In diesem milden Januar sind tatsächlich schon Bienen, wie hier beim Hofstetter Deckerhof, unterwegs. Foto: Störr

Milde Weihnachten und Rekordtemperaturen kennzeichneten auch im Kinzigtal den Jahreswechsel. Was für viele Menschen für Frühlingsstimmung gesorgt hat, spiegelt sich in gemischten Gefühlen in der Tier- und Pflanzenwelt wider.

Mittleres Kinzigtal - Rekordreife Temperaturen haben sich um die Jahreswende in Deutschland bemerkbar gemacht – der milde Winter macht dabei allerdings einigen Landwirten zu schaffen. Der Präsident des Landesverbandes Badischer Imker, Klaus Schmieder, und der BLHV-Vorsitzende des Kreisverbands Wolfach, Ulrich Müller, berichten dabei, wie sich die Temperaturen in der Tier- und Pflanzenwelt im Kinzigtal ausgewirkt hat."Das Hauptproblem sehe ich darin, dass die Natur einfach nicht zur Ruhe kommt.", meint BLHV-Vorsitzender Ulrich Müller zu den milden Temperaturen.

Obstbäume sind viel zu früh dran

"Durch milde Winter treiben zum Beispiel Obstbäume früher aus. Dadurch besteht die Gefahr, dass durch einen Spätfrost die Triebe erfrieren. Feldfrüchte treiben zu früh aus und werden durch einen Frost extrem geschädigt."

Darüber hinaus könne durch die wärmeren Temperaturen auch eine zunehmende "Zugfaulheit" bei Kurzstreckenziehern unter den Zugvögeln festgestellt werden.

Wo die Klimaveränderung sich in vielen Bereichen negativ auswirke, so seien für die Bienen jedoch milde Winter aber besser als strenge Winter, erklärt Klaus Schmieder, Präsident des Landesverbandes Badischer Imker.

Im vergangenen Jahr sei der Winter deutlich dramatischer als dieser Winter für die Bienen gewesen. "Wir hatten einen Winterverlust von 26,6 Prozent. Das bedeutet, ein Viertel der Bienenvölker sind gestorben." Schmieder rechnet jedoch mit weniger Ausfällen in diesem Jahr und schätzt dabei mit zehn bis 15 Prozent durchkommen zu können.

Die Bedeutsamkeit der Bienen sei dabei weitaus größer als nur für den Erwerb von Honig. "Überleben mehr Bienenvölker, so sorgen sie im Frühjahr auch für mehr Artenvielfalt, zum Beispiel mit Obstbäumen", erklärt Schmieder im Gespräch mit unserer Redaktion.

Temperaturschwankungen stellen ein Problem dar

Nicht die milden Winter, sondern die Temperaturschwankungen stellen ein Problem für die Bienen dar, denn ein ständiger Wechsel wirke sich schlecht auf sie aus. "Ein ständiger Wechsel ist schlecht und es ist nicht gut, wenn die Bienen im Winter ständig am Fliegen sind", meint Schmieder. Einzelne warme Tage im Winter seien gut, abwechselnd längere Warm- und Kaltperioden hingegen schlecht.

"Die Temperaturen stiegen in den vergangenen 100 Jahren stetig an, in den vergangenen 20 Jahren dann vergleichsweise immer stärker. Dadurch verlängert sich die Vegetationszeit", beschreibt der BLHV-Vorsitzende. "Es steigt auch die Gefahr der Hitzewellen und Trockenphasen, sowie daraus resultierend starke Unwetter mit Starkregen.

Die Konsequenz dieses Temperaturanstiegs seien trockene Sommer und nassere Winter. Ein großes Problem für Müller seien vor Allem die hohen Temperaturen im Sommer. Durch die starke Hitzeentwicklung und die daraus entstehende Trockenheit seien die Bäume gestresst. Dadurch haben auch Schädlinge ein leichtes Spiel die Bäume zu befallen. "Wir können immer nur hoffen, dass sich der Grundwasserspiegel in den Wintermonaten einigermaßen wieder einpendelt."

Milde Winter begünstigen auch die Verbreitung von eingeschleppten Schädlingen und Unkräutern.

In den Imkereien sei dabei seit Anfang der 80er Jahre die "Varroa-Milbe" eine Gefahr, die als Parasit an Honigbienen lebe und bei milden Temperaturen aktiv wird. Der Imker könne dafür sorgen, dass die Varroa-Milbe im Sommer bekämpft wird, komplett milbenfrei gehe das allerdings nicht, so der Imkerpräsident.

Im Sommer könne der Bienenstock mit Ameisensäure versorgt werden, die organische Säure komme bereits in geringer Menge natürlich im Honig und im Bienenwachs vor, so Schmieder. Kommt es wegen den erhöhten Temperaturen zu Wassermangel, reicht den Bienen auch die Feuchtigkeit des Wassers im Honig. "Wasserholer" fliegen auch bei niedrigen Temperaturen, erklärt Schmieder

Für den BLHV-Vorsitzenden ist Wassermangel hingegen ein Problem, dass es auf verschiedenen Höfen schon seit längerem gibt. "Das Problem ist ja, dass wir im Winter einen erhöhten Niederschlag zu verzeichnen haben, aber die Trockenperioden im Sommer mehren sich."

Für den Präsident der Badischen Imker ist es in der Tendenz klar, dass es wärmer werde und auch Bienen bräuchten ihre Winterruhe.

"Imkereien und Gesellschaft müssen sich auf diese Situation einstellen". Die Bienen ziehen sich bei einer niedrigeren Temperatur als acht Grad zu einer Wintertraube zusammen. Eine größere Aktivität der Bienen bedeute auch einen höheren Futterverbrauch.

Schattige Plätze sind von Vorteil

Im milden Winter seien dabei schattige Plätze von Vorteil. Imker sollten darauf achten, nur gesunde Völker zu versorgen, im August und September eine vitale Königin zu haben und dem Bienenvolk genug Futter zu geben, rät Schmieder.

"Wir ernten den Honig, im Gegenzug wird Futter in Flüssigform verabreicht, denn die Tiere überwintern in der Zuckerform besser. So ist man auf der sicheren Seite". Der Präsident der Badischen Imker hat im September vergangenen Jahres 46 Völker eingewintert, andere Imker hätten auch nur kleine Verluste gemacht. Bis man jedoch ein richtiges Fazit ziehen könne, dauere es wohl noch ungefähr zwei einhalb Monate bis zu einem richtigen Ergebnis, erklärt Schmieder.

In milden Wintern finden Störche noch genügend Nahrung und können so auch die kalte Jahreszeit gut überstehen, so LBV-Storchenexpertin Oda Wieding. So ist auch der Storch zurück in Haslach. Er ist in sein Nest auf dem Kirchturm von St. Arbogast zurückgekehrt. Damit ist es der früheste Zeitpunkt der Rückkehr seit dem Jahr 2014.