Studentin Sarah Löffler zeigt das Pulver, aus dem das Hydrogel angerührt wird, und eine Douglasie. Fotos: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: Nach Rodung im Schopfelenwald wird wieder aufgeforstet / Studentin Sarah Löffler nutzt Maßnahme für Bachelorarbeit

Noch ist die Bundesstraße 523 vom Industriegebiet Ost aus zu sehen. Doch in ein paar Jahren soll das nicht mehr so sein. Nachdem die Waldfläche für ein Straßenbauprojekt gerodet wurde, das nun gar nicht umgesetzt wird, beginnt die Aufforstung.

VS-Schwenningen. Eine ganz wesentliche Rolle in diesem Aufforstungsprojekt spielt Studentin Sarah Löffler. Die 25-jährige Unterkirnacherin studiert an der Forsthochschule in Rottenburg und wird für ihre Bachelorarbeit das Aufforsten im Schopfelenwald durch besondere Methoden begleiten.

Wie bereits berichtet, werden auf etwa einem Drittel der gerodeten Fläche 1200 Douglasien neu geplatzt, allerdings nicht nur auf die herkömmliche Methode. "Es gibt für das Projekt drei Felder, die mit unterschiedlichen Methoden bepflanzt werden", erklärt Forstamtsleiter Tobias Kühn beim Vor-Ort-Termin am Donnerstagnachmittag.

Auf einer sogenannten Nullfläche, die am nächsten zur Bundesstraße gelegen ist, werden 400 Douglasien nach herkömmlicher Art gesetzt. Heißt: Loch graben, eine junge Pflanze einsetzen, Loch schließen. Die anderen beiden Felder werden ebenfalls mit jeweils 400 Douglasien bepflanzt. Allerdings werden dort Zusatzmittel beigefügt. Im zweiten Feld wird jedes Loch mit 1,5 Litern Hydrogel aufgefüllt, bevor der Setzling hineinkommt. "Das Hydrogel, das laut Hersteller biologisch vollständig abbaubar ist, kann riesige Mengen Wasser speichern", erklärt Kühn.

Ein anderes Produkt, das aber eine ähnliche Wirkung haben soll, ist eine Wasserkapsel, die im dritten Versuchsfeld beigefügt wird. "Grundsätzlich ist der Vorteil im Vergleich zum Gel, dass der Aufwand geringer ist. Denn das Gel muss vorher aus Pulver und Wasser erst angerührt werden." Ziel ist es, die Bäume insbesondere in den ersten Jahren zu unterstützen und eine ausreichende Wasserversorgung zu garantieren – wenn es denn den gewünschten Effekt hat.

Ob das der Fall ist, welche Methode besser ist und wie groß der Unterschied zwischen den drei Varianten tatsächlich ist, wird Sarah Löffler über ein Jahr hinweg beobachten und analysieren. "Ich mache einen fotografischen Vergleich zwischen dem Ist-Zustand und nächstes Jahr im April", erklärt Löffler. Darüber hinaus werde sie Wurzelproben nehmen, diese trocknen und wiegen, um zu sehen, wie viel Wasser tatsächlich gespeichert wurde.

Für die Studentin ist die Fläche am Rande des Industriegebietes Ost ein Glücksfall, wohl wissend um die Vorgeschichte und die Tatsache, dass dort Bäume vollkommen umsonst gefällt wurden. Damit dies aber nicht ganz umsonst gewesen ist, bringt sich die 25-Jährige ein. "Für mich ist es eine Riesenchance, meine Bachelorarbeit im Bereich der Forschung schreiben zu können. Viele Bachelorthemen sind schon zig Mal bearbeitet worden. Ich hingegen mache was wirklich Neues", freut sich Sarah Löffler.

Doch nicht nur die Studentin, sondern auch Forstamtsleiter Tobias Kühn ist froh, dass die Stadt VS diese Projektfläche zur Verfügung stellen kann. Denn aufgeforstet werden muss die Fläche rein rechtlich sowieso. Er erklärt, dass die für Sarah Löffler zur Verfügung gestellte Fläche etwa einen Hektar und damit rund ein Drittel der Schneise umfasst. Die verbleibenden 1,7 Hektar sollen erst im Herbst oder kommendes Frühjahr und dann mit anderen Baumarten aufgeforstet werden. Denn die Fläche ist auf die Länge von 500 Metern doch recht unterschiedlich, weiß Kühn. Hier wolle man schauen, welche Bäume geeignet sind.

Wie so oft kostet Forschung allerdings auch Geld. Deshalb berichtet Tobias Kühn, dass das Vorhaben im Schopfelenwald unter diesen Bedingungen und zu diesem Zweck natürlich teurer – abschnittsweise sogar doppelt so teuer – ist, als wenn man eine herkömmliche Aufforstung machen würde. "Erstens ist der Arbeitsaufwand natürlich ein anderer, wenn man überlegt, dass das Hydrogel einen Tag zuvor angerührt werden muss. Gleichzeitig kostet ein Sack mit 20 Kilogramm Pulver, das dann allerdings für 1000 Liter Wasser und somit rund 700 Bäume reicht, 120 Euro", erklärt Kühn.

Die Kapseln wiederum kosten 35 Cent das Stück. "Wobei wir natürlich die Ergebnisse abwarten müssen, bevor wir wirklich vergleichen können, wie ›teuer‹ welche Art der Aufforstung ist." Weitere Kosten würden allerdings noch für einen Zaun anfallen. "Den müssen wir in diesem Fall aufstellen, damit wir äußere Einflüsse wie Wildverbiss ausschließen, um das Projektergebnis nicht zu verfälschen oder zu gefährden", erklärt Kühn.

Die Auswertung wird Sarah Löffler dann zwischen April und Sommer 2022 vornehmen und in ihrer Arbeit niederschreiben.