Eine erfolgreiche Saison spielte der VfL Fluorn 1978 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Schwarzwald, dem Bezirkspokalsieg sowie dem Gewinn des Heimbachwanderpokals, was man von der deutschen Nationalmannschaft nicht behaupten konnte. Sie schied bei der WM in Argentinien als Titelverteidiger in der Zwischenrunde aus. Foto: Kaufmann

Serie blicken wir auf besondere WM-Momente zurück.
Serie blickt auf besondere WM-Momente zurück. Manfred Kaufmann aus Fluorn erinnert sich.
Serie blicken wir auf besondere WM-Momente zurück.
 

Rottweil/Fluorn-Winzeln - 18. Juni 1978 – ein Sonntag vor genau 40 Jahren. Ganz Fußball-Deutschland wartet auf das WM-Zwischenrundenspiel unserer Nationalelf gegen Holland, das in Córdoba am Abend um 20.45 Uhr MEZ angepfiffen werden soll. Auch meine Freunde und ich waren voller Vorfreude auf diese Partie, galt sie doch als WM-Revanche von 1974, und bei unseren holländischen Nachbarn saß der Stachel der Finalniederlage von München immer noch tief.

Meine Freunde und ich, alle so Anfang 20, waren damals aktive Fußballer beim VfL Fluorn. Und wir hatten im Juni 1978 eine sehr erfolgreiche Saison mit dem erstmaligen Aufstieg in die neu gegründete Bezirksliga Schwarzwald abgeschlossen. An diesem Sonntag qualifizierten wir uns durch einen 3:2-Sieg in Denkingen auch noch für das Bezirkspokal-Endspiel eine Woche später, am selben Tag wie das WM-Finale, in dem wir natürlich gerne die Deutschen gesehen hätten.

Doch die DFB-Elf tat sich anfangs schwer und quälte sich als Titelverteidiger mit nur einem Sieg gegen Mexiko (6:0) und zwei torlosen Unentschieden gegen Polen und Tunesien mühsam durch die Vorrunde. Auch im ersten Zwischenrundenspiel gegen Angstgegner Italien gab es ein 0:0. Und jetzt also am Sonntagabend die WM-Revanche gegen die starken Holländer.

Ein zufälliges "Date"

Wir jungen Kerle waren gut gelaunt nach unserem Pokalerfolg inzwischen in Fluorn angekommen. Die Frage war jetzt, in welchem Gasthaus wir gemeinsam das Spiel anschauen sollten, es gab ja damals noch einige – in jedem Dorf übrigens! Aber zufällig trafen wir im sogenannten Ziergärtle, einer Mini-Parkanlage mit Blumenrabatten und einem Bänkle neben einem mächtigen Lindenbaum vis-à-vis vom Fluorner Rathaus, ein paar hübsche, junge Mädchen, die mit Fußball allerdings wenig am Hut hatten.

Zunächst war guter Rat teuer. Dieses zufällige "Date" (wie man heute sagen würde) wollten wir nicht auslassen, das Spiel wollten wir natürlich auch angucken. Da kam einem von uns die gleichermaßen kuriose wie rettende Idee. Er hatte in seinem blauen Opel Ascona einen tragbaren kleinen Fernseher mit Antenne, den er anderntags in seine Studentenbude nach Furtwangen mitnehmen wollte. Mit einem 12-V-Kabel, das man am Zigarettenanzünder einstecken konnte, hatten wir Strom und konnten tatsächlich die Live-Übertragung mit Hilfe der Autobatterie anschauen: Es war fast wie die Entdeckung des "Public Viewing".

Der Spielverlauf brachte uns in ein Wechselbad der Gefühle. Deutschland ging zweimal in Führung, doch jedes Mal glichen die Holländer aus. Kein Sieger also, aber Holland hatte jetzt die besseren Karten, gewann sein abschließendes Zwischenrundenspiel gegen Italien mit 2:1, während Deutschland nach der "Schmach von Córdoba" (2:3 gegen Österreich) auf der Strecke blieb. Aber das wiederum ist eine andere Geschichte.

Übrigens, die ungeliebten Holländer verloren am Sonntag darauf das WM-Finale gegen Gastgeber Argentinien mit 1:3, wir Fluorner hingegen gewannen am selben Nachmittag das Bezirkspokalendspiel gegen den FC Epfendorf mit 4:1 und setzten einer glanzvollen Fußballsaison die Krone auf.  

Der Autor, Manfred Kaufmann, kommt aus Fluorn.