Einen neuen Höchststand an Flüchtlingen hatte das Landratsamt Rottweil erst Mitte Dezember verzeichnet. Hat sich die Lage mittlerweile wieder beruhigt, oder ist sie angespannter denn je? Wir haben nachgefragt.
Kreis Rottweil - Bis zu 65 Flüchtlinge aus der Ukraine wöchentlich – diese Größenordnung hatte die Welle an Schutzsuchenden Ende 2022 angenommen. Und Entspannung ist nicht in Sicht, wie Andrea Schmider, Pressereferentin des Landratsamtes, unserer Redaktion mitteilt. "Die Lage ist nach wie vor äußerst angespannt: sowohl bei den Direktzugängen ukrainischer Geflüchteter als auch bei den monatlichen Zuweisungen Asyl- und Schutzsuchender durch das Land".
Im Dezember habe der Landkreis Rottweil 60 und im Januar 55 Asyl- und Schutzsuchende aufnehmen müssen. "Zusätzlich haben wir seitens des Landkreises im Januar 100 ukrainische Geflüchtete, die aus eigenem Antrieb in den Kreis Rottweil gekommen sind, vorläufig untergebracht", berichtet Schmider.
3000 Asyl- und Schutzsuchende
Insgesamt befänden sich im Landkreis Rottweil gegenwärtig knapp 3000 Asyl- und Schutzsuchende und ukrainische Geflüchtete. Etwa ein Drittel davon sei direkt vom Landkreis untergebracht, der Rest in Unterkünften von Städten und Gemeinden beziehungsweise in privaten Unterkünften.
Aus den Landeserstaufnahmestellen wurden dem Landkreis Rottweil im vergangenen Jahr insgesamt rund 400 Personen zugewiesen. Ukrainische Geflüchtete sprachen derweil direkt beim Rottweiler Landratsamt als Untere Aufnahmebehörde vor.
Bleiben die Hallen frei?
Droht nun angesichts der immer noch angespannten Lage, dass Hallen im Kreis zu Flüchtlingsunterkünften umgerüstet werden müssen? Nach wie vor stehe dem Landkreis Rottweil kurzfristig die bereits ausgestattete Aula in der Berufsschule Rottweil als Notunterkunft zur Verfügung, erklärt Andrea Schmider. "Seit September des vergangenen Jahres konnten wir es bislang vermeiden, weitere Hallen zu belegen. Aufgrund der dynamischen Lage und der Unkenntnis, wie viele direkt vorsprechende Personen ukrainischer Geflüchteter von uns untergebracht werden müssen, wird die Lage jeden Tag neu bewertet. Die Plätze in den regulären Unterkünften des Kreises sind weiterhin sehr knapp bemessen."
Vormittags frei geworden, nachmittags wieder besetzt
In den vergangenen Wochen sei es tatsächlich so gewesen, dass Plätze der kreiseigenen Unterkünfte am Vormittag aufgrund von Umzügen in Privatwohnungen oder in die Anschlussunterbringung der Städte und Gemeinden frei geworden seien – und bereits am Nachmittag desselben Tages mit neu im Landkreis angekommenen ukrainischen Geflüchteten belegt wurden.
Auch wenn das Landratsamt letztlich keine Garantie dafür geben kann, versichert Schmider: "Das Amt für Aufnahme und Integration setzt weiterhin alles daran, die Belegung der Aula oder der Sporthallen zu vermeiden".