Die Fließkanäle für die Aufzucht der heranwachsenden Forellen. Foto: Michel

Die Forellenzucht, seit mehr als 100 Jahren in Buhlbach zuhause, startet in ein neues Zeitalter – mit einer der modernsten Aquakulturen und Fischzuchten Deutschlands.

Baiersbronn-Obertal-Buhlbach - Rund fünf Jahre, nachdem das Hotel Bareiss nach umfangreichen Bauarbeiten den Forellenhof Buhlbach eröffnet hat, sind das neue Bruthaus sowie die Fließkanal- und Wasseraufbereitungsanlage offiziell an den Start gegangen.

Lange Tradition

Die Fischzucht hat in Buhlbach eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1908 zurückreicht. Schon die Großmutter von Hannes Bareiss, Hermine Bareiss, hat von dort Forellen bezogen. 2016 hatte das Hotel das Fischerstüble und die Forellenzucht gekauft. Erster Markstein war die Eröffnung des Forellenhofs, ein weiterer die Beteiligung an einem Forschungsprojekt zur gemeinsamen Aufzucht von Bodenseefelchen und europäischen Edelkrebsen in einer Polykultur. Das Projekt ist zwar inzwischen ausgelaufen, dafür gibt es nun den nächsten Markstein: den Betriebsstart der neuen Hauptanlage der Forellenzucht.

Ganze Reihe von Zielen

Dass investiert werden müsse, das ist laut Hannes Bareiss, Juniorchef des Hotels Bareiss in Mitteltal, schon von Anfang an klar gewesen. "Aber nicht, wie." Da galt es, gleich eine ganze Reihe von Zielen zu bündeln – von der Qualität über die Nachhaltigkeit bis zum Tierwohl, zur Bioqualität, zu touristischen Ansprüchen und zur Wirtschaftlichkeit. Dazu kam die Berücksichtigung des Klimawandels. Der Clou der Anlage, die inmitten eines Landschaftsschutzgebiets liegt: Sie ist auf trockene Perioden eingestellt. Denn auch ein minimaler Zulauf von Frischwasser reicht aus, um den Betrieb der Kreislaufanlage und die Produktion artgerecht zu gewährleisten.

Trockene Sommer, die die Quellen weniger sprudeln lassen, damit weniger Wasser, das sich zudem stärker erwärmt: In Anbetracht dieser Entwicklung sei klar gewesen, dass sich etwas tun müsse, beschreibt es Andreas Mäck, der als Geoökologe und Umweltphysiker Mitinitiator des Ausbauprojekts ist. In Deutschland gebe es zwar nur begrenzt Ressourcen, doch dafür zeuge die Geschichte vom Erfindergeist. Und dafür steht auch die Technik, von der es in der neuen Anlage jede Menge gibt.

Wasserqualität im Fokus

In der Anlage fließe das Wasser nicht einfach nur durch, erklärt Mäck. "Wir recyceln es." Dabei geht es zum einen um den sparsamen Umgang mit der Ressource, zum anderen um die Qualität des Wassers. "Wir wollen schon für die Kleinsten optimale Wasserqualität." Die Kleinsten, das sind die Eier. Die Natur geht damit extrem verschwenderisch um. Mehr als 99 Prozent der Fischeier kommen in der Regel nicht durch, sagt Mäck. Denn die Natur setze entweder auf Masse, wobei dann nur sehr wenige überleben, oder auf wenig Nachkommen und eine intensive Betreuung des Nachwuchses.

Die neue Anlage soll der Natur allerdings ein Schnippchen schlagen: Angestrebt wird, 80 bis 90 Prozent der Eier durchzubekommen. Einen Kreislauf gibt es nicht nur beim Wasser, sondern auch bei den Fischen – vom Ei bis zum Speisefisch auf dem Teller. Dabei wird keine Mast, sondern ein natürliches Wachstum angestrebt. Die Anlage für Regenbogen-, Lachs- und Goldforellen sowie Saiblinge ist auf eine Produktion von rund 70  000 Fischen im Jahr ausgerichtet. Das entspricht 30 Tonnen oder mehr – je nach Größe.

Hightech und Tannenduft

Mit zahlreichen Gästen, darunter am Projekt Beteiligte, Vertreter der Politik und der Behörden, weihte die Hoteliersfamilie Bareiss die neue Anlage ein, aus Hygienegründen noch vor dem Besatz. Von einem Win-Win-Projekt für alle sprach Bürgermeister Michael Ruf. Der Slogan des Kreises "Hightech und Tannenduft" könne nirgends besser passen als hier.

Die Anlage

Die neue Hauptanlage, die die bereits bestehenden Hälterbecken für schlachtreife Tiere sowie die Naturteichbecken mit Goldforellen für die Gewinnung von Forellenkaviar elementar ergänzt, besteht aus drei Komplexen: dem Bruthaus zur Nachzucht, den Fließkanälen für die Aufzucht der heranwachsenden Forellen und einem Technikhaus zur Wiederaufbereitung des hofeigenen Quellwassers. Die beiden Gebäude für Brut und Wasseraufbereitung, die Kopf- und Fußende der Fließanlage bilden, entsprechen von außen betrachtet einem typischen Schwarzwaldhof. Das Technikhaus ist das Herzstück der Hauptanlage. Dort erfolgt über die mechanische und biologische Filtration sowie zur Entkeimung und Entgasung die Wiederaufbereitung des Wassers in einem geschlossenen Wasserkreislauf – und das ist der springende Punkt: Dieser ermöglicht einen kontrolliert-nachhaltig wiederholten Einsatz desselben Quellwassers, das sonst nur noch zum Auffüllen verwendet wird, unter anderem zum Ausgleich von Verdunstung.