In der Schwedendammstraße 6 in Villingen ist die Nichtregierungsorganisation beheimatet. Foto: Huber

Flüchtlingshilfe wird aufgrund des Ukraine-Kriegs nochmal mehr benötigt. Doch die Kapazitäten bei Hilfsorganisationen wie Refugio sind begrenzt.

VS-Villingen - "Ich kann mich nicht erinnern, dass es mal wenig Arbeit gab", beginnt Astrid Sterzel das Gespräch. Sie ist Geschäftsführerin bei Refugio Villingen-Schwenningen, einem psychosozialen Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge. Rund 150 bis 200 Klienten werden von Refugio pro Jahr betreut. Rund 20 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche.

Mit der Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine in der Region werden voraussichtlich auch die Anfragen bei Refugio in die Höhe steigen.

Wartelisten ausgelastet

Doch bei der Organisation ist das Aufnahmevolumen schon jetzt begrenzt. "Wir hätten etwas falsch gemacht, wenn wir noch Kapazitäten hätten", erklärt Sterzel. Das heißt, es wird schwierig für die Vielzahl an Flüchtlingen aus der Ukraine in der Region, auf Anhieb einen Beratungsplatz bei Refugio zu bekommen. Es gebe nun mal bestehende Wartelisten, die schon jetzt ausgelastet seien. Dennoch werde natürlich geschaut, wie doch noch Platz geschafft werden könne, um die Geflüchteten aus der Ukraine in der Therapie unterbringen zu können. Geprüft werde auch, ob Gruppenangebote für die Ukraine-Flüchtlinge möglich seien, um so Kapazitäten einzusparen.

Großes Thema Finanzierung

Man sei auch mit dem Landkreis zu diesem Thema in Kontakt. Als Nichtregierungsorganisation hat die Stelle aber keine feste Finanzierung. An die 20 Prozent kommen aus Spenden, der Rest aus Projektgeldern. Daher komme eben immer wieder die Frage nach der Finanzierung auf. Man müsse bedenken, dass für die Beratung Fachkräfte wie Psychotherapeuten oder Dolmetscher zum Einsatz kämen. Wie diese bezahlt werden sollen, sei immer die große Frage.

"Flucht ist immer weiblich und jung"

Zwar gelte bei Refugio immer der Gleichheitsgrundsatz, Kinder und Jugendliche hätten jedoch Priorität. "Flucht ist immer weiblich und jung", sagt Sterzel. Genau deshalb gebe es auch eine Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Dort sei das Gespür für Traumata der Kinder und Jugendlichen groß, so der bei Refugio tätige Psychotherapeut Manfred Kiewald. In der Zusammenarbeit könne dann erkannt werden, ob ein Kind Therapie oder Familienhilfe benötige.

Menschen aus anderen Ländern benötigen genau so Unterstützung

Sterzel und Kiewald weisen darauf hin, dass es wichtig sei, an alle Geflüchteten zu denken, egal woher sie kämen. Aktuell liege der Fokus der Öffentlichkeit zwar nur auf den Ukraine-Flüchtlingen. Die Menschen aus anderen Ländern würden aber genau so Unterstützung benötigen. "Wir helfen allen Geflüchteten, egal wo sie herkommen", meint Sterzel dazu.

Auf private Hilfe angewiesen

Gerade wegen zu geringen Kapazitäten oder unklarer Finanzierung sei man auf private Hilfe wie Wohnungsangebote angewiesen. Das sei natürlich sehr wichtig. Sterzel appelliert dennoch an Privatpersonen, die ihre Hilfe anbieten: "Lasst die Menschen erst mal zur Ruhe kommen". Eine Überladung sei auch nicht gut. Außerdem solle man sich bewusst sein, wie langfristig und vielschichtig eine private Hilfe sein könne. Das bedeute auch eine große Anstrengung. Zu diesem Thema gibt es eine Broschüre, die bei Refugio per Mail angefordert werden könne.

Offenes Forum zum Thema "Flucht und Kriegserfahrung"

Seit des Syrien-Kriegs hält Refugio zwei mal im Jahr ein offenes Forum ab. Auch in diesem Jahr ist ein solches Forum Ende Mai oder Anfang Juni geplant. Das Thema lautet: "Flucht und Kriegserfahrung".