Studierende des Studiengangs Nachhaltiges Regionalmanagement der Hochschule für Forstwirtschaft haben eine Lösung für die Überquerung der B28 für Wildtiere erarbeitet. Die Hochschule erklärt wie der Ansatz aussieht und welche Vorteile er hat.
Anthropogen geschaffene Barrieren, wie Straßen, Kanäle, Eisenbahnschienen und Siedlungsstrukturen könnten negative Auswirkungen auf Wildtierarten mit großen räumlichen Verbreitungsgebieten und saisonalen Wandertraditionen haben. Die Errichtung solcher Barrieren führe zu einer zunehmenden Reduktion des genetischen Austauschs zwischen den Populationen dieser Arten, so die Hochschule für Forstwirtschaft in einer Pressemitteilung.
Die im Jahr 2022 fertig gestellte B28 zwischen Tübingen und Rottenburg stelle als nahezu durchgehend befahrene Straße eine solche Barriere dar. Sie sei ein praktisch unüberwindbares Hindernis für viele Arten zwischen ihren Lebensräumen in den großen Waldgebieten des Schönbuchs und des Rammerts. Besonders für wandernde Tierarten wie Wildkatze, Luchs oder auch Wolf stelle die Straße ein Problem dar, so Thomas Gottschalk von der Hochschule für Forstwirtschaft.
„Querungshilfen beim Neubau versäumt“
Eine wirksame Maßnahme, um dem entgegenzuwirken sei der Bau von Grünbrücken. „Leider wurde die Anlage von Querungshilfen beim Neubau der B28 versäumt. Sie ermöglichen das gefahrlose Queren von Straßen für Wildtiere, wodurch Lebensräume wiedervernetzt werden können“, erklärt er.
Studierende des vierten Semesters des Studiengangs Nachhaltiges Regionalmanagement hatten deshalb die Aufgabe eine Grünbrücke über die neue B28 zu planen. Unterschiedlichste Standorte für eine solche Brücke wurden von den Studierenden im Hinblick auf ihre Eignung geprüft, berichtet die Hochschule.
Standort zwischen Kilchberg und Weilheim sei geeignet
Als ein Ergebnis der Arbeit wurde ein gut geeigneter Standort ermittelt, der die B28 zwischen Kilchberg und Weilheim überspannt. Hier verlaufe auch gemäß dem Generalwildwegeplan ein wichtiger Wildtierkorridor von nationaler Bedeutung. Dieser sei ein integrativer Bestandteil eines nationalen beziehungsweise internationalen ökologischen Netzwerks von Wildtierkorridoren.
„Im Bereich zwischen Kilchberg und Weilheim kann an vorhandenen Leitstrukturen in der Landschaft angeknüpft werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Grünbrücke später auch wirklich von scheuen Wildtiere genutzt wird.“
Brücke würde Wildkatzenbestand fördern
Derzeit werde vom Regierungspräsidium Stuttgart eine Grünbrücke über die B 14 zwischen Herrenberg und Nufringen geplant. Der Baubeginn dieser Brücke werde nach erfolgreichem Planfeststellungsverfahren für das Jahr 2027 veranschlagt. Die Kosten belaufen sich auf rund 8 Millionen Euro, so die Mitteilung.
Durch den Bau dieser Brücke entstehe ein barrierefreier Weg für Wildtiere, vor allem für die bedrohte Wildkatze vom Schwarzwald in den Schönbuch. „Die nun von den Studierenden geplante Grünbrücke über die B28 wäre damit eine logische Fortsetzung des landesweiten Biotopverbundes und damit wäre der Weg frei für die Ausbreitung der Wildkatze vom Schwarzwald zum Schönbuch über den Spitzberg und dann in den Rammert und darüber hinaus“, ist sich die Hochschule sicher.
Vielleicht wäre Öffnung des Rotwildgeheges möglich
Vielleicht könnten mit der von den Studenten geplanten Grünbrücke über die B28 auch irgendwann mal die Gatter im Rotwildgehege des Schönbuchs geöffnet werden, sodass das Rotwild barrierefrei bis in den Rammert einwandern könne, heißt es zum Schluss.