Christian Bluhm (von links) und Benjamin Schwarz erläuterten Bruno Metz und Katharina Augsten das Forschungsprojekt. Foto: Stadt Ettenheim

Der Ettenheimer Wald wurde als Untersuchungsgebieten ausgewählt. Es werden dort Daten darüber gesammelt, inwiefern die Biodiversität abnimmt und inwiefern dadurch auch der Bestand von Insekten und anderen Tiergruppen zurückgeht.

Der Arten- und Naturschutz hat in Ettenheim eine hohe Priorität, erklärt die Stadt. So wurden öffentliche Flächen naturnah gestaltet, Bachläufe renaturiert. Totholzkonzepte erarbeitet und (Wald-)Biotope geschaffen, um Insekten und Kleintieren Lebensraum zu bieten. In Ettenheim sind mittlerweile 34 Waldbiotope als besonders schützenswert ausgewiesen und 140 Hektar Waldflächen liegen im geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiet.

 

Umso mehr freut es Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz, dass in diesem Jahr eine Fläche im Ettenheimer Wald im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der Vielfalt als Monitoring-Gebiet ausgewählt wurde, um die Artenvielfalt im Wald repräsentativ zu untersuchen.

Wissenschaftlich betreut wird das Projekt von Benjamin Schwarz (Insekten-Monitoring), Christian Bluhm (Bodenfauna-Monitoring) und Sarah Blum von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA). Das koordinierte Waldbiodiversitätsmonitoring der FVA ist das Ergebnis abgestimmter Konzepte von vier Projekten, die im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der Biologischen Vielfalt entwickelt wurden. Vor Ort informierten sich Bürgermeister Metz und Katharina Augsten, Leiterin des Liegenschaftsamts, bei Schwarz und Christian Bluhm über die Erkenntnisse und Maßnahmen des Waldmonitorings.

Alle Fledermausarten gelten als gefährdet

Wie Bluhm erläuterte, stellt der in den letzten Jahrzehnten beobachtete und andauernde Rückgang der Biodiversität das Waldmanagement vor große Herausforderungen. So sind beispielsweise die Artenvielfalt und die Biomasse der Insekten in Deutschland und auch in Baden-Württemberg in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Ein ähnlicher Trend wird für bodenlebende Wirbellose vermutet. Ebenso gelten die Bestände der 23 in Baden-Württemberg vorkommenden Fledermausarten als gefährdet. Es fehle allerdings eine solide Datengrundlage, um das genaue Ausmaß des Biodiversitätsverlustes flächendeckend sowohl für Deutschland als auch auf Ebene einzelner Bundesländer zu beziffern und mögliche Ursachen zu ermitteln.

Im Rahmen des Sonderprogramms wurden daher Monitoringprogramme für verschiedene Tiergruppen im Wald konzipiert, die seit 2024 gemeinsam als ein landesweites repräsentatives Biodiversitätsmonitoring im Wald umgesetzt werden. Dadurch sollen statistisch belastbare Aussagen über den Zustand und die langfristige Entwicklung der Biodiversität im Wald von Baden-Württemberg ermöglicht werden, so der Wissenschaftler. Darüber hinaus soll das Monitoring Hinweise liefern, welche Einflüsse der Klimawandel, die Waldbewirtschaftung, oder auch andere Landnutzungsformen außerhalb des Waldes auf die Biodiversität im Wald haben.

Daten von Regenwürmern Käfern und Faltern erfasst

Schwarz berichtete, dass für das Grundprogramm des Biodiversitätsmonitorings 79 Untersuchungsflächen, wie die in Ettenheim ausgewählt, welche vom Bundesamt für Naturschutz in Zusammenarbeit mit dem statistischen Bundesamt in einem geschichteten Stichprobenverfahren gezogen wurden, um die Landnutzungsform Wald in Baden-Württemberg repräsentativ abzubilden. Innerhalb dieser einmal ein Kilometer großen Untersuchungsflächen wurde möglichst nahe des Mittelpunktes 50 mal 50 Meter große Untersuchungsflächen eingerichtet, auf denen der Großteil der Erfassungen stattfindet. Jährlich werden auf etwa einem Viertel der Flächen Daten erhoben, so dass dementsprechend ein Untersuchungszyklus nach vier Jahren abgeschlossen ist.

Die beiden Wissenschaftler berichten, dass auf der erprobten Fläche in Ettenheim ab April Regenwürmer mittels Elektrofang und Handauslese gesammelt, Tagfalter entlang von Transekten erfasst, Laufkäfer und andere bodenlebende Arthropoden mit Bodenfallen sowie im Holz lebende Käfer und weitere flugfähige Insekten mit Kreuzfensterfallen gefangen wurden. In vier Nächten des Jahres kamen zudem Lichtfallen zum Einsatz, um nachtaktive Falter zu fangen. Die Fledermausaktivität wurde mit Hilfe akustischer Methoden erfasst. Die Artenzusammensetzung, die Anzahl und Biomasse der einzelnen Tiergruppen werden anschließend von externen Experten bestimmt.

Zudem wurden verschiedene Parameter der Waldstruktur wie beispielsweise die Baumartenzusammensetzung, der Totholzanteil und Mikrohabitatvorkommen erfasst sowie klimatische und bodenchemische- und physikalische Daten erhoben.

Deshalb wird geforscht

Die Daten liefern Einblicke in die Biodiversität eines Gebiets, helfen, zeitliche Trends in den Populationen zu erkennen, und dienen als Indikatoren für Umweltveränderungen etwa durch den Klimawandel. Sie geben Hinweise auf die Qualität und den Zustand der Lebensräume und ermöglichen es, den Erfolg von Naturschutzmaßnahmen zu bewerten oder Empfehlungen für biodiversitätsfördernde Waldbewirtschaftung abzuleiten. Zudem helfen die Daten, ökologische Interaktionen zwischen den Arten besser zu verstehen.