Unsere beiden Reporter Julia Meene und Cornelius Eyckeler testen auf dem Weg von Oberndorf nach Frankfurt den Zug bzw. das Flugzeug. Foto: Privat

Zwei Reporter haben den Reise-Test gemacht: Ist es besser, mit der Deutschen Bahn zum Flughafen Frankfurt zu fahren oder von Stuttgart mit dem Flieger der Lufthansa zu nehmen?

Unsere Reporter – Julia Maria Meene mit dem Zug, Cornelius Eyckeler mit dem Flieger – haben sich Ende Oktober vom Schwarzwald auf den Weg zum Frankfurter Flughafen gemacht. Warum das Ganze? Um zu testen, welches Verkehrsmittel sich besser eignet. Dabei haben sie auf vier Aspekte besonders geachtet. Gerne können Sie auch noch mal einen Blick in den Live-Ticker des Selbstversuchs werfen.

Inhaltsverzeichnis

Die Dauer: Wer kommt schneller an?

Wider den Erwartungen, angesichts einer Pünktlichkeitsquote von nur 62,8 Prozent im September (Quelle: Deutsche Bahn), hat der Zug das Flugzeug in puncto Reisedauer von A nach B geschlagen. Übrigens: Als pünktlich gilt ein Zug bei der Deutschen Bahn auch dann, wenn er eine Verspätung von bis zu 5:59 Minuten hat.

Die Strecke Stuttgart/Frankfurt gehört zu den nachgefragtesten Verbindungen im Netz, verrät eine Bahn-Sprecherin. Sie konnte keine Aussage dazu treffen, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten die Strecke am meisten frequentiert ist.

Beim Test der Redaktion lief bei der Bahnfahrt alles nach Plan: Weniger als drei Stunden hat die knapp 250 Kilometer lange Reise gedauert. In Oberndorf um 12:15 Uhr eingestiegen war unsere Reporterin, mit einem Umstieg in Stuttgart, um 15:11 Uhr am Flughafen-Fernbahnhof – nur fünf Minuten später, als geplant. Die Abflughalle ist von dort in etwa zehn Minuten zu Fuß zu erreichen.

Genau 28 Minuten war der Airbus A320 der Lufthansa in der Luft – plus Abrollen vom Gate in Stuttgart und dem Rollen in Frankfurt zum Gate. Insgesamt kommt so eine 40-minütige Reisezeit auf einer Strecke zusammen, die im Sommer 2022 schon mal temporär ausgesetzt worden ist.

Das Problem: Der Flug hatte am Tag des Tests rund 20 Minuten Verspätung. Bei eng gestaffelten Flügen auf der Kurzstrecke keine Seltenheit, da nur eine Verzögerung ausreicht, um den weiteren Flugplan durcheinanderzuwirbeln.

Dagegen verlief die Fahrt mit dem Zug von Oberndorf zum Stuttgarter Airport reibungslos. Letztlich hat unser Reporter den Flieger in Frankfurt um 15.34 Uhr verlassen.

Der Preis: Welche Variante schlägt mehr auf den Geldbeutel?

Aus finanzieller Sicht spielt der Ticketpreis für viele Reisende die größte Rolle: Bei der Deutschen Bahn variiert er je nach Zeitpunkt der Buchung. Etwa einen Monat im Voraus gekauft, hat das Zugticket von Oberndorf nach Frankfurt 28,40 Euro gekostet.

Nur wenige Tage vor der Reise können Bahntickets aber auch schnell teurer werden. Einen Tag vor Abreise hätten sich die Kosten für dieselbe Strecke mehr als verdoppelt.

Wieso unterscheiden sich die Ticketpreise der Deutschen Bahn je nach Buchungszeitpunkt? "Durch den gezielten Einsatz von Sparpreisen versucht die DB, Fahrgäste auf weniger nachgefragte Verbindungen zu lenken, um für eine gleichmäßigere Auslastung der Züge zu sorgen", heißt es von einer Sprecherin der Deutschen Bahn.

Diese günstigen Tickets seien nur in einem begrenzten Kontingent verfügbar und somit nach einer gewissen Zeit ausverkauft. Die Sprecherin der Bahn empfiehlt: Nachts und an weniger nachgefragten Reisetagen, wie dienstags und mittwochs, seien die Tickets meist günstiger.

Für Vielfahrer kann sich auch eine BahnCard lohnen, um dauerhaft von vergünstigten Preisen für Zugreisen zu profitieren.

Wer den Flieger nimmt, braucht dennoch ein Bahnticket, muss also zweimal lösen. Das Flugticket – einen Monat vorab gebucht – hat 86,82 Euro gekostet. Beim Bahnticket haben die Preise in diesem einen Monat nicht variiert.

Doch aufgepasst beim Buchen: Die Strecke Oberndorf (Neckar) nach Stuttgart Flughafen/Messe wird auf der Seite der Bahn gleich zweimal angezeigt. Einmal für 19,90 Euro und dann noch mal für 13,50 Euro zum "bwtarif". Grund ist der Intercity, der auf der Gäubahn verkehrt, aber auf der Strecke als Regionalzug gilt. In Summe kostete die Variante mit dem Flieger also knapp 100 Euro.

