Wie hier im Wittmanstal wird bei der Holzernte auch mal mit der Seilwinde der Baumstamm aus dem Wald gezogen. Foto: Wilfried Strohmeier

Der Umbau des Forsts muss teilweise schneller vorangebracht werden, als gedacht. Vor allem Borkenkäfer und Klimawandel machen den Fichtenbeständen zu schaffen. Für die Förster und Waldarbeiter bedeutet das ein hohes Arbeitsaufkommen.

Liegen die großen, zusammenhängenden Fichtenbestände laut statistischem Landesamt eher im Nordschwarzwald, hat die Kurstadt jedoch auch einige Hektar an Fichtenbestand, der aktiv umgewandelt werden muss. 49 Prozent der Waldfläche bestehen aus Fichte, Tendenz abnehmend.

 

Die Fichte wurde teilweise an Stellen gepflanzt, wo sie nicht hingehört, da der Standort aufgrund der Bodenverhältnisse nicht passt und sie sich in den vergangenen Jahrzehnten eher mäßig entwickelte.

Fläche im Bundesland

In Baden-Württemberg gibt es mehr Flächen mit Nadel- als mit Laubbäumen, meldet das Statistische Landesamt. Nach den Ergebnissen der Flächenerhebung waren am 31. Dezember 2023 insgesamt 349 882 Hektar, das entspricht 9,8 Prozent der Landesfläche, ausschließlich mit Nadelbäumen bestockt, auf 121 915 Hektar, 3,4 Prozent der Fläche, wuchsen Laubbäume. Nadel- und Laubbäume kamen gemeinsam auf 681 624 Hektar, das entspricht 24,7 Prozent der Fläche vor. Der Wald insgesamt nahm eine Fläche von 1,35 Millionen Hektar, 37,9 Prozent der Bodenfläche Baden-Württembergs ein.

Forst Bad Dürrheim

Der Bad Dürrheimer Forst besteht zu 49 Prozent aus Fichten, in den vergangenen zehn Jahren wurde dieser Bestand um fünf Prozent zurückgenommen. Ersatz dafür sind nach Angaben von Revierförster Matthias Berger Tanne, Eiche und Buche. Tanne wächst auf zehn Prozent der Fläche zusammen mit Kiefer und Douglasie ergibt dies ein Nadelholzbestand von 63 Prozent.

Wachsames Auge

Zug um Zug sollen die fichtendominierten Bestände in Mischwälder umgebaut werden – wobei die Fichte jedoch beigemischt bleibt. Nach Angaben des Revierförsters werden bei der Jungbestandspflege Eiche, Kiefer, Tanne und Ahorn gezielt gefördert.

Waches Auge notwendig

Ein wachsames Auge müssen die Förster nach wie vor auf den Borkenkäfer haben. Matthias Berger beschreibt die Situation: „Zu Spitzenzeiten des Käferbefalls, zwischen Juni und September, ist es extrem schwer zeitgerecht hinterher zu kommen. Von Befall bis Ausflug bleiben maximal acht Wochen. Es muss also im Abstand von 14 Tagen das komplette Revier auf Befall begutachtet werden. Neben der Größe gibt es dabei noch andere Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen.“

Viel Aufwand

Die befallenen Bäume müssen zunächst gefunden werden, beispielsweise wäscht der Regen das signifikante Bohrmehl ab, das entsteht, wenn die Borkenkäfer sich in den Stamm fressen. Dann müssen die Unternehmer verfügbar sein um das geschlagene Holz zu rücken, die Witterung muss ein Befahren der Fläche zulassen, und das Sägewerk muss die Stämme rasch und zeitnah abfahren. Aus heutiger Sicht sind die Böden wassergesättigt, sie bekamen 2024 somit genug Wasser ab.

Zügiger Waldumbau

Zum Teil musste aufgrund des Borkenkäferbefalls der Waldumbau schneller durchgeführt werden, als geplant, wie beispielsweise im Gewann Stockacker (bei Öfingen) und Setze (bei Oberbaldingen) hier hätte man gerne etwas mehr Zeit gehabt, um den Wald noch in die Naturverjüngung zu bringen.

6000 Pflanzen

In der Pflanzung sind in diesem Jahr 6000 Pflanzen vorgesehen, informiert Berger weiter, hauptsächlich Eiche, Walnuss, Ulme, Spitzahorn, Douglasie und Lärche. Die Schwerpunkte liegen an der Klausenhütte – diese ist unterhalb des Öfinger Jagdschlösschens, am Unterbaldinger Berg und Richtung Aasener Hölle und im Gewann Setze. Begonnen werden soll nach jetzigem Stand Mitte März.

Waldbegehung 2025

Den Waldarbeitern geht die Arbeit nicht aus. Die Aufgaben reichen von der Holzernte über die Jungbestandspflege bis hin zur Kultursicherung. Und mehr über die Arbeit der Förster können interessierte Bürger in diesem Jahr wieder bei einer Informationsveranstaltung erfahren. Wann die stattfindet sei im Moment allerdings noch unklar, erklärt Matthias Berger.

Forst

Naturwaldgemeinde
Das Forstrevier Bad Dürrheim ist nach den Kriterien des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) als Naturwaldgemeinde eingestuft. Zu den Pflichten einer Naturwaldgemeinde gehören laut Stadt die Förderung stufiger und strukturreicher Bestände, die Anreicherung mit standortheimischen Baumarten, der Vorbau in naturfernen Bestockungen, der Verzicht auf Chemieeinsatz und eine sanfte Betriebstechnik.

Struktur
Ein naturnaher Wald zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten aus. Zum Schutz der bedrohten Lebensgemeinschaften des Alt- und Totholzes muss ausreichend liegendes und stehendes Totholz im Wald verbleiben. Vorrang hat eine Naturverjüngung. Es muss für einen tragbaren Wildbestand gesorgt werden, und der Forst ist biologisch nachhaltig zu bewirtschaften.

Forstgemeinde
Baiersbronn im ist mit 18 958 Hektar Fläche die zweitgrößte Gemeinde im Land, direkt nach der Landeshauptstadt Stuttgart mit 20 733 Hektar Bodenfläche. 15 909 Hektar (83,9 Prozent) der Baiersbronner Gemeindefläche ist mit Nadelbäumen bestockt. Damit ist Baiersbronn die Gemeinde mit der absolut größten Fläche an Nadelbäumen in Baden-Württemberg.