Landrat Günther-Martin Pauli (links) gemeinsam mit Bürgermeister Jörg Alisch und Susanne Riehle, der Leiterin des Amtes für Vermessung und Flurneuordnung Foto: Marisa Hahn

Auf dem Naturschutzgebiet „Galgenwiesen“ auf der Gemarkung Nusplingen hat sich ein für die Hochflächen der Schwäbischen Alb seltener Naturraum gebildet. Mittels eines Flurneuordnungsverfahrens soll dieser erhalten bleiben – auch zum Schutz gefährdeter und seltener Tier- und Pflanzenarten.

Die zunehmende Sedimentation und die Aktivitäten von Bibern begünstigen die Entwicklung kurz vor dem Zusammenfluss der beiden Bäche Obere und Untere Bära. Seggenriede, Staudenfluren, extensive Mähwiesen und naturnahe Waldpartien sind dort Landschaftselemente.

„Die Erhaltung und Pflege unserer Feuchtgebiete und Moore sind äußerst wichtig, denn sie leisten einen bedeutsamen Beitrag zur Artenvielfalt, bereichern unsere Lebensräume und sind effektive Kohlenstoffspeicher“, betont Landrat Günther-Martin Pauli.

In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Nusplingen, dem Regierungspräsidium Tübingen und den beteiligten Grundstückseigentümern wird jetzt ein Flurneuordnungsverfahren vollzogen. Ziel ist, die Bewirtschaftung der extensiven Mähwiesen zu sichern und die Feuchtflächen in öffentliches Eigentum zu überführen.

Im Herbst startet der Wegebau

Die Bewirtschaftung durch die heimischen Landwirte und eine naturschutzfachliche Pflege der Seggenriede sollen damit langfristig gesichert und die Entwicklung eines Niedermoors gefördert werden.

Im Herbst tritt das Flurneuordnungsverfahren mit dem Wegebau in eine weitere Umsetzungsphase: Der Wegebau ist notwendig, da durch die Aktivitäten von Bibern die Zufahrt zu einigen Wiesen überschwemmt und kaum noch möglich ist. Die Planungsphase dafür dauerte einige Jahre. Aufgrund der Vielfalt an Biotopstrukturen waren im Vorfeld zahlreiche Gutachten notwendig: Experten erfassten Flora und Fauna und prüften die geplanten Maßnahmen auf ihre Umweltverträglichkeit. Um dem Artenschutz Rechnung zu tragen, vor allem um die Feldvögel nicht in ihrer Brut zu stören, wurde ein Bauzeitenfenster von Mitte September bis Ende Februar festgelegt, in dem die Arbeiten zu erfolgen haben.

Leicht war es nicht – aber gelohnt hat es sich

„Die Abstimmungsprozesse zwischen Naturschutz, Landwirten und beteiligten Grundstückseigentümern waren nicht immer leicht. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden“, sagt Susanne Riehle, die Leiterin des Amtes für Vermessung und Flurneuordnung im Landratsamt Zollernalbkreis – sie ist zuständig für das Projekt. Der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft habe sich dabei sehr vermittelnd eingebracht. Auch die Gemeinde unterstützt das Projekt und beteiligt sich finanziell, so dass auf die Grundstückseigentümer keine Kosten zukommen. Vom Land gibt es Zuschüsse über rund 105 000 Euro.

„Lebensraum gemeinsam bewahren“

Nusplingens Bürgermeister Jörg Alisch betont, dass ohne die Nusplinger Landwirte der Erhalt und die Pflege des Gebiets nicht möglich wären. „Ich freue mich, dass wir diesen Lebensraum für vom Aussterben bedrohte, gefährdete und geschützte Tier und Pflanzenarten gemeinsam bewahren.“

Auf einigen Flächen wird die Hochstaudenflur entfernt und Grünland zur extensiven Nutzung entwickelt. Im Bereich der Hänge ist ein naturnaher Waldumbau vorgesehen. Standortfremde Baumarten wie die reinen Fichtenbestände werden sukzessive gerodet. Auf diesen Flächen sollen lichte Baumbestände mit standortangepassteren Baumarten entstehen.

Bestände fit machen für die Folgen der Klima-Krise

„Das soll zu einer naturnahen Bewaldung in diesen doch recht hochwertigen Bereichen führen“, erläutert Forstbereichsleiter Klaus Richert. Der naturnahe Waldumbau sei zudem einen wichtiger Beitrag dazu, diesen Wald besser auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, betont Klaus Richert.

Vom Herbst 2023 bis zum Frühjahr 2024 erfolgen die Baumaßnahmen sowie die Entfernung des Fichtenbestands. Rund ein Hektar Fläche für den Waldumbau und acht Hektar Fläche für den Naturschutz der Sumpfflächen wurden bislang erworben.