Große Freude bei den Schiltacher Flößern im Rathaus der Stadt: Sie haben soeben erfahren, dass die UNESCO die Flößerei zu einem immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt hat.
Schiltach/Rabat - Thomas Kipp, Schiltachs Floßmeister, hat die freudige Nachricht an alle Freunde der Flößerei verschickt: "Die Flößerei ist anerkannt als Welterbe, Freude über die Anerkennung und Auftrag an uns", schreibt er.
Mit der Entscheidung, so heißt es in einer Mitteilung, "würdigt die UN-Kulturorganisation eine Tradition, die über Jahrhunderte in Europa lebendig ist. Deutschland, Lettland, Österreich, Polen Spanien und Tschechien hatten die Anerkennung gemeinsam beantragt."
Dazu erklärte der Präsident der Internationalen Flößervereinigung (IATR), Frank Thiel, der auch die Schiltacher angehören: "Die Mitglieder unseres Verbandes haben mit großer Freude diese Anerkennung aufgenommen. Es ist ein motivierender Moment für alle Flößerinnen und Flößer, die sich der Bewahrung und Weiterentwicklung dieser Handwerkskunst mit Leidenschaft verschrieben haben und ihr Wissen und Können den nachfolgenden Generationen übermitteln."
Eine mögliche Nominierung wurde zunächst durch Diskussionen auf den Generalversammlungen der Internationalen Flößer-Vereinigung, besonders im Jahr 2010, vorbereitet. "Viele Jahre engagierter ehrenamtlicher Arbeit der Trägergruppen haben jetzt ihre Würdigung gefunden", meint Thiel.
Die Flößerei ist eine alte Handwerkskunst, die jahrhundertelang den Transport von Holz und Gütern auf dem Wasserweg ermöglichte. Seine Hochkonjunktur erlebte das Handwerk in Europa zwischen dem Mittelalter und dem 20. Jahrhundert. In diesem Zeitraum war Holz vor allem als Brenn- und Baustoff gefragt. Geflößt werden konnte auf nahezu allen Gewässern, auf kleinen Bächen ebenso wie auf großen Flüssen, Zwar hat mit zunehmender Industrialisierung die Flößerei als Transportmittel an Bedeutung verloren, jedoch fanden sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wieder viele Interessierte zusammen, um die Kunst des Floßbaus und der Flößerei für heutige und kommende Generationen zu erhalten.
Heute findet das alte Handwerk wieder zunehmend Verbreitung und steht Frauen wie Männern gleichermaßen offen. Flößereivereine halten das traditionelle Wissen wach. Auf Flößerfesten und Floßfahrten, in Schulen und Kindergärten informieren sie über das kulturelle Erbe und die Bedeutung des Rohstoffs Holz in Vergangenheit und Zukunft.
"Wir freuen uns sehr über die Einschreibung der Flößerei in die Repräsentative Liste der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit" stellt Thiel weiter fest. "So wird auch die länderübergreifende Zusammenarbeit gewürdigt, die maßgeblich zum Erfolg der Nominierung geführt hat."
Gegenwärtig beschäftigen sich nahezu 8000 Flößerinnen und Flößer in Europa mit der Pflege dieses Kulturerbes. "Die Einschreibung in die UNESCO-Liste", ist sich Thiel gewiss, "wird auch in den anderen Mitgliedsstaaten, in denen die Flößerei noch nicht in den nationalen Listen geführt wird, einen entsprechenden Impuls für die Tätigkeit der Flößervereine geben." Dazu zählen beispielsweise Bosnien-Herzegowina, Finnland, Frankreich, Italien, Rumänien, Slowenien, und Kanada.