Mit einem vierstündigen Rechtsseminar schulten Studenten der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung Ludwigsburg zusammen mit ihrem Professor in Jettingen Menschen mit Fluchthintergrund. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus Geflüchteten der Länder Syrien, Irak und Afghanistan zusammen, die schon mehrere Jahre hier leben.
Jettingen - Seitens des Integrationsmanagements Jettingen wurden die gut Deutsch sprechenden Männer und Frauen verschiedener Altersklassen gezielt zu diesem Angebot durch Sonja Marion eingeladen. Mindestvoraussetzung für die Teilnahme waren deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau von A1 oder A2, um das in deutscher Sprache veranstaltete Seminar inhaltlich zu verstehen.
Zunächst war vorgesehen, das Angebot mit sechs Kurseinheiten zu jeweils 45 Minuten auf drei Termine zu verteilen. Das Integrationsmanagement verständigte sich mit Professor Christian Majer von der FH Ludwigsburg, der den Studiengang "Zuwanderung und Integration" betreut, stattdessen auf eine kompakte eintägige Veranstaltung, die im Sitzungssaal des Rathauses Jettingen stattgefunden hat.
Studenten im sechsten Semester
Drei Studenten im sechsten Semester begleiteten ihren Professor zu diesem Seminar, darunter Sprecherin Simone Schilling sowie Lukas Rimmele und Marlon Klose. Im Wechsel referierten sie vor den Seminarteilnehmern, über rechtliche Themen in Deutschland.
Aus Sicht von Professor Majer ist der erstmals in Jettingen durchgeführte Rechtskurs ein durch die FH angebotener Service für Kommunen, der bei der Integration unterstützt und hilft. Für die von ihm betreuten Studenten, die kurz vor dem Berufseinstieg stehen, sieht er Erfahrungen, die auch für ihren kommenden Berufsalltag wichtig sein können.
Während der unterrichteten Rechtsthemen, angefangen bei Staat und Grundrechte über Familien- sowie Strafrecht, Arbeits-, Zivil- und Mietrecht, lernten die Teilnehmer auch vieles über den Kontakt mit Behörden. Ergänzend zu den vorgetragenen Themen zeigte die FH Ludwigsburg eine Präsentation. Selbsterklärende Piktogramme und erläuternde Bezeichnungen in fünf Sprachen vervollständigten die im Wechsel seitens der Studenten geschulten Rechtsgebiete, komplettiert mit ergänzenden Erläuterungen ihres Professors.
Interessierte Gruppe
Christian Majer, der an der Ludwigsburger FH neben Zivil- und Familienrecht auch noch den Europakurs und den Kurs "Recht und Geschichte" durchführt, gefiel es sehr gut, dass die Teilnehmergruppe sehr interessiert agierte und viele Fragen zu den einzelnen Themen stellte. Beispielsweise zum Thema "Sexuelle Selbstbestimmung" und "Sexualpartner" tauchten Fragen nach der Legalität von partnerschaftlichen Verbindungen auf, insbesondere, wenn Beide noch nicht volljährig sind.
Im Seminar lernten die Menschen mit Fluchthintergrund, dass in Deutschland Heiraten vor dem Standesamt erfolgen muss, ab 18 Jahren mit einem Partner des anderen oder gleichen Geschlechts auf freiwilliger Basis möglich ist und dass keine Zwangs- und Vielehen erlaubt sind.
Der Schutz von Kindern durch den Staat war ebenso ein Thema, wie das Beschneidungsverbot von Frauen in Deutschland, aber auch die Schulpflicht zwischen sechs und 18 Jahren und vielen weiteren gesetzlichen Regelungen, die man kennen sollte.
Abschluss mit Quiz und Zertifikat
Im Arbeitsrecht wurde über den Arbeitsvertrag, Urlaubsansprüche, Verhalten bei Krankheit und Kündigung gesprochen. Das in mehrere Blöcke eingeteilte vierstündige Seminar endete für die rund 20 Teilnehmenden mit einem Quiz, in dem Fragen zu den einzelnen Rechtsgebieten über vorgegebene Wahlmöglichkeiten zu beantworten waren. Darüber hinaus erhielten alle ein Zertifikat, das die erfolgreiche Teilnahme am "Rechtskurs für Geflüchtete" bescheinigte.