Der 1925 in Betrieb genommene Villinger Flughafen am Friedengrund war für zahlreiche Bürger eine Attraktion. Foto: Repro Foto-Singer

Vor 100 Jahren startete der Betrieb des Villinger Flughafens am Friedengrund. Ein Blick auf die Geschichte von den Anfängen 1925 bis zum Ende 1931.

Ein großes Flughafengebäude mit einem Warteraum für Passagiere, samt Veranstaltungsraum, Wetter- und Funkstation, Werkstätten und Wohnungen sowie zwei Flugzeughallen – all das waren mal Visionen für den Villinger Friedengrund, auf dem heute die Fußballer des FC 08 zu ihren Spielen antreten.

 

Zwar blieb es nur bei spärlichen Einrichtungen wie einem Flugleiterraum, einer Toilettenanlage und einem Zelt für eine Maschine, doch fünf Jahre lang war Villingen mit dem Verkehrsflugplatz ein Knotenpunkt für Flüge ins In- und Ausland: Am 16. Mai 1925 startete der Betrieb offiziell, auch wenn das Eröffnungsfest wegen ungünstiger Luftverhältnisse ausfallen musste.

In seinem Beitrag „In aller Winde – die Geschichte des Villinger Flughafens“ in den Schriften der Baar wirft Peter Graßmann einen Blick auf die Entstehung und die Ereignisse rund um den Wunsch, die Zähringerstadt als Drehkreuz für den Luftverkehr zu etablieren.

Im Zuge der rasanten Fortschritte der Luftfahrt in Deutschland sind auch in Villingen um den Jahreswechsel 1924/25 Überlegungen aufgekommen, einen Flughafen auf dem ehemaligen Exerzierplatz am Friedengrund zu bauen. Es sei eine Prestigefrage gewesen, verbunden mit der Hoffnung auf Wirtschaftswachstum und Steuereinnahmen, schildert Graßmann die Anfänge.

Oberbürgermeister Guido Lehmann trieb die Pläne voran

Oberbürgermeister Guido Lehmann habe die Pläne vorangetrieben und Verhandlungen mit den Luftverkehrsgesellschaften geführt, so dass ab Mai 1925 Maschinen auf der Linie Mannheim –Baden-Baden – Villingen – Konstanz unterwegs sein sollten. Doch der Start war holprig, nicht nur die Einweihung der Schwarzwaldlinie fiel ins Wasser, Graßmann berichtet von Schwierigkeiten zum Beispiel beim Landen wegen des feuchten Untergrunds und zu dichten Baumbestands oder Unebenheiten im Boden, die sogar zu Unfällen führten. Bis 12. Oktober seien immerhin 68 Menschen nach Mannheim, 65 nach Konstanz und jeweils ein Gast nach Frankfurt und Dortmund geflogen, zieht er ein Resümee der ersten Saison.

Das Flugzelt und das Wachhäuschen waren nur als Provisorium gedacht, doch die geplanten Gebäude blieben ein Traum. Foto: Repro Foto-Singer

Mit der Eröffnung des „Flughafen-Restaurants“ im Jahr 1926 konnten Fluggäste und deren Angehörige vor Ort essen und übernachten. Am 4. Juli 1927 folgte die Eröffnung der Fluglinie Villingen – Stuttgart mit einem rauschenden Fest. Flugtage mit Artisten und Kunstfliegern lockten unzählige Menschen an. Mangels Auslastung strich das württembergische Wirtschaftsministerium die Förderung der Linie jedoch nur ein Jahr später und besiegelte deren Aus.

Ab Frühjahr 1928 erleichterten drei Meter hohe Buchstaben mit dem Schriftzug „Villingen“ im Boden die Orientierung und Landung, zudem entstand ein Wartebereich. Bei der Eröffnungsfeier waren erneut unzählige Schaulustige vor Ort, um die Ankunft des ersten Flugzeuges zu feiern. „Gespannt richteten sich die Blicke Hunderter gegen Nordwesten und bald durcheilte der Ruf die Reihen: ‚Er kommt! Er kommt!’ Und richtig: Hoch über aller Erdenschwere schwebte der Riesenvogel heran, majestätisch im Anflug“, hieß es damals im Schwarzwälder.

Betrieb geriet ins Trudeln

Durch Unfälle, Sicherheitsmängel und finanzielle Einschnitte durch ausbleibende Fördermittel geriet der Betrieb weiter ins Trudeln. Und schlechte Windverhältnisse führten zur Einstellung der 1930 voller Optimismus eingerichteten Linie Freiburg – Villingen – Konstanz nach nur drei Monaten. 1930 war das letzte Betriebsjahr des Flughafens als Verkehrslandeplatz. „Das offizielle Ende kam im Mai 1931, als das badische Innenministerium dem Flughafen die Betriebsgenehmigung entzog, da die seit Jahren angemahnten Veränderungsarbeiten ausgeblieben waren“, schreibt Graßmann.

Flugzeuge wie die D-983 Kissingen vom Typ Junkers K 18 steuerten den Flughafen auf der Linie Villingen – Stuttgart an. Foto: Repro Foto-Singer

Er macht die Gründe für das schnelle Ende der kühnen Pläne aus: „Es sind die ungünstigen flugtechnischen Verhältnisse und die zu hohen Betriebskosten nach Einstellung der Reichssubventionen sowie das zwar gute, aber letztlich doch zu geringe Passagieraufkommen. Die drei Faktoren bedingten und verstärkten einander und ließen Villingen im Wettbewerb um den deutschen Luftverkehr keine Chance.“ Für Notlandungen und Sportflüge war der Platz zwar weiter gefragt und erlebte Ende der 1930er-Jahre einen letzten Aufschwung als Start- und Landepunkt bei Deutschlandflügen, aber die Maschinen trugen ein schwarzes Hakenkreuz. „Der Flugplatz hatte seine Unschuld, die sich einst in einer naiven Freude über ‚Riesenvögel‘ und ‚Wolkenschiffe‘ geäußert hatte und die Villinger kurz von einer grenzenlosen Verbindung mit der weiten Welt träumen ließ, verloren“, stellt Graßmann fest.

Heute gibt es Pizza und Pasta beim Italiener

Und wer heute vom Flughafen redet, der will nicht mehr abheben zu einer Reise in ferne Länder, höchstens in Gedanken, wenn er sich Pizza oder Pasta beim Italiener bestellt – das Ristorante ist das einzige Überbleibsel, das an die zerplatzten Träume von der Luftfahrt in Villingen erinnert.