Er stecke nicht mehr alles so leicht weg wie zu Beginn der Amtszeit, sagt Bernhard Tjaden. Archiv-Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Bürgermeister von Fluorn-Winzeln will sich nach dem Ablauf der Amtsperiode zurückziehen

Nicht auf der Tagesordnung und damit für alle überraschend war eine persönliche Erklärung von Bürgermeister Bernhard Tjaden, die er am Ende der Gemeinderatssitzung vorlas. Dabei verkündete er, dass er bei der nächsten Bürgermeisterwahl nicht mehr antreten werde.

Fluorn-Winzeln. "Der Beruf des Bürgermeisters ist ein Beruf, in dem man viel Gestaltungsmöglichkeit hat. Aber er fordert auch ganz schön", sagte Tjaden zu Beginn seiner Rede. Es sei nicht immer einfach, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Auch werde es zunehmend schwieriger, da immer mehr hinterfragt werde. Trotzdem nehme er seine Aufgabe gerne wahr.

Vieles sei in den vergangenen Jahren erreicht worden, so etwa die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Fluorn, der Rötenberger Straße oder die aktuell laufende Sanierung der Halle in Winzeln. Verbesserungen habe es in Sachen Infrastruktur, Kinderbetreuung und Wasserversorgung gegeben. Mit dem altersgerechten Wohnen sei ein seit 2005 von vielen Bürgern gehegter Herzenswunsch in Erfüllung gegangen.

Allerdings habe es auch Rückschläge gegeben, wie etwa die Schließung der Schule in Winzeln. "Da musste ich damit leben, von einigen lange Zeit nicht mehr gegrüßt zu werden."

Als weiteren wichtigen Meilenstein sieht Tjaden die vom Gemeinderat beschlossene Abschaffung der unechten Teilortswahl im Jahr 2018 – auch als wichtiges Zeichen, "dass wir auf dem richtigen Weg sind". Somit könne man sagen, dass die Mission erfüllt sei. Aber es gebe auch weiterhin viel zu tun.

Dennoch habe er sich entschieden, den Weg frei zu machen. "Zur nächsten Wahl werde ich nicht mehr antreten", sagte Tjaden. Die Entscheidung sei für ihn nicht leicht gewesen, "da die Aufgabe des Bürgermeisters ein Lebenstraum war, den ich mir hier erfüllen konnte und meine Frau und ich auch sehr gerne in Fluorn-Winzeln leben."

Seiner Frau danke er für die stetige Unterstützung. Allerdings sehe er auch, "dass ich nicht mehr alles so leicht wegstecke wie am Anfang meiner Amtszeit". Hinzu komme die Vorgeschichte des Bürgermeisteramtes in der Doppelgemeinde, denn: "Alle drei Vorgänger im Winzelner Rathaus hatten kein sehr langes Leben".

Tjaden sagte: "Mein Amtsvorgänger Wolfgang Schnell war in meinem Alter, als er nach rund zehn Jahren im Ruhestand starb. Bürgermeister Jürgen Schlaich ging mit knapp 52 Jahren in den Ruhestand, nachdem er mehr als 26 Jahre Bürgermeister war, und starb bereits mit 65 Jahren. Sein Vorgänger Julius Hägele starb mit 63 Jahren im Amt auf dem Rötenberger Rathaus."

Das könne natürlich auch anders sein, denn niemand kenne Tag oder Stunde seines Todes. Doch weitere Todesfälle im privaten Bekanntenkreis hätten ihm die Endlichkeit des Lebens bewusst werden lassen und mit zu der Entscheidung, nicht wieder anzutreten, beigetragen.

Tjaden schloss mit den Worten: "Ich werde mich in den verbleibenden Monaten weiter nach Kräften für die Belange der Gemeinde Fluorn-Winzeln einsetzen und hoffe, dass wir gemeinsam bald auch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hinter uns lassen können." Nach der Rede herrschte betroffenes Schweigen im Gremium.