Eltern warten mit ihren Kindern auch auf dem Vorhof. Foto: Huber

Seit Montag steht den geflüchteten Menschen aus der Ukraine ein zentrales Aufnahmezentrum in Schwenningen bereit. Dort sollen alle wichtigen Behördenschritte an einem Ort in einer sogenannten Registrierstraße zusammengefasst werden.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die komplette Sturmbühlstraße ist voller parkender Autos. Koffer, Plastiktaschen und Rucksäcke voller Gepäck liegen vor dem Gebäude. Kinder spielen auf dem Vorhof.

 

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Alle Behördenschritte kompakt an einem Ort

Das zentrale Aufnahmezentrum für geflüchtete Menschen aus der Ukraine ist am Montag in der Sturmbühlstraße 177 in Schwenningen an den Start gegangen. Zuständig dafür ist das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Im Zentrum sollen die Geflüchteten alle wichtigen Behördenschritte kompakt an einem Ort erledigen können.

Aus vielen Händen, aber an einem Ort

Organisiert ist es als Registrierstraße, in der alles Notwendige für den Aufenthalt der Geflüchteten erfasst wird. Mehrere Behörden arbeiten zusammen, sodass wirklich alles an einem Ort registriert werden kann. Die Ausländerbehörden leiten das Verfahren ein, um einen Aufenthaltstitel erteilen zu können. Die untere Aufnahmebehörde meldet die Geflüchteten an das Regierungspräsidium Karlsruhe, um die sogenannte "vorläufige Unterbringung" festzustellen. Wenn noch keine Unterkunft in einer Gemeinde vorhanden ist, erhalten die Personen einen Unterkunftsplatz. Die vorläufige Unterbringung ist wiederum für die Kostenerstattung des Landes an den Landkreis ausschlaggebend und für die darauffolgende Anschlussunterbringung in den Städten und Gemeinden. Weiter wird in der Registrierungsstraße der Antrag für finanzielle Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt.

Von Montag bis Donnerstag geöffnet

Geöffnet ist die Stelle montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr sowie von 13 bis 16 Uhr und am Freitag von 8 bis 14 Uhr. Die Zeiten gelten für Geflüchtete, die in Villingen-Schwenningen und dem Kreisgebiet untergebracht sind. Personen, die in Donaueschingen unterkommen, können sich am Montag, Mittwoch und am Freitag registrieren lassen.

Großer Andrang schon am ersten Tag

Schon am ersten Tag herrschte großer Andrang und das Angebot wurde sehr gut angenommen. Die Treppe, die hinauf in das Gebäude führt, stand komplett voll. Die Schlange reichte vom Eingang im oberen Stock bis zum Boden. Wie eine private Helferin mitteilt, wurde die eine geplante Anmeldestation kurzerhand auf drei Stationen erweitert, sodass alle noch drankommen, die in der Schlange stehen. Auch im Hof neben dem Eingang warten die Menschen. Sie telefonieren, Mütter halten ihre Kinder an den Armen und gedulden sich, bis sie an der Reihe sind. Am anderen Ende des Gebäudes kommen regelmäßig Leute mit Mappen und Dokumenten heraus. Sie haben die Registrierstraße schon hinter sich gebracht.

Hilfsbereitschaft ist groß

Auf dem gesamten Gelände laufen immer wieder private Helfer hin und her. Sie fahren die Geflüchteten zur Aufnahmestelle, helfen ihnen mit der Sprache und den Dokumenten beim Behördengang. Auch von Seiten der Aufnahmestelle findet ein reger Austausch statt. Aus den Räumlichkeiten bewegen sich ständig Mitarbeiter heraus, um mit den Wartenden ins Gespräch zu kommen und zu vermitteln, was alles beantragt werden muss.

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Stimmung bewegt sich zwischen zwei Extremen

Es ist schwierig, die Stimmung vor Ort zu beschreiben. Zum Einen ist eine riesige Erleichterung bei den Geflüchteten zu spüren. Sie sind froh darüber, dass sie die Reise überstanden haben, am Leben sind und nun endlich bei Freunden, Verwandten oder sonst wo in Sicherheit. Dass sämtliche anfallende Behördengänge mit nur einem Besuch abgehakt werden können, erleichtert die Ankunft. Ansonsten hätte sich der Anmeldeprozess über mehrere Tage bei verschiedenen Behörden gezogen. Zumal ein Großteil nur wenig oder gebrochen Deutsch spricht. Oft müssen die Helfer übersetzen.

Auf der anderen Seite schwingen immer auch die Sorge vor dem Krieg und das Erlebte in der Heimat mit. Außerdem sorgen sich die Menschen um ihre Verwandten, die immer noch in der Ukraine festsitzen. Längst konnten nicht alle Familienangehörigen aus der Ukraine fliehen, wie uns eine Betroffene erzählt. Umso mehr sind die Menschen froh darüber, dass es so viele Kinder aus der Ukraine geschafft haben und der Kriegsgefahr entfliehen konnten. Sie aber finden sich in einer komplett neuen Situation wieder: weg von der Heimat, andere Sprache, unsichere Zukunft. Die aktuelle Situation und die letzten Tage und Wochen in der Ukraine beschreibt eine Geflüchtete als "eine harte Zeit in der Heimat".

Wohnungssuche ist ein Thema

Der Großteil der Geflüchteten kam über Bekannte oder Verwandte in den Schwarzwald-Baar-Kreis. Viele können deshalb direkt dort unterkommen, zumindest vorübergehend. Dennoch denken einige auch schon an die Wohnungssuche. Kein Wunder also, dass sich parallel dazu das Landratsamt sowie die Städte und Gemeinden im Kreis auf eine zunehmende Anzahl von Geflüchteten vorbereiten.