Blumensträuße als Dank an die Vereinsaktiven übergaben am Ende der Versammlung der Vorsitzende Joachim Wien (von rechts), Beisitzerin Annette Buckenmaier und Kassierer Edmund Belser (die anderen Vorstandsmitglieder ware an diesem Abend verhindert). Foto: Stopper

Sonntags Kuchen essen in der Hechinger Villa Eugenia – weil das so gut schmeckt, ist das zum Publikumsrenner geworden. Warum das auch Sorgen macht, war in der Hauptversammlung des Fördervereins zu erfahren.

„Schreiben Sie, dass wir dringend mehr Kuchebäckerinnen brauchen“, diese Bitte war in der Hauptversammlung des Fördervereins der Hechinger Villa Eugenia am Dienstag oft zu hören.

 

Immer sonntags wird die Rotunde der Villa zum Kaffeehaus, die Kuchen, die Frauen hier für den Verein backen, sind Meisterwerke. Die Folgen: Die Rotunde ist sehr gut besucht und die selbst gebackenen Kuchen sind schnell weg.

Einnahmen aus Kuchenverkauf sind für Erhalt des Gebäudes wichtig

Einerseits ist das schön für den Verein, denn die Einnahmen aus diesem Kaffeemittag werden dringend gebraucht, um den Erhalt des historischen Gebäudes stemmen zu können, wie unter anderem Kassierer Edmund Belser und der Vereinsvorsitende Joachim Wien in ihren Berichten erläuterten. 20 Frauen stehen auf der Liste der regelmäßigen Lieferantinnen. Aber selbst das ist zu wenig, und so empfinden es viele Bäckerinnen zunehmend als Belastung, jede Woche aufs Neue so viel Nachschub zu backen. Ihr dringender Wunsch: Wer Spaß am Kuchenbacken hat und damit den Erhalt der Villa Eugenia unterstützen will, soll sich dringend melden.

Angesparte Rücklagen werden für Villa-Renovierung gebraucht

Bei vielen Aktivitäten im Verein geht es um Spaß am Ehrenamt und eben auch ums Geld, wie der Verlauf der Sitzung zeigte. Vor 19 Jahren begann der Förderverein mit der Renovierung der Villa. Es gab hohe Zuschüsse, aber dennoch wurden zusätzlich enorme Schulden aufgenommen, deren Tilgung durch die Einkünfte der zahlreichen Veranstaltungen in der Villa möglich war. Zuletzt konnten Rücklagen angespart werden. Die werden nun angegriffen, um die Sanierung von Fenstern und hölzernen Fassadenteilen an der Dachkante zahlen zu können.

Kunstgalerie und Vermietung der Räume bringen weitere Einkünfte

Auch Zuschüsse und Sponsoren finanzieren den Verein, hier hatte Roland Buckenmaier engagiert als Zweiter Vorsitzender gewirkt, ein hoher Umsatz wird auch durch die Vermietung der Räume für Feiern erzielt, die Stadt zahlt Miete für ihr Trauzimmer dort, die von Angelika Kalchert sehr erfolgreich geführte Kunstgalerie wirft über die Provisionen ebenfalls einiges für den Verein ab, ebenso wie die Kulturveranstaltungen.

Vielfalt der Vereinsaktivitäten erzeugt auch Spannungen

Nicht zu vergessen sind die Beiträge der 177 Mitglieder. Am Ende führt das zu einem Jahresumsatz von über 100 000 Euro. Im Jahr 2024 blieben davon ein Gewinn von etwa 14 000 Euro. Geld, das für die anstehende Renovierung gebraucht wird.

Das zeigt: Der Förderverein ist vielseitig, bringt von Kunst über Hochzeitsräume bis Bauarbeiten vieles unter einen Hut. Das erzeugt wohl auch Spannungen. Roland Buckenmaier trat als zweiter Vorsitzender zurück, in der Versammlung zeigte sich das auch am eher schlechten Stimmergebnis bei der Wiederwahl von Joachim Wien. Und es zeigte sich an ausgedehnten Debatten über die Frage, ob die Kosten für das Personal zu hoch sind.

Überalterung im Verein erzeugt Sorgen um Zukunft

Was nicht debattiert wurde und doch offenkundig ist: Im Förderverein werden die engagierten Aktiven älter, ohne dass Jüngere nachkommen. Das wurde wohl auch schon mit Bürgermeister Philipp Hahn besprochen, jedenfalls thematisierte er in seinem Grußwort eine sonst für solche Anlässe eher ungewöhnliche Frage: Was würde passieren, wenn der Verein seine bisherige Leistungen nicht mehr stemmen kann? Am Ende würde dann die Stadt einspringen, machte Hahn klar. Es sei eine öffentliche Aufgabe, das Gebäude so weiterzunutzen, dass es der Öffentlichkeit zugänglich bleibt.

Aber Hahn machte auch klar, dass die Stadt den Förderverein hier gern weiter am Steuer sehen will, dass sie die geleistete Arbeit in hohem Maße schätzt und trotz Sparzwang hier auch nach Kräften finanziell unterstützt.

Explizit lobte er dabei auch den Vorsitzenden Joachim Wien als „sehr verlässlichen Partner für die Stadt“, zu dem er einen direkten Draht habe und der „ruhig und beharrlich“ die Anliegen des Vereins vertrete. Durch die Wiederwahl von Wien ist das erst mal gesichert.

Ergebnisse der Vorstandswahl

Wien wiedergewählt
In der Hauptversammlung des Fördervereins der Villa Eugenia ist Joachim Wien als Vorsitzender wiedergewählt worden. Allerdings standen 13 Ja-Stimmen 9 Nein-Stimmen gegenüber. Im Vorfeld gab es Gerüchte über eine Gegenkandidatur, allerdings trat in der Versammlung niemand außer Wien für das Amt an. Auch Kritik an seiner Amtsführung wurde aus den Reihen der Mitglieder an diesem Abend nicht geäußert. Joachim Wien erklärte, dass er nicht an seinem Amt klebe, dass er aber nur in dem Fall nicht kandidiert hätte, wenn ein gesamtes „funktionsfähiges Vorstandsteam“ gegen das aktuelle Team angetreten wäre. Das sei aber nicht in Sicht gewesen. Zu seinem Stellvertreter wurde Oliver Skoko gewählt, Schatzmeister bleibt Edmund Belser, Schriftführerin ist Anita Anders, und als Beisitzerinnen wirken Angelika Kalchert und Annette Buckenmaier im Vorstand mit. Über die Versammlung wird in der Donnerstagsausgabe ausführlich berichtet.