Vollgepackt mit Hilfsgütern sind die freiwilligen Fahrer Mitte März an die ukrainische Grenze gefahren. Foto: Wegner

Hilfsaktion, Unterricht für ukrainische Kinder, Wohnungssuche für Flüchtlinge und Auswirkungen auf die Wirtschaft: Einen großen thematischen Bogen hat Bürgermeister Michael Lehrer mit Blick auf den Krieg in der Ukraine gespannt.

Aichhalden - Michael Lehrer teilt die Ansicht der Bundesregierung, wonach durch den Ukraine-Krieg in Deutschland eine Zeitenwende eingeläutet ist. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats sprach der Bürgermeister von konkreten Auswirkungen, die auf die deutsche Wirtschaft zukämen, die auch in Aichhalden zu spüren sein würden.

Fahrer sollen geehrt werden

Schon kurz nach Kriegsausbruch sei eine Aktion geplant worden, bei der Menschen aus der Ukraine in Sicherheit gebracht worden seien. Im Ortsteil Rötenberg sind sechs ukrainische Familien aufgenommen worden, in der jeweils mindestens ein behindertes Kind lebe. Sie wohnten in privaten Wohnungen und in einer erst vor Kurzem von der Gemeinde erworbenen Unterkunft in der Alpirsbacher Straße. Dort habe die Verwaltung eine Eilentscheidung treffen müssen.

Dank an viele Helfer

Die Fahrzeuge, mit denen die Flüchtlinge abgeholt wurden, hatten auf der Hinfahrt Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Örtliche und auch auswärtige Firmen hätten die Aktion mit Fahrzeugen unterstützt und vier freiwillige Fahrer hätten sich spontan gemeldet, "ohne zu wissen, was auf sie zukommen wird". Das Fahrerquartett soll in der nächsten Ratssitzung für sein uneigennütziges Handeln ausgezeichnet werden, kündigte Lehrer an.

Beim DRK-Ortsverein bedankte sich der Bürgermeister für die Organisation der Hilfsgüter und bei Larysa Zinell und Tamara Shabin fürs Übersetzen. Außerdem sei nach dem Aufruf großzügig gespendet worden, auch von Menschen außerhalb Aichhaldens, die von der Aktion mitbekommen hatten, hob Lehrer hervor.

Schulsozialarbeiter übernimmt Betreuung

Mit der Betreuung der Flüchtlinge habe die Kommune kurzfristig Schulsozialarbeiter Christian Drotleff, Leiter der Schulkindbetreuung, in einem bestimmten Zeitrahmen betraut. Schulpflichtige ukrainische Kinder erhielten derzeit noch Online-Unterricht aus der Heimat. Parallel dazu werde ausgelotet, wie diese Kinder in der Schule in der Gemeinde integriert werden können. Unterdessen würden im Kreis demnächst weitere Flüchtlinge erwartet. Spätestens nach sechs Monaten würden sie nach einem vorgegebenen Schlüssel auf die Kommunen verteilt. "Die Bundesregierung geht aktuell von bis zu 1,5 Millionen Flüchtenden aus der Ukraine aus. Das bedeutet für Aichhalden die Aufnahme von circa 80 Personen, 50 haben wir schon", informierte der Bürgermeister.

Wohnraum: Überlegungen in alle Richtungen

Er bat: "Wer Wohnraum kurzfristig zur Verfügung stellen kann, soll das bitte bei der Verwaltung melden." Er warne jedoch vor Angeboten, die nur eine Schlafgelegenheit beinhalteten. Obwohl viele Ukrainer bemüht seien, so bald wie möglich wieder in ihre Heimat zurückzukehren, werde ihr Aufenthalt in Deutschland länger als nur ein paar Wochen dauern. Sie wollten auch bei einer angebotenen Arbeitsstelle keine Verpflichtungen eingehen. Aufgrund dieser Situation denke die Verwaltung gerade in alle Richtungen, wie die Flüchtlinge untergebracht werden können. Wenn nicht genügend Wohnraum vorhanden sei, müsse die Unterbringung in einer Halle überlegt oder die Anmietung von Wohncontainern in Erwägung gezogen werden. Die Gemeinde habe zum Glück noch drei bis vier Wohnungen in der Hinterhand, schloss der Bürgermeister.