Ein im Fluorner Pfarrhaus entdecktes Kirchensiegel aus der Zeit von 1821bis 1923. Eine kleine Sensation. Foto: Kaufmann Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Frühjahrsputz der besonderen Art / Pfarrhaus Fluorn bald fertig renoviert

Seit einiger Zeit wird das im Jahre 1672 erbaute Fluorner Pfarrhaus saniert. In diesem befinden sich die Räumlichkeiten des evangelischen Pfarramts sowie die Wohnung der neuen Pfarrfamilie.

Fluorn-Winzeln. Pfarrer Daniel Röthlisberger ist mit seiner Ehefrau und den drei Kindern im vergangenen September nach Fluorn gezogen. Zahlreiche Helfer, darunter Männer des Schorleclubs, Konfirmanden und Kirchenpflegerin Ingrid Ehlert, haben in mehreren Etappen die Dachböden, den Keller und das Archiv des Pfarrhauses entrümpelt und dabei mancherlei Entdeckungen gemacht: Im Archiv lagerten teilweise Jahrhunderte alte Kirchenbücher und Protokolle. Ebenso fein säuberlich handgeschriebene Verzeichnisse, beispielsweise wer wann konfirmiert wurde oder wer am Heiligen Abendmahl teilgenommen hat.

Auch die Terminkalender früherer Pfarrer und gottesdienstliche Abkündigungen etwa aus der Zeit des Nationalsozialismus sind noch vorhanden. Zum Bestand der historischen Pfarrbibliothek gehören außerdem Propaganda-Literatur des Dritten Reiches sowie Schriften und Briefschreiben des kirchlichen Widerstandes, darunter das Büchlein "Her zu uns, wer dem Herrn angehört" von Hans Asmussen. Gemäß den landeskirchlichen Vorgaben geht nun der größte Teil der historischen Bestände ans Zentralarchiv der evangelischen Landeskirche in Stuttgart, wo die Dokumente unter professionellen Bedingungen sicher und gut verwahrt werden.

Set stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert

Für Ahnenforscher sind die dort öffentlich zugänglichen Unterlagen überaus interessant. Zu den besonderen Entdeckungen im Fluorner Pfarrhaus zählt ein Abendmahls-Set aus Zinn, das frühere Pfarrer zu Hausbesuchen mitnahmen. Das Set stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Die dazugehörige Holzschatulle trägt als Inschrift ein Bibelwort aus dem Johannes-Evangelium: "Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben." Bis heute können Gläubige auch zuhause mit dem Pfarrer Abendmahl feiern, zum Beispiel bei Krankheit und in besonderen seelsorgerlichen Fällen.

In einem unscheinbaren Schrank wartete dann eine kleine Sensation auf ihre Entdeckung. Pfarrer Röthlisberger erzählt freudig: "Wir haben zwei königliche Amtssiegel der Pfarrei Fluorn gefunden, aus der Zeit von 1821-1923. In der Mitte fein säuberlich graviert das württembergische Wappen mit den drei Hirschstangen und Löwen, die je für Württemberg und Schwaben stehen. Die Krone über dem Wappenschild symbolisiert das württembergische Königreich, das von 1806 – 1918 existierte." Die evangelische Kirchengemeinde plant, einige ältere und neuere Objekte mit Bezug zur Fluorner Kirche für Besucher auszustellen. Über archäologische Funde und besondere Kunstgegenstände aus der Fluorner Kirchengeschichte hat Bernd Pieper, Beauftragter des Landesdenkmalamtes, bereits eine lesenswerte Broschüre verfasst: "Fluorn. Schätze aus alter Zeit", erschienen 2016.

Die baulichen Maßnahmen rund ums Pfarrhaus sollen bald abgeschlossen sein. Konfirmanden haben zuletzt im Pfarrhaus erneut selbst angepackt und in fröhlicher Runde mit Pfarrer Röthlisberger eine Wand geschliffen und neu gestrichen. Anfang August zieht auch das evangelische Pfarramt wieder ins frisch hergerichtete Gebäude um. Hoffentlich können bald wieder Kinder im Garten spielen, während Familie Röthlisberger und Sekretärin Marion Gaiser im Pfarrhaus Gäste wilkommen heißen.