An einer stolzen Buche, die rund 150 Jahre alt ist, wurden die Habitat-Baumgruppen vorgestellt von Sascha Frank, Reiner Brechenmacher, Patrick Maier mit Tochter Matilda und Sebastian Witter (von links). Foto: Lothar Schwark

Wie die Zukunft der heimischen Bäume aussieht, darum ging es bei einem Waldspaziergang mit Forst-BW im Hirschkopfrevier.

Eingeladen hatte der Geschäftsbereichsleiter von Forst-BW Freudenstadt, Reiner Brechenmacher. Mit ihm vor Ort waren seine Kollegen Sebastian Witter (Geschäftsbereich Wald/Naturschutz), Sascha Frank (Revierleiter Hirschkopfrevier) und der Geschäftsführer des BUND Nordschwarzwald, Patrick Maier.

 

Beim Gang durchs Revier, teils am Mittelweg Waldshut-Pforzheim entlang, stand der Waldnaturschutz im Fokus. Behandelt wurden das Waldrefugium, Habitat-Baumgruppen, Bannwälder und die Frage, wie sich Totholz auf Insekten und die Tierwelt auswirkt.

Wälder stehen noch gut da

Brechenmacher erläuterte dabei, was ein Waldrefugium ist. Dies sind ein bis fünf Hektar große Waldflächen, die stillgelegt sind. Zu verstehen wie ein „Mini-Bannwald“, in dem keine forstlichen Maßnahmen vorgenommen werden. „Hier darf das Holz richtig alt, dick, astig und morsch werden“, erklärte Brechenmacher, der betonte, dass davon die ganze Flora und Fauna profitiere. Dies sei aber kein Gegenstück zum Nationalpark, sondern eine Ergänzung. Angestrebt werde eine zehnprozentige Flächenstilllegung.

In voller Pracht: Die Lupine bekommt Besuch von einer Hummel. Foto: Lothar Schwark

Trotz der Trockenheit der Jahre 2017 bis 2022 stünden die Wälder in Baden-Württemberg eher noch gut da. Allerdings stelle sich die Frage, wie lange sie noch grün sind und wie viel Dürrejahre sie noch überstehen. Klar sei, dass die hohe Verbreitung der Fichte zurückgehe. Ihr werden Buche, Linde, Kirsche und Ahorn folgen. „So wird unser künftiger Wald sehr von Laubholz geprägt sein“, meinte Brechenmacher. Man versuche, mit den Baumarten zu arbeiten, die da sind. Mit fremdländischen Arten, die nur wenig Gegenspieler haben, werde dabei jedoch nicht gearbeitet. Anbauversuche macht hier die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg.

„Der BUND hat schon vor 30 Jahren den Naturschutz mit Nutzen und Problemen im Blick gehabt“, erläuterte Patrick Maier. Auf die junge Generation der Bäume, die mit dem Trockenstress zurecht kommen können, komme es an. Licht, Wärme, Wasser und die Bejagung würden für einen gesunden Wald sorgen.

Rund 150 Jahre alte Buche

In Augenschein wurde eine Habitat-Baumgruppe genommen. Diese Baumgruppen umfassen rund zehn bis 15 Bäume. Beispielsweise Horst- und Höhlenbäume oder Bäume mit faulen Ästen in der Krone. Einer oder mehrere Bäume der Gruppe haben Strukturen, die manche Arten zum Überleben brauchen. Ausgewählte Bäume erkennt man an einer weißen umlaufenden Wellenlinien-Markierung. Station machte die Gruppe an einer weiß gekennzeichneten, rund 150 Jahre alten Buche. Noch sieht sie gut aus, doch die Förster wissen genau, dass solche stattlichen Riesen in drei bis vier Jahren wegen Wassermangels absterben können.

Digital und mit GPS werden Pilze, Spechtlöcher und Insektenbefall erfasst und dokumentiert. Hier habe in den vergangenen fünf Jahren ein Umdenken zurück zur Natur begonnen. Totholz sei ein Paradies für Tiere und Pilze. Auf sturmgeprägten Flächen seien Lurche und Eidechsen zuhause. Auf wiederhergestellten Freiflächen bei der Ruine Königswart kehrt die Vogelbeere zurück, Lupinen und Ginster blühen in voller Pracht.

Wichtig war allen Anwesenden, den Naturschutz ins tägliche Leben zu integrieren. Beim Waldnaturschutz sei man voll in der Umsetzungsphase, und der Forst habe gute Arbeit gemacht, so Brechenmacher in seinem Schlusswort.