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Schwerwiegendes stand dem Winzelner Wald bevor / Die Ortschronik von Winzeln berichtet aus dem Jahre 1918

Die Firma Gebrüder Junghans in Schramberg wollte kurz vor dem Ersten Weltkrieg auf der Gemarkung Winzeln einen Artillerie-Schießplatz errichten.

Fluorn-Winzeln. Schon im Herbst 1917 wurden durch den Geometer Linkenheil aus Schramberg die erforderlichen Erhebungen im Grundbuch gemacht und die Vermessungsarbeiten vorgenommen. Die Bevölkerung fürchtete sogar, dass ein Flugplatz errichtet werden könnte.

Anfang Januar 1918 kamen die Direktoren der Firma Junghans mit Geometer Linkenheil und legten eine Eingabe zur Genehmigung der fertigen Pläne für einen Schießplatz vor. Die erste Geschützstellung war östlich vom Oberen Kirchentannenhof zwischen dem Hof selbst und der Staatsstraße (heute Landstraße Waldmössingen-Beffendorf) vorgesehen. Die zweite Geschützstellung war auf dem Gelände des Johann Schmid (Schuhmacher) Ecke Waldmössingen /Hochsträß in der Nähe des Grenzsteins Winzeln-Waldmössingen vorgesehen. Das erste Aufschlagsgelände wäre die Abteilung 15 (Bitzenwäldle) gewesen. Das zweite Ziel die Abteilung 39 bei der Speckwiese. Das dritte Zielgelände lag auf Markung Rötenberg (Mergeläcker Richtung Zollhaus links).

Von der ersten Stellung wäre wöchentlich zweimal und von der zweiten vormittags täglich scharf geschossen worden. Während des Schießens wäre das Gelände links von der Straße Winzeln-Rötenberg von einer Postenkette abgesperrt worden, so dass man weder Feld- noch Waldarbeiten hätte durchführen dürfen. Auch wäre an zwei Wochentagen der Verkehr auf der Straße Winzeln-Waldmössingen verboten gewesen.

Die Antragssteller verlangten, die käufliche oder pachtweise Überlassung von je sieben Hektar Grundfläche für die Aufschlagsgelände. Es wurde zugesagt, dass das Schlagen einer Schneise durch den Wald vorerst nicht geplant sei.

Aber es wäre mit Sicherheit anzunehmen gewesen, das die Schneise durchgeschossen geworden wäre und somit in der Schießrichtung Ost-Südost und West-Nordwest eine große Lichtung durch den Wald entstanden wäre.

"Die schlimmsten Feinde unserer Waldungen sind die im Frühjahr und Herbst auftretenden Stürme mit Starkregen, dadurch werden die Waldböden aufgeweicht und durch die Schneise wäre dem Gemeindewald der schützende Süd-West-Trauf genommen worden und hätte den Stürmen einen große Angriffsfläche geschaffen", so die Befürchtung.

Da die Waldfläche hinter der gedachten Schneise in der Windrichtung lag, bestand die Gefahr, dass mit der Zeit der größte Teil des Waldes dem Sturm zum Opfer gefallen wäre.

Mit den Plänen legten die Antragssteller die Genehmigung des Kgl. Preußischen und Kgl. Württembergischen Kriegsministeriums zur Errichtung der Schießplätze vor, in der ausdrücklich erklärt wurde, dass die Gemeinde aufgrund der Kriegsgesetze zur Duldung der Anlage verpflichtet sei, und dass im Falle der Verweigerung der Genehmigung durch Zwang hierzu angehalten werde.

Trotz dieser Drohung wurde die Genehmigung im Hinblick auf die große Gefahr für den Wald vom bürgerlichen Kollegium (Gemeinderat) verweigert. Es wurde eine Eingabe an das Innenministerium und an den Landtag gerichtet, mit der Bitte, die Gemeinde bei ihrem Vorgehen zu unterstützen. Ortsvorsteher Karl Moser wurde bei der Körperschaftsforstlichen Direktion und beim damaligen Kammerpräsidenten Kraut vorstellig.

Die Bemühungen waren schließlich von Erfolg gekrönt, und die Anträge wurden von der Firma Junghans zurückgezogen.