Ein vorweihnachtliches Fest feiern die ukrainischen Flüchtlinge im Albert-Schweitzer-Haus. Foto: Reutter

Rund 160 ukrainische Flüchtlinge weilen derzeit in Furtwangen. Ihren größten Wunsch formulierte eine 26-jährige Frau bei einer Feier im Albert-Schweitzer-Haus: "Wir wünschen uns Frieden."

Furtwangen - Nach Feiern ist den Ukrainern angesichts des Leids in ihrer Heimat eigentlich nicht zumute. "Doch den Kindern zuliebe wollen wir Weihnachten feiern", meint die 26-jährige Ukrainerin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Aber nicht etwa zwischen dem 24. und 26. Dezember. Die Ukraine ist geprägt von der orthodoxen Kirche, deren Heiligabend auf den 6. Januar falle, erklärt die 26-Jährige.

Ähnlich wie in Deutschland treffe man sich in der Ukraine an Weihnachten üblicherweise vor allem im Kreis der Familie und besuche Angehörige. Eine 27-jährige Mitbewohnerin im Albert-Schweitzer-Haus ergänzt, es gebe dann Weihnachts-typische Speisen, eine davon ähnlich einem Stollengebäck. Gerade weil es ein Familienfest sei, sei das jetzige Weihnachten auch "schwierig", meinen beide Frauen. Alle Familien seien getrennt. "Mein Vater und mein Bruder sind in der Ukraine", berichtet die 26-Jährige.

Erinnerungen an russischen Beschuss

Sie schätzt die Sicherheit, Ruhe und die große Hilfsbereitschaft, die sie in Furtwangen erfahren dürfe. In ihrer Heimat Odessa erinnert sie sich an russischen Beschuss zu Tag- und Nachtzeiten. Sobald wieder Frieden einkehre, wolle sie zurück in die ukrainische Heimat.

Wie lange dauert der Krieg noch? Auf diese Frage meinen beide Frauen, vielleicht noch zwei Jahre. Mit einem schnellen Ende rechnen sie nicht angesichts der Entschlossenheit des russischen Aggressors, Wladimir Putin. Ihm sei das Leid, das er über die Ukraine und deren Bewohner bringe, offensichtlich gleichgültig. Den Krieg zu verlieren, bedeute für den russischen Präsidenten einen Gesichts- und Machtverlust, den er vermutlich mit allen Mitteln verhindern wolle. Doch das ukrainische Volk sei stark. Und die Verteidigung ihres Landes habe die Ukrainer nur noch enger zusammengeschweißt.

"Ich möchte den Krieg aus dem Kopf bringen"

Der Schwarzwälder Bote trifft die beiden Frauen und die weiteren ukrainischen Flüchtlinge am vergangenen Montagabend bei einer besonderen Feier im Albert-Schweitzer-Haus, einem ehemaligen Studentenwohnheim, in dem die Stadt seit März ukrainische Flüchtlinge beherbergt. Im Mittelpunkt der Feier standen die Helfer, die sich für die Flüchtlinge einsetzen, bei Fragen weiterhelfen, bei Wegen aufs Amt oder zum Arzt begleiten, ebenso bei der Vermittlung von Arbeit.

"Die wollen arbeiten", schildert einer der Helfer, Thomas Ritter, seine Erfahrungen mit den Flüchtlingen im Albert-Schweitzer-Haus und zitiert eine Frau, die gemeint habe: "Ich möchte den Krieg aus dem Kopf bringen." Dabei helfe eine tägliche Arbeit. Problematisch sei die Sprachbarriere, die aber im Lauf der Zeit kleiner werde. Es gebe auch Online-Sprachkurse, die gerne genutzt würden.

Ritter, der einer der Beschenkten bei der Feier am Montag war, sagte anerkennend zu den Flüchtlingen: "Ihr sei sehr nette Menschen. Ich bin froh, dass ich euch kennenlernen durfte. Irgendwann reise ich in die Ukraine und komme euch besuchen", blickte er auf die Zeit nach dem Krieg. Seine Worte wurden mit Applaus aufgenommen.