Die Hochschulen im Südwesten seien für den doppelten Abiturjahrgang vorbereitet, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Foto: dpa

Diskussion mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Rektor Wolfram Ressel am 25. Juni.

Stuttgart - In den nächsten Wochen verlassen rund 93.000 Schüler in Baden-Württemberg die Schule mit Abitur oder Fachhochschulreife – so viele wie nie. Wie das Wissenschaftsministerium und die Hochschulen diese Herausforderung bewältigen wollen, ist Thema beim Forum Bildung am 25. Juni an der Universität Stuttgart.

„Wir werden den Studienanfängern gute Studienbedingungen und faire Chancen auf ihre Wunschstudienplätze bieten“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Hochschulen im Südwesten seien für den doppelten Abiturjahrgang vorbereitet. Die grün-rote Landesregierung hat für das nächste Wintersemester nochmals 2500 Plätze für Studienanfänger beschlossen, seit 2007 sind damit an den Hochschulen im Land insgesamt zusätzlich 22.500 Anfängerplätze eingerichtet worden. Zudem stünden den Hochschulen 5,3 Millionen Euro als zusätzliche Unterstützung zur Verfügung, so Bauer.

Die Universität Stuttgart hat rund 900 neue Studienanfängerplätze in den zulassungsbeschränkten Studiengängen geschaffen – vor allem gefragte Studiengänge wie Maschinenbau, Luft- und Raumfahrttechnik, Sozialwissenschaften und technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre wurden aufgestockt. Zusätzliche Plätze für Erstsemester stehen auch in den nicht beschränkten Fächern zur Verfügung, außerdem wurden neue Studiengänge wie erneuerbare Energien und Medizintechnik eingerichtet. Die Universitätsbibliothek und das Sprachenzentrum erweiterten ihr Angebot ebenfalls. „Mit vielen zusätzlichen Einzelmaßnahmen sorgen wir für attraktive Studienbedingungen an der Universität Stuttgart“, sagt Rektor Wolfram Ressel.

Viele der künftigen Erstsemester sind auch jünger als die bisherigen

Baden-Württemberg verfügt über eine breite Hochschullandschaft: neun Universitäten, rund 50 Hochschulen für angewandte Wissenschaften – früher Fachhochschulen – und die Duale Hochschule Baden-Württemberg mit acht Standorten – ehemals Berufsakademien. Dazu kommen noch sechs Pädagogische Hochschulen sowie acht Kunst- und Musikhochschulen.

Ausgebaut wurde in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich der sogenannten Mint-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – was bei den Studenten Anklang fand. Im vergangenen Wintersemester stiegen die Anfängerzahlen in diesen Bereich überdurchschnittlich an.

Nicht nur die hohe Zahl der Studienanfänger stellt die Hochschulen vor Herausforderungen. Viele der künftigen Erstsemester sind auch jünger als die bisherigen. Denn in diesem Jahr macht etwa die Hälfte der Absolventen von den allgemeinbildenden Gymnasien bereits nach acht Jahren Abitur. Dass 2011 die Wehr- und Ersatzdienstpflicht ausgesetzt wurde, macht sich schon jetzt bemerkbar: Bei den Studienanfängern sank das Durchschnittsalter um ein halbes Jahr auf 21,2 Jahre, das der Anfängerinnen um zwei Monate auf 21,1 Jahre, stellte das Statistische Landesamt fest. Wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit werden sich künftig mehr 17-Jährige bewerben. „Wir haben sichergestellt, dass sich auch Studenten einschreiben und ein Studentenzimmer anmieten können, die noch nicht volljährig sind“, sagt Wissenschaftsministerin Bauer.

Weniger Lern- und Lebenserfahrung kann das Studium belasten

Das löst allerdings nur einen Teil der Probleme. Jüngere Studenten haben weniger Lern- und Lebenserfahrung, das kann das Studium belasten. Um den – auch bisher – oft schwierigen Übergang von der Schule zum Studium in den Mint-Fächern zu erleichtern, hat die Universität Stuttgart 2011 das sogenannte Mint-Kolleg eingerichtet. Dieses können die Studienanfänger vorbereitend oder auch studienbegleitend in den ersten zwei Fachsemestern absolvieren. „Wir erhoffen uns davon, dass weniger Studenten ihr Studium abbrechen“, sagt Rektor Ressel. Zudem spielt die Studienberatung eine größere Rolle. Seit 2011 müssen Studienbewerber in Baden-Württemberg außerdem einen Orientierungstest im Internet machen.

Ein Thema für viele Studienanfänger sind auch die relativ neuen Studienabschlüsse. Reicht ein Bachelorstudium, oder ist es sinnvoll, danach gleich ein Masterstudium zu beginnen? Stehen dafür überhaupt genügend Plätze zur Verfügung? Welcher Abschluss nötig sei, hänge vom Studienfach ab, sagt Ressel. Für eine dem Diplomingenieur vergleichbare Qualifikation sei ein Masterstudium Voraussetzung. Der Masterabschluss sei aber nicht der Regelabschluss für alle, betont Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Mit dem Bachelor würden Studenten auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Die Wirtschaft, die jahrelang kürzere Studienzeiten gefordert habe, dürfe den Abschluss nun nicht schlechtreden.

Die Diskussion mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, zum Thema „Abitur – und nun?“ am 25. Juni beginnt um 19 Uhr. Moderiert wird der Abend von unserer Bildungsredakteurin Maria Wetzel. Die Veranstaltung findet an der Universität Stuttgart, Campus Stadtmitte, Keplerstraße 17, Hörsaal 17.01, statt. Von 18 bis 19 Uhr bietet die Universität Informationen und Beratung. Mit dabei:

Die Zentrale Studienberatung (Studienmöglichkeiten, Bewerbung, Zulassung, Schülerforschungscampus)

Das Studentenwerk Stuttgart (Bafög, Studentenwohnheime, Zimmervermittlung, Mensen, zinslose Darlehen etc.)

Mint-Kolleg (Studienvorbereitung für Anfänger in Mint-Fächern)

Gleichstellungsreferat (Projekte für Schülerinnen, Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen)

Studierendenprojekte (das Rennteam und das Greenteam).

Der Eintritt ist wie immer frei.