Doch so einfach rechnen lässt es sich nicht. Wer seine Reise in die USA über Frankfurt komplett bucht, sollte genau schauen, mit welcher Möglichkeit er günstiger reist. Mit dem Rail & Fly-Ticket oder mit dem Zubringerflug.

Alexander Hesse vom Reisebüro Übersee in Rottweil hat das Szenario durchgerechnet. Wichtig zu beachten: "Pauschal lässt sich nicht sagen, welche Methode die günstigere ist", sagt Hesse.

Es komme darauf an, wie voll die Flieger sind. "Je nach Auslastung schalten die Airlines ihre verschiedenen Buchungsklassen frei, um ihre Flieger bestmöglich zu füllen", erklärt Hesse. Zwar war in seiner Beispielrechnung die Variante mit Zubringerflug lediglich zwei Euro teurer, "das kann sich aber stündlich ändern", meint Hesse. Hier ist also Timing gefragt beim Buchen.

Die Ökobilanz: Wer hinterlässt den kleineren ökologischen Fußabdruck?

Das Flugzeug gilt als das umweltschädlichste Verkehrsmittel. Rund 2,5 bis 3,5 Prozent beträgt der Anteil der globalen Luftfahrt an der bisherigen menschengemachten Klimaerwärmung durch CO2.

Das Bundesumweltamt gibt in einer Tabelle aus dem November 2021 für das Kalenderjahr 2020 die Treibhausgas-Emissionen mit 284 Gramm pro Personenkilometer (Pkm, Annahme: 53 Prozent Auslastung) an.

Abzüglich der "Nicht-CO2-Effekte" (etwa Kondensstreifen, bei Inlandsflügen sehr selten) – laut Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt zwei Drittel weniger – wäre das ein reiner CO2-Ausstoß beim Flugzeug in Höhe von 96,56 Gramm pro Personenkilometer (g/Pkm).

Bei der Deutschen Bahn sieht das mit 50 g/Pkm (Annahme 31 Prozent Auslastung) deutlich positiver aus. Auf der Strecke zwischen Stuttgart und Frankfurt-Flughafen wären das für die Bahn 9,35 kg CO2 (Streckenlänge 187 km), für das Flugzeug 15,16 Kilogramm (157 km Luftlinie) an – also noch nicht mal doppelt so viel. Aber: Inklusive der "Nicht-CO2-Effekte" läge der Flug bei 44,59 kg.

Wie schwierig es ist, den exakten CO2-Wert zu berechnen, zeigt ein Blick in Kompensationsportale: Google Flights errechnet für dieselbe Flugstrecke inklusive "Nicht-CO2-Effekte" einen Wert von 35 kg CO2, Atmosfair 29 kg CO2, myclimate 102 kg CO2, Klima Kollekte 40 kg CO2.

Das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist übrigens bei weitem nicht die Deutsche Bahn, auch wenn sie das gerne suggeriert. Bezieht man die die Emissionen für das Herstellen der Infrastruktur (zum Beispiel Schienen, alle 30 Jahre) mit ein, dann ist sie auf gewissen Strecken umweltschädlicher als das Flugzeug (vergl. Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung von Klaus Radermacher).

Klarer Umweltsieger beim Bundesumweltamt: der Linienbus (Annahme: 57 Prozent Auslastung) kommt bei der Strecke hochgerechnet auf 5,72 kg CO2.

Der Komfort: Womit reist es sich stressfreier und gemütlicher?

Um mit dem Zug von Oberndorf nach Frankfurt zu reisen, wird nur ein Umstieg in Stuttgart benötigt. Wenn alle Züge planmäßig verkehren, dann ist das wunderbar. Pluspunkt in Sachen Komfort ist der Flughafen-Fernbahnhof, von dem das Hauptterminal fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen ist.

Dort wiederum kann es ungemütlich werden, denn aufgrund der Größe des Airports können die Gepäckabgabe sowie die Sicherheitskontrolle deutlich länger dauern als in Stuttgart. Über die durchschnittlichen Check-in-Zeiten kann ein Sprecher des größten deutschen Flughafens keine Auskunft geben.

Er rät jedoch, mindestens zweieinhalb Stunden vor Abflug vor Ort zu sein. Komfortabler ist die Reise in diesem Punkt zweifellos mit dem Flugzeug: Einmal am Stuttgarter Flughafen eingecheckt, muss man sich beim Zwischenstopp nicht mehr mit der Kofferabgabe und oder einem Sicherheitscheck aufhalten.

Und das ging am Tag unserers Tests (Mittwochnachmittag, außerhalb der Ferienzeit) viel schneller als gedacht. In der Stuttgarter Abflughalle war nichts los, die Gepäckabgabe hätte fünf Minuten gedauert, an der Sicherheitskontrolle war ebenfalls keine Warteschlange.

