 185 Meter hohen gläserne EZB-Doppeltürme bereits Anfang November 2014 bezogen. Das Gebäude thront als einziger Wolkenkratzer im Osten Frankfurts. Zu dem spektakulären Gebäudeensemble am Main gehört auch eine historische Großmarkthalle von 1928. Das Areal ist rund zwölf Hektar groß.