Rund 200 Menschen sollen in der kreiseigenen Ortenauhalle in Lahr untergebracht werden. Nun müssen aber womöglich auch die Ortenauer Kommunen bald Flüchtlinge in ihren Hallen unterbringen. Foto: Bender

Der Zustrom von Ukraine-Flüchtlingen in die Ortenau reißt nicht ab: Alleine im September wird der Kreis weitere 480 Menschen aus der Ukraine und fast 100 weitere Flüchtlinge anderer Herkunft aufnehmen müssen.

Ortenau - Der Zustrom von Ukraine-Flüchtlingen in die Ortenau reißt nicht ab: Alleine im September wird der Kreis weitere 480 Menschen aus der Ukraine und fast 100 weitere Flüchtlinge anderer Herkunft aufnehmen müssen. Ende September werden damit die Zugangszahlen von 2016 voraussichtlich überschritten. Das kündigte Michael Loritz, für Flüchtlingsfragen zuständiger Dezernent im Landratsamt, am Donnerstag an.

Zwar baue der Kreis weiterhin unter Hochdruck Kapazitäten in der sogenannten vorläufigen Unterbringung auf. "Wir können aber nicht alles auffangen", erläuterte der Dezernent. In der Konsequenz rücken nun viele Ukrainer von der Zuständigkeit des Kreises in die der Kommunen – die sogenannte Anschlussunterbringung – auf. "Das wird natürlich eine ganz gewaltige Belastung. Ich vermute sehr stark, dass die Gemeinden bald dazu übergehen werde, Hallen zu belegen und Hotels anzumieten", erläuterte Loritz. Die Rathauschefs wurden bereits bei einem Online-Treffen am Montag über die Lage informiert.

Welche Kommunen wie viele Menschen aufnimmt, bleibt zunächst offen

Welche Kommune wie viele Menschen aufnehmen werden, haben die Ortenauer Städte und Gemeinden offenbar bereits unter sich abgesprochen. Das System würde unter anderem die bisherige Belastung und wo bereits Container-Anlagen stehen berücksichtigen. Konkrete Zahlen für einzelne Kommunen wollte Loritz am Mittwoch noch keine nennen. Insgesamt wechseln bis Jahresende 584 Ukrainer und 269 andere Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung.

Das "Flüchtlingskarussell" drehe sich gerade rasend schnell, so der Dezernent. Das Land leite die Flüchtlinge direkt an die Kreise weiter, da die Landeserstaufnahmestellen voll seien, der Kreis könne sie auch nur relativ kurze Zeit unterbringen, bevor er sie an die Kommunen weiterreicht. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass für Ukrainer andere Regelungen gelten, als für "normale" Flüchtlinge. Letztere müssten zwei Jahre in der vorläufigen Unterbringung bleiben, Ukrainer verbringen dort maximal sechs Monate, können aber auch früher ausziehen. Im Zeitraum von Januar bis August machten die Flüchtlinge aus der Ukraine fast 65 Prozent der Zugänge in den Ortenaukreis aus.

Dezernent Michael Loritz sieht Grund zur Hoffnung

Im August verfügte der Kreis über 1900 Plätze in der vorläufigen Unterbringung, aufgeteilt auf 30 Unterkünfte in 14 Städten und Gemeinden. Bis Ende des Jahres kommen sicher 1045 Plätze hinzu, berichtet Loritz. Davon 460 in Sporthallen kreiseigener Schulen in Lahr und Gengenbach (wir berichteten) sowie nun auch Kehl.

Ob das ausreicht, ist fraglich – Prognosen seien schwer, so Loritz. Eine kleine Hoffnung auf Entspannung sehe er jedoch. Bei den Ukrainern, die aktuell in die Ortenau kommen, handelt es sich nicht um frisch aus ihrem Heimatland geflüchtete. Sie würden lediglich unter den Ländern umverteilt. Baden-Württemberg steht als einziges Flächenland noch im Soll. Sobald der Rückstand aufgeholt ist, könnte der Zustrom nachlassen – falls es nicht zu einer erneuten Fluchtwelle kommt.