Entspannt nur mit Handgepäck ging es dann in den Flieger. Service gab es keinen, was auf dem kurzen Flug aber nicht kritisiert werden kann. Sehr komfortabel ist die Tatsache, dass die Wege am Rhein-Main-Flughafen zum anderen Gate und dem Interkontinental-Flug in der Regel nicht mehr weit sind.

Nicht sehr komfortabel hingegen waren die drei Umstiege, die von Oberndorf am Neckar bis zum Stuttgarter Flughafen notwendig gewesen sind, diese mit viel Gepäck zu bewerkstelligen, kann einige Nerven kosten.

Alternativen zur Deutschen Bahn: Auto oder Fernbus möglich

Mit dem Auto braucht man etwa dreieinhalb Stunden für die gut 250 Kilometer von Oberndorf nach Frankfurt. Die Treibhausgas-Emissionen beim Auto (Annahme 1,4 Personen) liegen – laut Bundesumweltamt – durchschnittlich bei 152 Gramm pro Personenkilometer, von Stuttgart nach Frankfurt wären das 32,22 kg CO2 – von Oberndorf nach Frankfurt sogar 38 kg CO2.

Seit vier Jahren liegt der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch unverändert bei 7,4 Liter pro 100 Kilometer. Insgesamt entspricht dies einem Verbrauch von 18,5 Litern für die gesamte Strecke. Bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 1,94 Euro, kostet die gesamte Fahrt 35,89 Euro. Hinzu kommen die Parkgebühren am Frankfurter Flughafen, für sieben Tage kostet das Parken etwa 65 Euro.

Der Fernbus (Flixbus), der die beiden Flughäfen in Stuttgart und Frankfurt verbindet, ist preislich eine gute Option. Wer rechtzeitig bucht, der bezahlt für die gut knapp 200 minütige Fahrt (ohne Umstieg) nur 9,99 Euro, hat Wlan an Bord – und muss nur darauf hoffen, dass es zu keinen Staus kommt.

Das Fazit: Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage

Zu Beginn des Fazits, welche Methode die bessere ist, könnte man die typische Juristen-Antwort auf beinahe alle Fragen geben: Es kommt drauf an. Und zwar darauf, welche Kriterien Sie als Reisender wie gewichten wollen.

Einfach gesagt: Worauf legen Sie besonders Wert? Auf eine möglichst stressfreie, komfortable Reise oder darauf, den kleinstmöglich ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

Will man auf Letzteres achten, sollte man auf den Fernbus oder Zug setzen. Das zeigen die im Aspekt Ökobilanz aufgezeigten Berechnungen – ohne Einbeziehung der Emissionen für das Herstellen der Infrastruktur. So sieht es auch Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Dort ist er unter anderem tätig im Bereich der Verkehrsforschung – und hat eine klare Haltung zu innerdeutschen Fluglinien: "Sie gehören abgeschafft." Zwar gibt er zu, dass das Einchecken und die Gepäckabgabe an einem kleineren Airport wesentlich komfortabler ist als am großen Frankfurter Flughafen.

"Aber jeglicher Komfort wiegt auf keinen Fall die erheblich höhere Umweltbelastung durch den Inlandsflug auf", sagt Knie mit Nachdruck.

Dass die Reise mit dem Flugzeug komfortabler ist, daran hat nicht nur Verkehrsforscher Knie keinen Zweifel. Am Stuttgarter Airport waren die fiktive Gepäckaufgabe und der Security-Check nach nicht einmal 15 Minuten geschafft.

In Frankfurt ging es entspannt – lediglich mit Handgepäck – von Gate zu Gate. Selbst die 20 Minuten Verspätung sorgten nur vereinzelt für Sorgenfalten unter den Passagieren. Das Bordpersonal hatte bereits vor dem Anflug auf Frankfurt die einzelnen Weiterflüge gecheckt und einen erfolgreichen Umstieg ermöglicht.

So war unsere Reporterin Julia zwar mit dem Zug vor Cornelius am Frankfurter Flughafen, hatte dann allerdings noch den Weg vom Fernbahnhof in die Abflughalle vor sich – Gepäckaufgabe und Security-Check ebenfalls.

Preislich hat Julia ebenfalls gewonnen, zumindest im direkten Vergleich. Aber Vorsicht: Bucht man die Reise von Stuttgart samt Weiterflug kann es sein, dass der Aufpreis für den Zubringerflug nicht teurer ist, als die Fahrt mit der Bahn. Hin und wieder wird die Gesamtreise sogar günstiger. Das hängt vom Timing ab. Je nach Auslastung und Abflughafen variieren die Angebote – und das stündlich.

Die größten Unterschiede sind bei Komfort und Ökobilanz aufgetreten. Die CO2-Berechnung ist eindeutig. Beim Komfort gewinnt der Flieger, das heißt aber nicht, dass die Reise mit dem Zug ungemütlich ist.

Deshalb: Zum Frankfurter Flughafen ist der Zug der Sieger.