Eine Rezession ist typischerweise von Sparsamkeit geprägt – bei Bürgern wie auch bei Unternehmen. Foto: Stock Adobe/Simography2019

Deutschland droht Experten zu Folge eine Rezession. Was bedeutet das und welche Folgen hat dies für die Bürger?

Lieferengpässe, steigende Zinsen und eine hohe Inflationsrate, die vor allem durch extrem steigende Energie- und Lebensmittelpreise getrieben ist – die Zeiten für die Wirtschaft sind alles andere als rosig. Etliche Experten und auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnen mit einer baldigen Rezession. Aber was bedeutet das für die Bürger? Lesen Sie die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist eine Rezession?

Der Begriff Rezession bedeutet Rückgang und kommt vom lateinischen Begriff „recedere“, was zurückweichen, zurückziehen bedeutet. Experten sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst oder stagniert, sondern schrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst den Wert der Dienstleistungen und Waren, die ein Land in einem bestimmten Zeitraum herstellt. Es gibt verschiedene Definitionen für Rezessionen. Eine gängige lautet, dass eine Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft.

Warum kommt es zum Abschwung?

Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation, vor allem getrieben durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise, gestörte Lieferketten und höhere Zinsen und nicht zuletzt die Pandemie – all das sind negative Faktoren für die Konjunktur, sie sich gegenseitig verstärken. Statt zu wachsen, wird die Wirtschaft Prognosen zufolge schrumpfen. Bundeswirtschaftsminister Habeck rechnet bereits im dritten und vierten Quartal dieses Jahres wie auch im ersten Quartal 2023 mit einem Rückgang. Fürs Gesamtjahr 2023 wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent erwartet.

Was bedeutet das für die Bürger?

Für viele Menschen ist der eigene Arbeitsplatz nicht mehr so sicher, weil in einer Rezession Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit drohen kann, wenn Firmen weniger Aufträge bekommen und weniger produzieren können. Oft macht auch das Wort vom „Wohlstandsverlust“ die Runde, das heißt, dass Menschen unterm Strich ärmer werden. Das liegt auch an der hohen Inflation. Allein im September lag die Teuerungsrate in Deutschland bei zehn Prozent. Steigt die Inflation, ist das Geld der Menschen weniger wert – und die Kaufkraft der Menschen sinkt. Weil die Menschen ihr Geld sparen und weniger ausgeben wollen, führt eine sinkende Kaufkraft somit zu einer geringeren Konsumbereitschaft: Es werden weniger Waren gekauft.

Einer Umfrage zufolge bremst die Inflation Deutschlands Sparer aus. Jeder Zweite (53,9 Prozent) legt demnach weniger Geld auf die hohe Kante oder kann aktuell gar nichts sparen, weil die stark gestiegenen Ausgaben zum Beispiel für Energie das Haushaltsbudget aufzehren. Das ergab eine YouGov-Umfrage im Auftrag der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank. Es wird also nicht nur weniger gespart, sondern auch weniger ausgegeben. Das hat auch Auswirkungen auf die Unternehmen.

Was bedeutet eine Rezession für Unternehmen?

Firmen, die kaum noch Aufträge haben, weil die Nachfrage zurückgeht, könnten gezwungen sein Jobs abzubauen. Aber auch die Inflation spielt hier eine wichtige Rolle, denn aufgrund der hohen Inflation können Produktionskosten erheblich steigen, das zeigt sich etwa an den steigenden Rohstoff- und Energiepreisen. Das kann zu Produktionsschwierigkeiten führen, weil sich manche Unternehmen eine Produktion kaum noch leisten können. Lieferschwierigkeiten können die Lage für die Wirtschaft zusätzlich verschärfen. Ein fataler Kreislauf, weil Firmen dann möglicherweise Arbeitsplätze abbauen. Eine höhere Arbeitslosigkeit würde die Probleme verstärken, weil viele Menschen noch weniger Geld ausgeben könnten, was die Unternehmen noch mehr in die Krise stürzen würde. Ob es soweit kommt, ist aber fraglich angesichts des Fachkräftemangels.

Was kann der Staat tun?

Er kann die Folgen einer Rezession durch finanzielle Hilfen dämpfen. Es muss also nicht automatisch zu einer Pleitewelle kommen – zumindest deutet darauf noch nichts hin. Im ersten Halbjahr zählte das Statistische Bundesamt mit 7113 Unternehmensinsolvenzen vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Was bedeutet eine Rezession für Aktien und Immobilien?

Bei Aktien wird sich eine Rezession bemerkbar machen. In der Regel sind Branchen wie der Maschinenbau, die Autoindustrie oder das Baugewerbe besonders von einer Rezession betroffen. Für Anleger ist es daher sinnvoll, Anlagen ausreichend zu streuen – über Länder, Branchen und Währungen hinweg. Die Immobilienpreise könnten in einer Rezession fallen. Menschen, die wegen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit weniger verdienen und auf Kredit finanziert haben, könnte die hohe Kreditlast zu hoch werden, eine Anschlussfinanzierung möglicherweise platzen.

Was passiert mit den Zinsen?

In einer Rezession senken die Zentralbanken normalerweise den Leitzins, um die Konjunktur anzukurbeln. Durch niedrigere Kredit- und Sparzinsen sollen Kredite (auch für Unternehmen) und Konsum attraktiver werden. Im Moment ist das noch nicht der Fall, denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat in den vergangenen Wochen die Leitzinsen erhöht. Damit will sie vor allem die durch die hohen Energiepreise getriebene Inflation abschwächen.