Dass die Floßfahrt auf der Kinzig am letzten Juni-Sonntag nicht stattfinden durfte, sorgt bei den Schiltacher Flößern und Besuchern des Floßfestes für große Enttäuschung.
Viel Mühe und Arbeit haben sich die Schiltacher Flößer beim Bau des Floßes für eine Floßfahrt beim Flößerfest gemacht. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens wollten sie noch einmal ein original Schwarzwälder Gestörfloß in historischen Dimensionen mit neun Gestören, circa 80 Meter Länge und knapp drei Meter Breite bauen.
Bild von 1885 als Vorlage
Als Vorlage diente ein Bild vom Flößerstädtle um 1885 von einem fast fertigen Floß mit acht Gestören im Hochmutsteich. . Am Sonntag lag das Floß fertig eingebunden, mit Ruder, Sperre und Dreibein im Hochmutsteich an der Lehwiese, aber es durfte nicht fahren. Viele Zuschauer waren extra nach Schiltach gereist, um sich die spektakuläre Floßfahrt anzusehen, andere haben sich nach dem Stand erkundigt und sind wegen der Absage ß nicht zum Flößerfest gekommen. Im Vergleich zu früheren Flößerfesten war der Besuch am Samstag sehr gut, am Sonntag eher bescheiden gewesen. Für die Flößer alles eine herbe Enttäuschung.
Gründe festgehalten
Nach dem Flößerfest haben die Flößer die Gründe schriftlich festgehalten: „Technisch wäre die Floßfahrt mit dem Wasser des Hochmutsteiches unter Hinzunahme des Wasservorrates vom Badewehr und vom Schlossmühlewehr verträglich möglich gewesen“, versichern die Flößer. Grund für das Fahrverbot war die Unterschreitung der in der Genehmigung des Landratsamtes festgelegten Mindestabflusses von Kinzig und Schiltach zum Zeitpunkt des Flößerfestes.
Wenige Tage entscheiden
Die staatliche Fischerei verlangte für Juli 1,2 Kubikmeter pro Sekunde. Wegen anderen größeren Festlichkeiten in der Umgebung musste das Flößerfest aber bereits fünf Tage früher – am 24. und 25. Juni – stattfinden. Für Juni aber wurde die Mindestwassermenge auf zwei Kubikmeter pro Sekunde festgelegt und die Nutzung des Wassers vom Schlossmühlewehr untersagt. „Für die Floßfahrt ein K.o.-Kriterium. Somit konnte keine Floßfahrt stattfinden. Dieser Umstand ist bei vielen Besuchern auf Unverständnis gestoßen“, stellen die Flößer fest.
Früher kein Problem
Und sie verweisen darauf, dass in früheren Zeiten in der Regel vom Georgstag (23. April) bis zum Martinstag (11. November) geflößt wurde. Trotzdem sei die Artenvielfalt und der Fischreichtum deutlich größer als heute gewesen.
Seit 1998 hatten die Floßfahrten in diesem Zeitraum stattgefunden. „Doch im Laufe der Jahre entstanden immer größere Einschränkungen von behördlicher Seite“, berichten die Flößer weiter . So sollen Floßfahrten nach Meinung der staatlichen Fischerei möglichst nur noch ab Juli stattfinden, wo die Abflüsse der Flüsse noch geringer sind als im Zeitraum April bis Juni. „Somit beißt sich die Katze in den Schwanz und jegliche Genehmigungen verlieren an Wert, weil die in den Nebenbestimmungen festgelegten Mindestwassermengen nicht erreicht werden können und mit sonstigen Einschränkungen wie das Nutzungsverbot von angestautem Wasser das Aus bedeuten“, kritisieren die Flößer.
Abwägung vermisst
Einerseits sei die Anerkennung des Kulturerbes Flößerei durch die Unesco ein Auftrag, dieses Wissen auch den nächsten Generationen weiter zu geben, andererseits werde dies durch staatliche Behörden immer weiter eingeschränkt. „Die Flößer und auch viele Besucher vermissen eine vertretbare Abwägung zwischen Kulturerbe und Ökologie.“
Die Flößer wollen nach den Erfahrungen mit den komplizierten Genehmigungen noch einmal mit den Behörden in Kontakt zu treten, um Lösungen zu finden, die es ermöglichen, wie früher in den eher wasserreichen Monaten Mai und Juni Floßfahrten machen zu können.