Papst Benedikt XVI. gibt das Pontifikat auf - dieser Schritt ist so ungewöhnlich, dass sich viele Fragen auftun. Wir haben nach Antworten gesucht.

Rom - Papst Benedikt XVI. gibt das Pontifikat auf - dieser Schritt ist so ungewöhnlich, dass sich viele Fragen auftun. Wir haben nach Antworten gesucht.

Darf man als Papst überhaupt zurücktreten?

Ein Papst wird auf Lebenszeit gewählt, doch ist nach dem Kirchenrecht auch ein Rücktritt möglich. Hierfür muss das Kirchenoberhaupt keine Gründe nennen, niemand muss den Rücktritt annehmen. Allerdings muss er freiwillig erfolgen. Das regelt das von Johannes Paul II. reformierte Kanonische Recht. Unter Kirchenexperten herrscht Einigkeit, dass sich der Papst im Fall eines Rücktritts sofort und vollständig aus allen Ämtern und aus dem öffentlichen Leben der Kirche zurückziehen müsste

Ist der Schritt des Papstes beispiellos?

Ist der Schritt des Papstes beispiellos?

Der Rücktritt eines Papstes ist möglich - aber äußerst ungewöhnlich. Zuletzt hat ein Papst vor mehr als 700 Jahren freiwillig sein Amt niedergelegt. Das war Coelestin V. im Jahr 1294. 1409 wurde Gregor XII. abgesetzt, trat aber erst sechs Jahre später offiziell zurück.

Gab es Hinweise, dass der Papst diesen Schritt gehen würde?

Gab es Hinweise, dass der Papst diesen Schritt gehen würde?

In den vergangenen Wochen und Monaten war den Vatikanexperten aufgefallen, dass für das Jahr 2013 keinerlei Reisepläne des Pontifex bekannt wurden. Er war schon in den vergangenen Jahren weit weniger gereist als der „Eilige Vater“ Johannes Paul. Für 2013 war jedoch noch nicht einmal bestätigt, dass der Papst - wie üblich - im Juli am Weltjugendtag in Rio teilnehmen wollte.

Warum tritt Benedikt genau um 20 Uhr zurück?

Warum tritt Benedikt genau um 20 Uhr zurück?

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erkärt das so: Es habe nichts mit juristischen oder sonstigen Gründen zu tun. Vielmehr „endet um diese Uhrzeit normalerweise der Arbeitstag des Heiligen Vaters.“

Was macht Benedikt XVI. nach dem 28. Februar?

Was macht Benedikt XVI. nach dem 28. Februar?

Nach dem Ende seines Pontifikats wird Benedikt in ein Kloster im Vatikan umziehen. Bevor er dort jedoch einziehen könne, müssten noch Umbauarbeiten abgeschlossen werden, hieß es. Benedikt wolle dort ein Leben in Gebet und Meditation führen. Für die Übergangszeit wird er in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom wohnen.

Wie spricht man Benedikt in Zukunft an?

Wie spricht man Benedikt in Zukunft an?

Ganz raus ist das noch nicht. „Man kann sich schwer vorstellen, dass wir ihn Kardinal nennen werden“, meinte aber Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. „Vielleicht emeritierter Bischof von Rom.“



Ist der Papst akut erkrankt?

Ist der Papst akut erkrankt?

Die Rücktrittsentscheidung ist nach Vatikanangaben nicht auf eine akute Erkrankung des Papstes zurückzuführen, sondern schon „vor vielen Monaten“ gefallen. Benedikt soll sie nach der langen Reise im März 2012 nach Mexiko und Kuba getroffen haben. Wörtlich sagte der Papst auf lateinisch: „Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“

Was macht der Papst in den letzten Tagen seiner Amtszeit noch?

Was macht der Papst in den verbleibenden Tagen seiner Amtszeit noch?

In den letzten Wochen seines Pontifikats hat Papst Benedikt nur noch ein kleines Programm, das ganz auf die Fastenzeit vor Ostern ausgerichtet ist. So wird er auf dem römischen Hügel Aventin die Aschermittwochsliturgie feiern. Dazu kommen die traditionellen Angelus-Gebete am Sonntag und die Generalaudienzen am Mittwoch.

Wie geht es nach dem 28. Februar weiter?

Wie geht es nach dem 28. Februar weiter?

Mit dem Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. beginnt am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz. Das ist die Zeit, in der das Amt des Papstes nicht besetzt ist - normalerweise vom Tod des Kirchenoberhaupts bis zur Wahl seines Nachfolgers. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt „leerer Stuhl“. Während der Sedisvakanz werden im Vatikanstaat spezielle Münzen und Medaillen geprägt.

Das Konklave, das den neuen Papst wählt, soll dann im März zusammengerufen werden. Ihm gehören Kardinäle aus aller Welt an - voraussichtlich werden 117 Kardinäle den neuen Papst wählen, darunter sechs Deutsche. 

Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Deren Zahl soll in der Regel auf 120 begrenzt bleiben. Die Wahl findet in der Sixtinischen Kapelle statt. Der künftige Papst muss zwei Drittel aller Stimmen auf sich vereinigen. Erst nach dem 33. oder 34. Wahlgang ist eine Stichwahl möglich.

Wer könnte Benedikts Nachfolger werden?

Wer könnte Benedikts Nachfolger werden?

Darüber wird jetzt natürlich viel spekuliert. Ein irischer Buchmacher nimmt schon Wetten auf den neuen Papst entgegen. Sein Favorit: Kardinal Marc Ouellet aus Quebec. Dessen Chancen stehen tatsächlich nicht ganz schlecht, der Kanadier hat sich in Rom profiliert.

Auch zwei Afrikaner sind immer mal wieder genannt worden, wenn es um die Nachfolge auf dem Stuhl Petri ging. Kardinal Peter Turkson aus Ghana ist so ein Kandidat, aber auch der nigerianische Purpurträger Francis Arinze. Er könne es sich gut vorstellen, dass erstmals ein Afrikaner Papst werde, hatte Benedikt einmal gesagt.

Fast häufiger noch war auch schon zu hören, die wachsende lateinamerikanische Kirche müsse den nächsten Pontifex stellen. Da fällt Beobachtern sofort der Name des Erzbischofs von Sao Paulo, Kardinal Otto Scherer, ein.

Bleiben die Italiener. Der Mailänder Erzbischof Angelo Scola wäre so ein „nationaler“ Kandidat, etwas weniger wohl der - umstrittene - „Regierungschef“ Benedikts, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Einer bekannten vatikanischen Redewendung zufolge sollte man jedoch nicht zu sehr im Vordergrund stehen. Denn wer schon als Papst in die Wahl gehe, der komme als Kardinal wieder heraus, wird gern zitiert.

Turkson und Arinze stehen auch beim Buchmacher Paddy Power hoch im Kurs. Sie folgen direkt nach dem Favoriten Ouellet. Ein Sprecher von Paddy Power sagte: „Wir haben bereits viel Bewegung gesehen, seit im Vatikan eine Stelle frei wurde. Und wir sind sicher, dass da noch mehr kommt.“ Weit hinten rangiert übrigens der irische Rockmusiker Bono.