Eine Boeing 737 Max 8 beim Anflug auf New York. Foto: Getty

Nach dem erneuten Absturz einer Boeing 737 Max 8 haben mehrere Länder ein Startverbot für den Flugzeugtyp erlassen. Führte dieselbe Ursache wie in Indonesien zum Unglück? Die wichtigsten Fakten.

Addis Abeba - Der Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien mit 157 Todesopfern – darunter fünf Deutsche – hat zu ersten Startverboten dieses Flugzeugtyps geführt. Unterdessen hat die Suche nach der Absturzursache begonnen. Wir fassen den Kenntnisstand zusammen.

 

Wo gibt es Startverbote?

Neben Äthiopien hat auch China ein Starverbot für alle Boeing-Maschinen gleicher Bauart erlassen. In China sind 96 Flugzeuge betroffen. Die chinesische Luftfahrtbehörde CAAC hatte die betroffenen Fluglinien angewiesen, den Flugbetrieb vorübergehend einzustellen, bis Sicherheitsrisiken ausgeschlossen seien. Auch in Indonesien darf dieser Flugzeugtyp nicht mehr starten. Die karibische Fluggesellschaft Cayman Airways ließ ihre beiden Boeing 737 Max 8 ebenfalls am Boden.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Nach Erkenntnissen des Verkehrsministeriums nutzt derzeit keine deutsche Fluggesellschaft eine baugleiche Maschine im gewerblichen Flugbetrieb, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Montag in Berlin. Der Touristikkonzern Tui will ab April auch mit dieser Boeing zu den Kanaren fliegen. Bereits seit Anfang des Jahres seien 15 solcher Maschinen in Großbritannien, Belgien und in den Niederlanden im Einsatz, so Tui. Über Sicherheitsprobleme sei nichts bekannt.

Wie laufen die Untersuchungen?

Der Flugschreiber mit den digitalen Flugdaten wie auch der Stimmenrekorder – er zeichnet die Gespräch im Cockpit auf – wurden bereits gefunden und werden nun ausgewertet. Bekannt ist, dass die Piloten beim Start Probleme hatten und zum Flughafen zurückkehren wollten. Das Wetter war gut, die Maschine neu – sie war erst Mitte November geliefert worden.

Wie werden die Startverbote begründet?

Für die chinesische Flugaufsicht war offenbar die Ähnlichkeit der Abstürze jetzt und im Herbst in Indonesien Grund genug, ein Startverbot auszusprechen. Es handle sich jedoch um eine Sicherheitsabwägung, wurde versichert. Beide Maschinen seien während der Startphase abgestürzt. Gleich nach dem Absturz waren Vermutungen laut geworden, beide Maschinen könnten wegen denselben Softwareproblemen abgestürzt sein.

Was sagt Boeing?

Auf der Internetseite des Flugzeugbauers wird der Absturz „tief betrauert“ und den betroffenen Familien Mitgefühl ausgedrückt. Ein Ermittlerteam werde zur Absturzstelle reisen. Ansonsten hält sich das Unternehmen bedeckt – auf Grundlage der bisherigen Erkenntnisse gebe es keine neuen Anweisungen an die Kunden. Unterdessen stürzte der Kurs der Boeing-Aktie zeitweise um bis zu 13,5 Prozent ab – der größte Tagesverlust seit den Anschlägen 2001. Am Ende lag der Verlust bei mehr als acht Prozent.

Wie erfolgreich ist die 737 Max?

Die erste Boeing 737 flog 1967 – der Typ ist das am meisten verkaufte Verkehrsflugzeug weltweit. Die Version 737 Max wird seit 2017 ausgeliefert. Statistiken besagen, dass bisher weltweit 350 Maschinen in Dienst gestellt wurden und mehr als 5000 Bestellungen von zahlreichen Fluggesellschaften vorliegen. Die 737 Max gibt es in mehreren Varianten mit unterschiedlicher Ausstattung. In den USA sei die Sicherheitsbilanz dieses Flugzeugtyps glänzend, betonte ein US-Regierungsvertreter.

Wie kam es zum Absturz in Indonesien?

Die drei Monate alte Boeing 737 Max 8 stürzte am 29. Oktober 2018 nach dem Start ins Meer. Zuvor war der Pilot auf ein angebliches Sicherheitsproblem aufmerksam gemacht worden. Doch den Instrumenten zufolge waren Geschwindigkeit und Steigwinkel in Ordnung. Es folgte ein langer Kampf Pilot gegen Maschine, währenddessen das Flugzeug 26-mal zwischen dem vom Computer angeordneten Sinkflug und dem vom Piloten gesteuerten Steigflug wechselte. Dann stürzte die Maschine mit 724 Kilometer pro Stunde ins Meer. Inzwischen wurden Flugschreiber und Stimmenrekorder gefunden, einen offiziellen Abschlussbericht gibt es noch nicht. Im Zwischenbericht heißt es, dass die Maschine nicht hätte starten dürfen, weil bei vorangegangenen Flügen dasselbe technische Problem aufgetaucht sei. Mechaniker hatten aber das Problem für gelöst erklärt. Als Grund vermutet wird ein defekter Sensor zur Messung des Anstellwinkels in Kombination mit einer neuen, für die 737 entwickelten Software namens MCAS, die Abstürze verhindern soll. Nach dem Unglück wurden die Handbücher um Hinweise zum Umgang mit der Software ergänzt.