Steht wieder besser da: der Wald im Südwesten Foto: eyetronic - stock.adobe.com/L'Oréal

Die Forstwirte atmen auf: Fast alle Baumarten in Baden-Württemberg haben von der feuchten Witterung in diesem Jahr profitiert.

Stuttgart - Seit dem berühmten Waldsterben Mitte der 80er Jahre wird der Gesundheitszustand der Wälder in Baden-Württemberg jedes Jahr begutachtet. Bei der Untersuchung von 7200 Bäumen an 305 Stichprobenpunkten fiel den Experten von der Forstwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg im Spätsommer etwas Besonderes auf: An gut zwei Dutzend Standorten sind die Bäume verschwunden – durch Kahlschlag geschädigter Bäume. Drei Jahre nacheinander – 2018, 2019 und 2020 – haben heiße, trockene Sommer dem Wald schwer zugesetzt. Jetzt zeigt sich erstmals eine Verbesserung. Laut Wetterdienst war dieser Sommer der regenreichste seit zehn Jahren.

Eine Verschnaufpause für den Wald

„Die kühlfeuchte Witterung des Jahres 2021 hat dem Wald eine Verschnaufpause verschafft. Der Zustand der Wälder in Baden-Württemberg hat sich vereinzelt leicht verbessert“, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Freitag bei der Vorstellung des Berichts in Stuttgart. Eine „Entwarnung“ wolle er aber noch nicht geben, so Hauk, der selbst studierter Forstwirt ist.

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Noch sind 42 Prozent der Fläche geschädigt

Die Lage sei immer noch besorgniserregend, 42 Prozent der Waldfläche seien „deutlich geschädigt“. Im Jahr 2020 – dem Tiefpunkt aller Waldschadensberichte – waren es sogar 46 Prozent. Die günstige Witterung mit viel Regen hat in diesem Jahr gute Wachstumsbedingungen und weniger Insektenfall gebracht, das Jahr gilt wegen des kalten Frühlings sogar als eines der borkenkäferfeindlichsten Jahre überhaupt.

Trockenstress hängt Bäumen noch nach

Aber immer noch sind die hohen Belastungen durch den Trockenstress vorher in den Kronen vieler Laubbäume, wie Buche und Eiche, zu erkennen. Der Richtwert, die sogenannte Kronenverlichtung, hat sich nur leicht um 1,6 Prozent auf 26,6 Prozent verbessert. Die Mortalitätsrate der Bäume liegt mit 0,42 Prozent immer noch über dem langjährigen Mittel. Aber: Es starben weniger Bäume ab als im Vorjahr. Immerhin gibt es bei Buche, Esche und Bergahorn sowie Fichte, Kiefer und Douglasie einen „insgesamt positiven Trend“. Der Zustand von Tannen, Lärchen und Eichen habe sich hingegen leicht verschlechtert. Das liegt bei der Tanne zum Beispiel daran, dass hier Schädlinge wie der Krummzähnige Tannenborkenkäfer doch noch zuschlagen konnten und eine Parasitenart – die Mistel – dem Baum zusetzt. Ähnliches gilt für die Eiche, der blattfressende Schmetterlingsraupen wie der Frostspanner, der Eichenwickler und der Eichenprozessionsspinner zusetzte.

Tannen und Eichen haben gelitten

Sondereffekte wurden bei einzelnen Baumarten festgestellt. So hat die Buche vom ausreichenden Wasserangebot profitiert. Als unverwüstlich gilt der Bergahorn, was auch mit seinem jungen Bestand erklärt wird. Insgesamt sind nur zehn Prozent der Bergahornflächen geschädigt – Rekordniveau. Für die Forstwirte stellt der Bergahorn eine wichtige ökologische Bereicherung als Mischbaum dar.

Bergahorn steht am besten da

Buche braucht vor allem Wasser

Untersucht werden nun auch die Einflüsse eines Standorts sowie die Witterung. Waldbesitzern will man damit Ratschläge erteilen. Aber „konkrete Aussagen über Kausalitäten“ seien noch herausfordernd, heißt es etwas verklausuliert im Bericht. So wird über die Buche berichtet, dass der Standort bei ihr gar nicht so entscheidend sei, viel wichtiger sei die klimatische Wasserbilanz.

29 Arten von Regenwürmern im Waldboden

Erstmals enthält der Bericht auch Aussagen über ein Monitoring des Waldbodens, der Bodenfauna. Was dort so krabbelt und kriecht, ist bemerkenswert. Besondere die Mischwälder seien „Hotspots“ der Bodentiervielfalt. Auf 129 Untersuchungsfeldern fanden die Forscher 29 Arten von Regenwürmern, 67 von Laufkäfern, 117 von Springschwanzmilben und 160 von Hornmilben.