Flugzeuge stehen bei Winterwetter auf dem Vorfeld des Flughafens in Frankfurt: Nach morgendlichem Blitzeis fielen am Montag Flüge aus. Foto: Roessler/dpa

Annullierte Flüge und gestrandete Passagiere: Am Flughafen Frankfurt wird der Betrieb teils ausgebremst. So ist die Lage am Airport.

An Deutschlands größtem Luftverkehrsdrehkreuz in Frankfurt (Hessen) lief es zuletzt nicht rund. Das sind die Gründe, so geht es weiter.

Flugausfälle am Flughafen Frankfurt

Glatteis hat am Montagmorgen den Betrieb am Flughafen in Frankfurt ausgebremst. Von den für Montag geplanten rund 1100 Starts und Landungen wurden bereits am Morgen rund 200 Flüge annulliert.

Die Nordwest-Landebahn war nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Morgen gesperrt. Winterdienst und Streufahrzeuge waren im Dauereinsatz. Schon seit Ende der vergangenen Woche wurden Flüge gestrichen.

Lange Wartezeiten am Frankfurter Flughafen

Der Betreiber des Frankfurter Flughafens, die Fraport AG, räumt Personalengpässe und aktuell hohe Krankenstände ein. Betroffen sind vor allem die Sicherheitskontrollen und die Gepäckabfertigung.

„Zusätzlich zur angespannten Personalsituation haben wir auch im Winterflugplan und gerade vor den Weihnachtsferien am Flughafen ausgeprägte Aufkommensspitzen“, berichtet ein Fraport-Sprecher.

Flüge seien ungleichmäßig über den Tag verteilt. „Es entstehen extreme Peaks, die sich auch an den Sicherheitskontrollen widerspiegeln.“ Bedeutet: Es entstehen lange Warteschlangen.

Hinzu kommt das Winterwetter mit Schneetagen und längere Wartezeiten etwa durch Enteisungen. Fraport bittet Passagiere daher, 2,5 Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Nach Check-in sollen Fluggäste direkt zur Sicherheitskontrolle und dem jeweiligen Gate weitergehen.

Lufthansa streicht „Rennstrecke“ nach Hamburg zusammen

Die Lufthansa rechnet nicht damit, dass die Ausfälle am Frankfurter Flughafen länger andauern. „Mit der Beruhigung der Wetterlage erwarten wir einen stabileren Flugbetrieb in den nächsten Tagen“, teilte eine Sprecherin unserer Redaktion mit. 

Bei der Airline habe es sich lediglich um wetterbedingte Streichungen und nicht um Annullierungen aufgrund von Personalengpässen gehandelt. Angesichts von vermehrt auftretenden Flug-Annullierungen zum Beispiel auf der innerdeutschen Strecke zwischen Frankfurt und Hamburg bleiben jedoch Fragezeichen.

Alleine im Zeitraum vom 11. bis 19. Dezember hat die Lufthansa auf der Strecke vom Norden zurück zum Hub nach Hessen 29 Mal den Flug gestrichen. Ein Pärchen aus aus Albstadt im Zollernalbkreis zählte am vergangenen Wochenende zu den Leidtragenden. Weil der ursprüngliche Eurowings-Flug von Hamburg nach Stuttgart gecancelt wurde, sollte es mit der Lufthansa via Frankfurt nach Stuttgart gehen. Flug LH33, der zuletzt jeden zweiten Tag annulliert wurde, flog zwar - aber erst mit 115-minütiger Verspätung. Der Anschluss in Stuttgart war weg. Erst nach einer Zwangsnacht im Hotel konnte es am Montagmorgen nach Albstadt gehen.

Auch Paar aus Albstadt von Flugstreichungen und Frankfurt-Chaos betroffen

Eine Flugbegleiterin, die anonym bleiben möchte, erklärte unserer Redaktion: „Ich fliege jetzt seit fast 30 Jahren, aber so chaotisch war es noch nie.“ Vor allem die Zustände in Frankfurt seien abenteuerlich und einer der Hauptgründe für die Verspätungen.

Insgesamt fehle es in der Luftfahrt an Personal, vor allem am Boden bei den Handling-Agents und den Security-Mitarbeitern, aber auch beim Lufthansa-Konzern. Die Kranich-Airline hat daher eine Offensive zur Personalgewinnung gestartet, um Personal zu entlasten - und qualitativ zuzulegen. Denn aktuell unterscheidet sich die Lufthansa von Billigtochter Eurowings nicht mehr.

