Die ehemalige Zwischenstation der Poststation Oberndorf – Schiltach: das Jägerhäusle Foto: Moosmann Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Schon seit mehr als 200 Jahren gibt es in der Region ein Verbreitungsnetz

Sie reicht nicht allzu weit zurück, die Postgeschichte in Fluorn-Winzeln und in Oberndorf, denn die Thurn- und Taxische Post, die bis Mitte des vorigen Jahrhunderts Württemberg beherrschte, gab sich mit den unrentablen Orten nicht ab.

Fluorn-Winzeln/Oberndorf. Die Landbevölkerung musste sich selbst helfen. Zum Teil benutzte man Amtsboten. Für den Privatverkehr wurden innerhalb des Oberamtes ermäßigte Taxen eingeführt. Auch wurde auf ein Bestellgeld für die von weit versandten Sendungen verzichtet.

So war es 1806 gelungen, 200 Landgemeinden mit regelmäßigen täglichen Postverbindungen zu versehen. Über Winzeln führte die Poststrecke von Oberndorf nach Schiltach. Die 1832 errichtete Pferde-Umspannstation im Wald – heute ist es das Jägerhäusle – existierte bis 1851. Im ersten Stock wohnte der Rossknecht, die Pferde hatten unten ihren Stall.

Der Zoll wurde schon damals am Zollstock im Winzler Wald erhoben. Ein Amtsbote war vom Oberamt für den amtlichen Verkehr mit den Gemeindebehörden aufgestellt. Er vermittelte auch zum größten Teil den Privatverkehr mit den Städten.

Nach Auseinandersetzungen gelang es Württemberg 1851, die Post in die eigene Verwaltung zu bekommen.

Die neue Württembergische Postdirektion hatte zuerst Lücken ihres Postnetzes zu schließen. Durch die Neueinrichtung von Postanstalten auch in kleineren Orten wurde es möglich, dass eine größere Anzahl von Gemeinden von der Entsendung eines Amtsboten nach der Oberamtsstadt absehen und die Beförderung der amtlichen Sendungen der Post überlassen konnten.

Die Landpost fand bald mehr Vertrauen. So schloss auch das Oberamt Oberndorf einen Landpostvertrag ab. Die Amtsboten wurden abgeschafft, und die Landpost wurde 1863 tätig.

Im Oberamt Oberndorf gab es nur drei Postanstalten: Oberndorf, Alpirsbach und Schramberg. Für Oberndorf wurden drei Bezirke geschaffen – Bochingen mit Lichteneck, Harthausen, Epfendorf mit Talhausen und Altoberndorf, dann Seedorf, Waldmössingen und Beffendorf, zuletzt Rötenberg, Bach-Altenberg, Winzeln, Fluorn und Hochmössingen.

Als Bote für den Bezirk Winzeln-Rötenberg wurde Friedrich Scherer aus Rötenberg aufgestellt. Die Ausrüstung des Boten bestand aus einem ledernen Tragranzen, einem Stock mit eiserner Spitze und Couponschere – Letzteres zum Abschneiden der Zwischenbescheinigungen, die der Bote für Geld- und Wertsendungen ausstellte. Seit 1854 gab es auch in Fluorn eine Postnebenstelle.

Nach 1873 gab es im Haus des späteren Postagenten Jakob Kaufmann eine Postablagestelle. Sie diente dazu, Sendungen anzunehmen, die vom Boten, der auf der Poststrecke Oberndorf-Alpirsbach unterwegs war, abgeholt und weiter befördert wurde. Im Zweiten Weltkrieg trug Andreas Ziegler die Post in Fluorn aus, ab 1946 war Ernst Stängel dafür zuständig. 1965 übernahm Irene Armbruster die Stelle.

Der Rötenberger Bote hatte damals schon ein gewaltiges Arbeitspensum zu bewältigen. Nach längeren Verhandlungen wurde die Portofreiheit 1875 aufgehoben. Die Arversalentschädigungen fielen weg. Sie hatten im Oberndorfer Amt 1700 Gulden betragen. Dagegen wurden die Wertzeichen für den amtlichen Bezirksverkehr eingeführt, die noch bis in den Zweiten Weltkrieg gebräuchlich war.

Als der große Botenbezirk Rötenberg auf die Dauer unhaltbar war, kam Winzeln 1887 zu der Postagentur Waldmössingen, die bereits 1871 eingerichtet worden war. Ab 1896 verkehrte eine Personenpost (Busverkehr) von Aichhalden nach Oberndorf über Winzeln und holte die Post bei Bäcker Linus Schweikert ab.

1903 wurde dort eine Telegrafenhilfsstelle eingerichtet. Bereits 1893 bemühte sich die Gemeinde Winzeln um die Errichtung einer Postagentur, aber erst 13 Jahre später drang das Gesuch durch. 1906 wurde sie im Kaufhaus Merz untergebracht.

Die Verbindungen der Postagentur Winzeln waren mancherlei Wechseln unterworfen. Ab 1. Mai 1912 wurden Postwagenfahrten von Waldmössingen nach Winzeln unter Posthalter Maurer (Waldmössingen) ausgeführt. Ab 1919 fuhr Posthalter Herman Schmid von Winzeln mit Personenpost über Waldmössingen nach Aichhalden und zurück. 1921 wurde die so genannte Kariolpost (Karrenpost) umgewandelt.

Die Benutzung ging rapide zurück, die Kariolpost konnte in der Inflationszeit selbst mit einer Millionen Mark nicht mehr gehalten werden, und so schrumpfte die Postverbindung auf einen Botengang nach Waldmössingen mit Zufuhr der Pakete von Oberndorf mittels Milchfuhrwerk zusammen.

Erst mit der Einführung der Kraftpostlinie Oberndorf – Alpirsbach 1925 erhielt Winzeln wieder eine bessere Verbindung durch Botengänge nach Fluorn. Später wurden Verbindungen nach Fluorn und Waldmössingen aufgenommen. Jeder neue Fahrplan stellte das Postamt vor die Aufgabe, wie nun wieder Winzeln unterzubringen sei. Durch die Eingliederung Winzelns in die Kraftpostlinie Oberndorf – Schramberg wurde allen Unzulänglichkeiten abgeholfen.

Nachdem Karl Merz neben seinem Kaufhaus ein zweistöckiges Wohnhaus errichtet hatte, wurde mit seinem Umzug in diesen Altersruhesitz auch die Postagentur übergesiedelt. 1950 übernahm seine Tochter Martha Merz die Postagentur bis 1966.

Mit der Verlegung der Poststelle Winzeln ins Gasthaus "Schwanen" wurde Paul Gerster Posthalter. Ortsbriefträger Philipp Schweikert, der während des Zweiten Weltkrieges die Post auch nach Römlinsdorf, Peterzell und 24 Höfe zu tragen hatte, ging 1961 in den Ruhestand. Ihn lösten Fritz Nibel, Alfred Notheiss und Fritz Scharf ab. Und ab 1967 wurden nicht nur Briefe sondern auch Pakete nach der Anschaffung eines Fahrzeuges ausgeliefert.

Am 1. November 1972 schlossen sich die bisher eigenständigen Gemeinden Fluorn und Winzeln zusammen. Damit wurde alles auf die Poststelle Winzeln übertragen.