Vor fünf Jahren ist Mohammad Abed Huseini unter teils dramatischen Umständen aus seiner Heimat Syrien nach Deutschland geflüchtet. Heute studiert er an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Pharmatechnik. Foto: Korinth

Seit diesem Semester studiert Mohammad Abed Huseini an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Pharmatechnik. Der Syrer war 2016 vor dem Krieg in seinem Heimatland geflüchtet – unter teils dramatischen Umständen und fast komplett zu Fuß.

Albstadt/Sigmaringen - Sechs europäische Länder und in Deutschland dann Heidelberg und Karlsruhe: Das waren die Zwischenstationen von Mohammad Abed Huseini, bis er auf seiner Flucht aus dem vom Krieg erschütterten Syrien an die Hochschule Albstadt-Sigmaringen kam.

Im Südwesten landete er zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft in Reutlingen – wie so viele seiner Landsleute. Was für ihn jedoch trotz seiner schwierigen Lebensumstände immer klar war: Er wollte studieren. Das hatte er auch in seiner Heimat bereits getan, in Damaskus war er für Informatik eingeschrieben. "Glücklicherweise kannte sich meine Deutschlehrerin in Reutlingen gut mit Studienmöglichkeiten aus", sagt er. Außerdem wusste sie, dass die Hochschule Albstadt-Sigmaringen interessierte Geflüchtete intensiv bei der Vorbereitung auf ein mögliches Studium unterstützt und dafür sogar eigens ein Projekt aufgelegt hat, das mit Landesmitteln finanziert wird. "Daraufhin habe ich mich bei der Projektmanagerin gemeldet, an einem Infotag des Kiron Transfer Centers teilgenommen und mich schließlich für meinen Studiengang entschieden."

Kiron Transfer Center berät ausführlich und hilft beim Wechsel

Dieses Transfer Center unterstützt Kiron-Studierende und andere Geflüchtete mit Studieninteresse bei ihrem Wechsel an eine baden-württembergische Hochschule. "Wir informieren, beraten und unterstützen", sagt Projektmanagerin Stefanie Probst. "Außerdem verbinden wir künftige Studierende mit Kontaktpersonen anderer Universitäten und Hochschulen im Land."

Dass das möglich ist, freut auch Professor Clemens Möller, Prorektor Lehre. "Es ist toll, dass wir mit dem Kiron Transfer Center studieninteressierten Menschen, die neu in unserem Land sind, diese wichtigen Informationen für einen Start ins Studium geben können", sagt er.

Die Hochschule unterstreiche damit ihren Anspruch, Studieninteressierte genauso wie ihre Studierenden beim Ankommen an der Hochschule individuell zu unterstützen. Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer von Bündnis ’90/Die Grünen hält das Projekt für einen wichtigen Wegweiser bei der Integration Geflüchteter. "Die Erfahrungen in den vergangenen sechs Jahren haben uns in unserem Engagement bestärkt, Studierenden mit Fluchthintergrund eine hochqualifizierte akademische Ausbildung an unseren Hochschulen zu ermöglichen", sagt sie.

Mohammad Abed Huseini besuchte in Deutschland zunächst mehrere Sprachkurse. Nebenbei arbeitete er, um Kontakt mit Deutschen zu haben und seine Sprachkenntnisse zu verbessern. "Der große Unterschied zwischen der Schriftsprache und der Umgangssprache hat mir das Leben manchmal ganz schön schwer gemacht", sagt er. "Da hilft nur lesen, lesen und nochmals lesen."

In sein Studium startete der 25-Jährige zu seinem Bedauern unter Pandemiebedingungen mit viel Onlinelehre und nur wenigen Präsenzveranstaltungen.

"Die Hochschule wirkt derzeit ein bisschen traurig", sagt er. "Doch die Professoren sind sehr hilfsbereit und berücksichtigen die momentane Situation." Trotz der coronabedingt nicht optimalen Startbedingungen würde er anderen Geflüchteten aber unbedingt zu einem Studium raten. "Sie sollten sich, wo immer es möglich ist, über Projekte speziell für Geflüchtete informieren."

Ganz wichtig sei es dabei, "den Mut zum Fragen zu haben. Im Endeffekt gewinnt man immer, wenn man Fragen stellt".

Ermöglicht wird das Hochschulprojekt "Implementierung und bedarfsangepasste Modifikation von Maßnahmen aus INTEGRAL²/+ für Geflüchtete in Baden-Württemberg (IMMIG-BW)" durch Landesmittel aus dem Fonds "Erfolgreich Studieren in Baden-Württemberg (FESt-BW)". Umgesetzt wird das Ganze unter anderem zusammen mit dem Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft und der mehrfach ausgezeichneten Online-Lernplattform für Geflüchtete des Partners Kiron Learning Beyond Limits. Am Freitag, 23. April, findet die nächste kostenlose Online-Informationsveranstaltung für geflüchtete Menschen mit Studieninteresse statt. Das Kiron Transfer Center und regionale Hochschulen beantworten Fragen zur Orientierung und zum Einstieg in ein Studium, zu den verschiedenen Hochschularten, zu Unterstützungsmöglichkeiten, zum Studienstart und zu den Möglichkeiten der Berufsfindung mit einem Studienabschluss. Anmeldung per E-Mail ist erforderlich unter: probst@hs-albsig.de.