Die Ortschronik gibt Aufschluss über die Historie der Familiennamen.Archiv-Foto: pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Aus dem Ortsbuch: die Bedeutung der Winzler Hausnamen / "Bischofa" und "Dragauner"

Fluorn-Winzeln. Wer in Winzeln zum Beispiel nach Herrn oder Frau Gaus, Hezel, Kreuzberger, Ott, Schmid oder Schweikert fragt, wird – selbst wenn noch der Vorname genannt wird – schwerlich eine sofortige Antwort bekommen können. Es gibt eben viele Einwohner mit gleichen Nachnamen. Wenn aber der Hausname der erfragten Personen genannt wird, kann fast jedes Kind und Erwachsener Auskunft geben. Bei einigen der Hausnamen wurde nachgeforscht und der Namensursprung festgestellt.

Der Hausname "s’Bronnemachwes" ist auf den 1805 geborenen Bürger und Bauern Josef Schmid zurückzuführen. Sowohl er auch als sein Sohn Nikodemus Schmid waren neben dem Beruf als Bauern auch "Brunnenmacher". Sie verstanden sich auf die handwerkliche Fertigkeit, für die Pumpbrunnen die oft bis zu sechs Meter langen Brunnendeichel so exakt zu bohren, dass der Pumpenschwengel nicht stecken blieb. Für den Eigenbedarf und den seiner Nachbarn hatte er bei seinem Hof drei Brunnen gebaut: einen beim Lindenkreuz, einen zweiten beim Zufahrtsweg zu "Schaibles" Haus und einen dritten Brunnen am Garten von Paul Gaus (jetzt ehemalige Volksbank).

"S’Hoppers" sind in Winzeln der älteren Generation bekannt. Begründer dieses Hausnamens ist Mathias Schmid, der diesen Namen in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine Wette erhalten hat. Der mündlichen Überlieferung nach soll ein junger Mann mit seinen Freunden gewettet haben, er werde ein volles Fass Bier mit hundert Litern Bier auf der Schulter um den Hofacker tragen. In der Annahme, dass diese Wette verloren wird, soll Mathias Schmid dagegen gehalten haben. Falls es wider Erwarten doch klappen sollte, wolle Schmid auf einem Bein von Winzeln nach Rottweil "hoppa". Die erste Wette sei gelungen, dadurch die zweite fällig geworden. So erhielten "Matthes" und seine Nachkommen den Übernamen Hoppers.

Eine der bedeutendsten Familien im Dorf

Träger des Hausnamens "s’Käthräles" war die Familie Andreas Bihl, die 1803 die im Besitz der Gemeinde befindliche Schmiedewerkstatt bei der Paradiesbrücke (heute Flaig) für 550 Gulden gekauft hatte. Sie wohnte im Haus neben der Schmiede und geriet in den Notjahren in Schulden. Zusammen mit weiteren Gantleuten wurden 1854 Haus und Schmiedewerkstatt vergantet.

Der Schnauzer-Marte (1786-1862) hieß in Wirklichkeit Martin Schweikert und war der Begründer einer bedeutendsten Familien in Winzeln. Er war freier Bauer auf Kirchentannen. Wenn er in den Flecken kam, sahen ihn die Winzler immer stets in Begleitung seines Hofhundes, eines Schnauzers. Es ist verständlich, dass man sich zurief: "Seht, da kommt der Schnauzer Marte". Aus drei Ehen hatte er elf Kinder. Von ihnen sind vier ausgewandert und zwei verzogen. Sohn Michael (1817-1901) war Nachtwächter in Winzeln und wurde der "deutsche Michel" genannt. Ein weiterer Sohn des Schnauzer-Marte, Johann Evangelist, war Ochsenwirt und 20 Jahre in Winzeln.

Die Hausnamen "s’Bischofa" und "dr Papst" erinnern an die Zeit der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Als die Vettern Peter Paul und Hermann Schmid eines Sonntagmorgens im Gasthaus "Schwane" einen Disput führten, der immer heftiger wurde, gab Peter Paul kleinbei, so dass Hermann Schmid zu seinem Vetter bemerkte: "Siehscht, i hau do reacht, i bei dr Papst und dau nau dr Bischof". Seither hießen Paul Schmid und seine Nachkommen "s’Bischofa". Hermann Schmid, der als Papst galt, war wieder mehr unter dem Namen "Maxa-Hermann" bekannt, sein Sohn als "Maxa-Ottl" (Otto Schmid).

Wenn es um den Hausnamen "s’Büttel-Hannese" geht, dann muss es in Winzeln einen Büttel gegeben haben, dessen Sohn Johannes geheißen hat. Dieser Büttel war der Polizeidiener Konrad Gaus, der im Haus seiner Eltern, im Metzger-Konrada-Haus gelebt hat (heute altes Haus von Fridolin Schweikert). Sein Sohn Johannes Gaus (1872-1941), wurde Büttel-Hannes genannt. Er hatte immer etwas Durst und konnte deswegen das elterliche Anwesen nicht halten und verkaufte es an seine Schwester Margret, die mit dem Ziegler-Albert verheiratet war. Um seinen Kindern wieder eine Heimat zu geben, haben sein Vater und sein Schwiegervater das Haus in der Zollhausstraße gekauft und ihnen als Erbengemeinschaft vermacht. Schließlich hat Georg Gaus, bekannt auch als "dr’Büttel-Hannessa-Schorsch" das Haus übernommen.

70 Reiter nehmen Winzeln als Quartier

Die Heimat der sogenannten Dragauner war das Dragonerhäusle, ein Bauernhaus beim Gasthaus Paradies zwischen der Freudenstädter Straße und dem Fohrenbühl. Es wurde 1948 abgerochen. Der Großvater von Pfarrer Felix Kreuzberger bewohnte das Haus. Zu dem Hausnamen "s’Dragauners" soll es nach mündlicher Überlieferung im vergangenen Jahrhundert gekommen sein, als Winzeln von Truppen verschiedener Nationen als Quartier in Anspruch genommen wurde. In der Winzelner Ortschronik wird berichtet, dass am 3. Juli 1849 70 Reiter (Dragoner) unter Rittmeister von Malchus übernachtet haben und durch 730 Mann preußischer Infanterie ersetzt wurden.

Ehe die Preußen den Ort ganz besetzt hatten, hörten die Kreuzbergers in ihrem Hausgarten das weinen eines Kindes und fanden zwischen den Beerenhecken einen ausgesetzten Säugling, den sie alsbald in ihr Haus nahmen. Es könnte ein Kind einer Marketenderin der Dragoner gewesen sei. Doch es ließ sich nicht mehr feststellen, was aus dem Kind geworden ist.