Wie sich die Gesellschaft wandelt, so wandeln sich auch die Grabformen – wie auf den Friedhöfen Winzeln und Fluorn. Foto: Moosmann Foto: Schwarzwälder Bote

Bestattungskultur: Friedhöfe Fluorn und Winzeln bieten mit Rasengräbern neue Beerdigungsform an

Die Familienstrukturen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Das schlägt sich auch in der Friedhofskultur nieder, die – wie in Fluorn und Winzeln – mit neuen Grabformen auf diese Entwicklung reagiert.

Fluorn-Winzeln. Heute leben Familienmitglieder oft weit von einander entfernt. Konnte ein Grab also nicht von Familienmitgliedern selbst gepflegt werden, blieb oft nur die Beauftragung einer Friedhofsgärtnerei. Auch deshalb bieten viele Friedhöfe inzwischen neue Grabformen an. Rasengräber sind eine Alternative zum klassischen Reihen- oder Wahlgrab. Rasengräber sind besonders pflegeleicht und werden aus diesem Grund immer häufiger gewählt.

Da in Fluorn die Nachfrage nach Urnenrasengräbern- und Rasengräbern auf dem Friedhof bestand, wurde ein schon lange nicht mehr belegtes Feld als Urnenrasen-/Rasengräberfeld angelegt. Und dass die Entscheidung der Verwaltung richtig war, zeigt sich darin, dass mittlerweile 20 Urnen-Rasengräber angelegt sind. Auch in Winzeln bestand der Wunsch ein Urnenrasen/-Rasengrabfeld anzulegen. Dieser Tage wurden nun auch auf dem Friedhof Winzeln Stelen wie auf dem Friedhof Fluorn aufgestellt. Außerdem wurden zwei Rasenreihengräber angelegt.

Der Friedhof in Winzeln wurde nach der Ablösung von der Mutterkirche Waldmössingen, 1809 am Rande von Winzeln, angelegt und am 26. Juli 1810 von Dekan Haßler eingeweiht. Der erste verstorbene, der auf dem Friedhof beerdigt wurde, war Andreas Stern. Am Eingangsbereich wurde ein Sandsteinkreuz errichtet. Bereits 1822, wurde der Friedhof um mehr als die Hälfte erweitert, mit einer Mauer eingefasst und als Kriegerdenkmal auf Anregung von Pfarrer Cassel eine Friedhofkapelle errichtet.

Das ursprünglich am Eingang stehende Sandsteinkreuz wurde an einer Weggabelung bei Kirchentannen als Kirchentannenkreuz am Rottweilerweg aufgestellt und dafür im unteren Teil des Friedhofes am Wegende ein neues Sandsteinkreuz errichtet. Die Friedhofskapelle wurde 1951 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1952 durch eine Kapelle mit einem Sargraum, und einem Raum mit Gedenktafeln für die 30 im Ersten Weltkrieg und 62 im Zweiten Weltkrieg Gefallenen errichtet. 1971 wurde der Friedhof wieder erweitert, und neue Wege wurden angelegt. Viele Jahre gab es auf dem Friedhof keine Urnenbestattungen, und wenn, dann wurden die Urnen in bereits bestehende Reihen oder Doppelgräber beigesetzt.

Das erste offizielle Urnengrab erhielt Apotheker Richard Kopf im Jahre 2000. Mittlerweile hat sich der Wandel von Einzelreihengräbern zu Urnengräbern um mehr als 50 Prozent erhöht. Auch die Familien-Doppelgräber, die bislang nur einzeln belegt sind (38) werden durch die neuen Beerdigungsformen nicht mehr so stark belegt. War bis in die 50er-Jahre noch speziell für Kinderbestattungen ein Grabfeld angelegt, wurde dieses nach Ablauf der Ruhezeit aufgelöst. Das letzte Kindergrab wurde 1974 angelegt.