Das wird vor allem im telefonischen Service deutllich: Derzeit ist das Anrufkommen bei der Lufthansa hin und wieder so hoch, dass Kunden noch nicht einmal in einer Warteschleife verbleiben können, stattdessen gebeten werden, später noch einmal ihr Glück zu versuchen.

Wer also von einer Annullierung betroffen ist und Unterstützung bei einer Umbuchung benötigt, den lässt die Lufthansa sehr schnell im Regen stehen. Auch bei Entschädigungszahlungen nach EU-Recht ist die Lufthansa nicht immer pünktlich, wenngleich Eurowings derzeit bei einer Bearbeitungsdauer von sechs Monaten liegt. Gesetzlich vorgeschrieben sind sieben Tage...

Auch das junge Paar aus Albstadt wird von den Fluggastrechten Gebrauch machen, kann sich über 250 Euro pro Person freuen. Die Strapazen gab es gratis.

Diese Rechte haben Passagiere

Entscheidend für Ansprüche auf eine pauschale Entschädigung ist, wann Fluggäste „über die Annullierung informiert wurden und ob die Fluggesellschaft ihnen einen Alternativflug mit Flugzeiten angeboten hat, die nur geringfügig von denen des annullierten Flugs abweichen“, berichtet die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Zahlreiche Portale helfen bei der Berechnung möglicher Ansprüche – unter anderem die Flugärger-App der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Infos zu den Rechten als Fluggast gibt es auch auf der Website der Bundesregierung.

Ein Beispiel: Erfährt ein Reisender oder eine Reisende erst kurzfristig am Flughafen (oder weniger als sieben Tage vor Abflug) von der Stornierung zum Beispiel eines Fluges nach Wien und kann die Ankunft in Österreichs Hauptstadt trotz eventueller Umbuchung erst mit mehr als zweistündiger Verspätung erfolgen, dann ist eine Entschädigung aufgrund der geringen Distanz von 250 Euro möglich. Grundsätzlich gilt: Je früher man von veränderten Flugzeiten erfährt, desto größer sind die Unterschiede, die man zur ursprünglichen Flugzeit akzeptieren muss.

So plant der Flughafen Frankfurt für die Weihnachtsferien

Mit Beginn der hessischen Weihnachtsferien am 21. Dezember startet die letzte größere Reisewelle des laufenden Jahres. Der Flughafenbetreiber Fraport rechnet mit bis zu 160.000 Fluggästen pro Tag. Unbedingt beachten sollen Passagiere Fraport zufolge die aktuellen Verkehrshinweise. Ruhiger wird es direkt an den Weihnachtsfeiertagen und an Silvester. An diesen Tagen erwartet Fraport zwischen 90.000 und 120.000 Fluggästen pro Tag.

Warteschlangen in Frankfurt: Thomas Bareiß tobt auf Instagram

Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen, Thomas Bareiß (CDU), wettert auf Instagram und postet am Sonntag ein Video vom Flughafen FRA. „Der Wahnsinn am Flughafen Frankfurt. Mehrere 100 Meter lange Schlangen“, schreibt Bareiß.

In Richtung der Ampel-Regierung kritisiert der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag: „Seit Monaten immer die gleichen Probleme und gleichen Ausreden der Verantwortlichen in Politik und bei den Flughäfen und Fluggesellschaften. Statt Lösungen nur Problembeschreibungen.“ Wie genau die Ampel allerdings gegensteuern könnte, dazu macht der Albstädter keinen Vorschlag.

Die Passagierzahlen am Flughafen Frankfurt steigen

Trotz Personalengpässen vermeldete der Airport zuletzt steigende Passagierzahlen. Im November zählte der Flughafen Frankfurt gegenüber dem Vergleichsmonat 2021 rund 4,1 Millionen Fluggäste – ein Plus von gut 41 Prozent auf. Ein Grund: Mit Start des Winterflugplans nahm vor allem der Geschäftsreiseverkehr vor allem nach Nordamerika sowie Westeuropa zu. Mit der Zeit vor der Corona-Pandemie sind die Zahlen allerdings noch nicht vergleichbar, wie der Flughafen mitteilt: „Von den Passagierzahlen im November 2019 lag der aktuelle Monatswert noch 19,2 Prozent entfernt.“