Baumfällarbeiten laufen derzeit an der Bernbacher Straße. Über die Sperrung sind dabei viele nicht begeistert. Foto: Zoller

Wegen Baumfällarbeiten ist die Bernbacher Straße derzeit voll gesperrt. Das stößt bei Verkehrsteilnehmern nicht gerade auf Gegenliebe, der Ortschaftsrat Bernbach sprach sich ausdrücklich dagegen aus. Die Verantwortlichen halten beispielsweise eine Ampelregelung allerdings für zu gefährlich.

Bad Herrenalb - Die Baumfällarbeiten an der Bernbacher Straße sind für Matthias Kübler vom gleichnamigen Unternehmen in Bad Herrenalb eine arbeitsreiche Zeit. Beauftragt vom Forst BW hat er binnen 13 Tagen in steilem Gelände rund 500 Festmeter Holz an der Bernbacher Straße zu fällen. Die Vollsperrung gilt bis zum 8. Januar. Damit ist die Straße zwischen Golfclub Bad Herrenalb und Bernbach werktags von 8 bis 16.30 Uhr nicht befahrbar. Doch das findet insbesondere jetzt in der Ferienzeit weder bei den Bewohnern von Bernbach, noch bei anderen Verkehrsteilnehmern großen Anklang.

"Wir haben leider kein Stimmrecht"

"Wir haben leider kein Stimmrecht", beschreibt Martin Müller vom Ordnungsamt in Bad Herrenalb die aktuelle Situation, bei der Verkehrsteilnehmer viele zusätzliche Kilometer zurücklegen müssen, um ans Ziel zu kommen. "In diesem Fall handelt es sich um einen Sicherungshieb, den der Forst Baden-Württemberg beauftragt hat."

Über die geplante Maßnahme wurde das Landratsamt Calw vom Forst BW in Kenntnis gesetzt. "Dann startete das Landratsamt eine Anhörung bei den betroffenen Gemeinden, Landratsämtern, Polizei, Busunternehmen und dem Regierungspräsidium und wir als Stadt wiederum informierten in diesem Fall den Ortschaftsrat Bernbach, die Feuerwehr und unseren Polizeiposten."

Versorgung und Erreichbarkeit des Ortes nicht mehr gesichert?

Das war nach Aussage von Ortsvorsteher Klaus Lienen Mitte November. Mit einer Stellungnahme an das Landratsamt sprach sich der Ortschaftsrat Bernbach ausdrücklich gegen die Vollsperrung zwischen Golfplatz und Ortseingang Bernbach aus und gab zu bedenken, "dass nicht nur die Versorgung und Erreichbarkeit des Ortes nicht mehr gesichert werden könne, sondern diese Straße bis zur Fertigstellung der Ortsdurchfahrt Loffenau als Umleitung zur Verfügung stehen muss". Doch eine Sperrung konnte er nicht verhindern. Am 29. November wurde dem Ortschaftsrat mitgeteilt, dass die Arbeiten bis einschließlich 8. Januar stattfinden und nur an den Wochenenden die Straße komplett offen bleibt.

Arne Glückstein, der beim Forst BW-Forstbezirk Westlicher Schwarzwald für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, hat Verständnis für den Unmut der Autofahrer. "Mir ist klar, dass das für die Verkehrsteilnehmer eine unangenehme Maßnahme ist. Aber ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn wir jetzt nichts tun und dann in den nächsten Wochen eine Baumkrone auf ein fahrendes Auto stürzt."

Abgestorbene Äste und Kronenteile können bis zu 500 Kilogramm wiegen

Der Grund für die Vollsperrung sind zahlreiche ältere Bäume, die "aufgrund des Klimawandels vermehrt Trockenschäden in den Kronen aufweisen". Diese abgestorbenen Äste und Kronenteile können bis zu 500 Kilogramm wiegen und ohne weitere größere Einflüsse abbrechen und Fahrzeuge auf der darunterliegenden Straße treffen. Die bereits markierten Bäume sollen laut Forst BW daher schnell gefällt werden. Weil es wegen der Geländeneigung in Richtung Bernbach bei den Fällarbeiten aber auch zum Abrollen größer Steine und Felsen kommen kann, sei eine Vollsperrung der Straße während der gesamten Arbeitszeit unumgänglich, um den Straßenverkehr nicht zu gefährden.

"Wir haben auch über eine Ampelsperrung diskutiert, damit die Straße zumindest zeitweise für den Verkehr nutzbar ist. Aber das Risiko, dass nach einer Fällung noch Steine ins Rollen kommen und dann während der Grünphase auf ein Auto treffen, war uns einfach zu hoch", erklärt Arne Glückstein, dem die "Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer" wichtig ist.

Radfahrer ignoriert Sperrung

Für Martin Kübler, der seitens des Forst BW mit den Baumfällarbeiten beauftragt wurde, ist das eine richtige Entscheidung. "Es wurden alle Institutionen angehört und damit der Zeitpunkt festgelegt, die Bäume in den Schulferien zu fällen." Wenig Verständnis bringt er allerdings für all diejenigen auf, die sich trotz Verbot auf die gesperrte Straße wagen. "Ich habe einen Radfahrer fotografiert, der gefälltes Reisig auf der Straße umfahren hat und meinte, das sind ja nur wenige 100 Meter – aber er hat ja auch nur ein Leben." Mit seinen sechs Forstleuten arbeitet Kübler direkt am Baum und kann die Richtung der Fällung beeinflussen, aber "Sicherheit geht vor!"

Um die Infrastruktur der Straße, also Böschung, Bankett, Leitplanken und Leitpfosten so wenig wie möglich zu tangieren, wird das gesamte Holz nach oben gefällt und dann aufwendig mittels Seilwinde und schwerem Forstgerät aus dem Wald herausgezogen. Gefällt werden Buchen, Tannen und Kiefern. Nach Küblers Worten handelt es sich dabei um einen ganz "normalen Einschlag und eine Durchforstung, die einer nachhaltigen Forstwirtschaft dient."