Der Gemeinderat in Dotternhausen hat mit großer Mehrheit gegen die Nutzung des ehemaligen Gasthauses Hirsch als Unterbringung für unbegleitete Flüchtlinge gestimmt. Foto: Hauser

Nachdem sich die Idee, das ehemalige Gasthaus Hirsch als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge zu nutzen zerschlagen hatte, kam nun das Landratsamt auf die Dotternhausener Stadtverwaltung mit der Bitte heran, es für zwölf geflüchtete Jugendliche zur Verfügung zu stellen.

Dotternhausen - Die unbegleiteten Jugendlichen, die vermutlich aus Syrien und Afghanistan gekommen wären, hätten von der Diaspora Bietenhausen betreut werden sollen. Doch jetzt kommt es anders.

Landrat Günther-Martin Pauli, Sozialdezernent Georg Link, der stellvertretende Leiter des Jugendamts Michael Weier sowie der Vorstandsvorsitzende und Leiter der Einrichtung vom Diasporahaus Bietenhausen André Guzzardo und die Geschäftsbereichsleiterin Silke Brobeil stellten den Gemeinderäten und zirka 40 Dotternhausenern Bürgern die Pläne vor.

Maier sieht die Notwendigkeit

Laut Dotternhausens Bürgermeisterin Marion Maier sollte das Betreuungsangebot von Diaspora die Zeiten zwischen 8 Uhr und 18 Uhr unter der Woche abdecken. Das Gebäude sei zwar für die Unterbringung von Ukrainern besser geeignet, allerdings sehe auch sie die Notwendigkeit, die unbegleiteten Flüchtlinge unterzubringen.

Pauli sah die Unterbringung als "Herausforderung auf kommunaler Ebene an." Der Kreis habe die Kapazitäten dafür, und in der Vergangenheit habe es eine starke Unterstützung aus der Bevölkerung für Flüchtlinge gegeben, Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft seien immer wieder gezeigt worden.

"Mit all ihren Sorgen und Nöten"

"Diese Flüchtlinge kommen mit all ihren Sorgen und Nöten zu uns und sind in der Regel hochmotiviert. Fast durchweg haben wir mit ihnen nur positive Erfahrungen gemacht", meinte Pauli.

"Die Flüchtlingsströme – gerade von minderjährigen Flüchtlingen – haben wieder deutlich zugenommen, wir bekommen daher vom Land Baden-Württemberg jede Woche Druck, diese so schnell wie möglich unterzubringen", unterstrich Link die Notwendigkeit.

"Wir sind sehr erfahren, und die von uns betreuten Jugendwohngemeinschaften in Hechingen und Tailfingen funktionieren sehr gut. Für drei Jugendliche stehe eine Fachkraft von uns zur Verfügung", sagte Guzzardo.

Eine Nummer zu groß

All die Plädoyers für die Unterbringung fanden allerdings bei den Gemeinderäten keinen Anklang: Es wurde moniert, dass das Vorhaben für eine Stadt wie Dotternhausen eine Nummer zu groß sei. Die Stimmung in der Bevölkerung ließe keine Zustimmung zu, und die Kommunen würden allein gelassen werden. Zudem sollte rund um die Uhr betreut werden. Außerdem habe das ehemalige Gasthaus eigentlich eine andere Bestimmung.

Sollte wieder Gastronomie geplant sein, sei das kein Problem. Zudem würde man anfangs auch auf eigene Security zurückgreifen, ging Pauli auf die Kritik ein.

So war es kaum verwunderlich, dass neben der Bürgermeisterin nur zwei weitere Räte dem Beschlussvorschlag zustimmten, dass die Gemeinde das ehemalige Gasthaus zunächst befristet für ein Jahr für minderjährige Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Eine Rätin enthielt sich, neun Räte votierten dagegen. Pauli "bedauerte" einerseits, "respektierte" anderseits die Entscheidung. In solchen Angelegenheiten liege eine kommunale Selbstverwaltung vor.