Michael Kienzler während der WM in Katar. Der Fotograf aus Brigachtal erzählt von den Herausforderungen beim Finale. Foto: Kienzler

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist mit einem fulminanten Finale zu Ende gegangen. Fotograf Michael Kienzler berichtet von einem harten Kampf um die besten Bilder.

Brigachtal - Ausgefahrene Ellenbogen, ein Hauen und Stechen um die besten Plätze, gestürzte Kollegen sowie zuletzt ein blutiger Zeh: Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar war für die Fotografen eine besondere Herausforderung.

Mittendrin: Schwarzwälder Bote-Fotograf Michael Kienzler, der im Wüstenstaat für die Agentur Pressefoto Ulmer unterwegs war. "Das Finale war natürlich der absolute Kracher und der Höhepunkt", erzählt der 55-Jährige aus Brigachtal. Im Mittelpunkt stand auch für die Berichterstatter das Star-Duell Lionel Messi gegen Kylian Mbappé.

Kienzler findet den Starkult bedenklich

"Diesen Starkult finde ich schon bedenklich, wenn Messi zum Eckball ging, haben sich die Fans vor ihm verneigt", so Kienzler. Doch natürlich sei es auch am Spielfeldrand darum gegangen: Wer hat die besten Aufnahmen der Stars?

Dieses Ziel hatten rund 300 Fotografen, etwa 230 davon allein rund um den Rasen. "Es war alles sehr eng im Stadion, man muss in jeder Hinsicht schnell reagieren", so Kienzler. Das galt auch beim Elfmeterschießen – hierfür musste der Bildberichterstatter auf die anderen Spielfeldseite wechseln.

Kampf um die besten Bilder

Anschließend ging es auf das Fotografenpodest für die Siegerehrung. Auf dem Weg dorthin gehe das "Geschiebe und Gedränge" bereits los, einige Kollegen seien dadurch zu Boden gestürzt. Im Fotografenpulk verletzte sich Kienzler gar am Fuß – alles nur, damit am Ende das beste Motiv in den Fokus genommen werden kann. Das Lange warten auf den Emir von Katar ("Putin hat bei der WM in Russland genau so lange auf sich warten lassen") hätte die Situation nicht einfacher gemacht.

Dass Deutschland schon früh keine Rolle mehr bei der WM gespielt hatte, sei insbesondere in Bezug auf den Verkauf der Bilder nicht von Vorteil gewesen. "Das Interesse in Deutschland hat natürlich nachgelassen", so Kienzler. Zudem würden deutsche Fotografen in der Folge heruntergestuft und hätten so keine Chance mehr auf die besten Plätze im Stadion.

Katar bietet in jeder Hinsicht ein Spektakel

Und das Fazit? "Es war organisatorisch eine der besten Weltmeisterschaften, aber auch die politischste WM", findet der Fotograf. Die Kataris hätten sich bemüht, in jeder Hinsicht ein Spektakel zu bieten – im Stadion, rund um die Arenen oder auch beim Fanfestival. Für die Bevölkerung ("die Menschen leben dort im völligen Überfluss") sei es wiederum beste Unterhaltung gewesen.

Die Eindrücke werden für Kienzler noch lange Zeit nachwirken – auch wenn sich der Blick schon bald auf die Europameisterschaft im eigenen Land richtet. Dann will der 55-Jährige wieder dabei sein, mitten drin um Getümmel und hoffentlich beim Jubel mit der deutschen Mannschaft.